Ein "Verrückter" mit Benzin im Blut

Heimspiel der doppelten Art. Christian Mayenfels aus Hermeskeil ist Vollblut-Rallyefahrer und Autotüftler. An der Rallye Deutschland vom 20. bis 22. August nimmt der 47-Jährige bei den "Historischen" mit einem über 30 Jahre alten Opel teil. Dabei fährt er jeweils eine Prüfung quasi vor seinem Wohnhaus und eine vor seinem Elternhaus.

 Christian Mayenfels präpariert sein Trainingsauto, einen Opel Kadett. Sein Einsatzfahrzeug für den WM-Lauf in Hermeskeil, ein Opel Ascona, muss derzeit neu aufgebaut werden. TV-Foto: Jürgen C. Braun

Christian Mayenfels präpariert sein Trainingsauto, einen Opel Kadett. Sein Einsatzfahrzeug für den WM-Lauf in Hermeskeil, ein Opel Ascona, muss derzeit neu aufgebaut werden. TV-Foto: Jürgen C. Braun

Hermeskeil. Das Handy bimmelt unaufhörlich an diesem Tag bei Christian Mayenfels. Es heißt Ersatzeile bestellen, Reparaturzeiten ausmachen, über Preise verhandeln, nachfragen was gebraucht wird usw. Und die Zeit drängt. Am dritten August-Wochenende wird Mayenfels, der seit mehr als einem Vierteljahrhundert aktiv Rallyesport betreibt, mit seinem Opel Ascona B, Jahrgang 1979, beim Wettbewerb der historischen Rallyeboliden teilnehmen.

Doch der alte Opel ist derzeit alles andere als fahrtüchtig: Bei der Eifel-Rallye Mitte Juli rund um Daun hatte er nach einer Sprungkuppe einen fulminanten Schaden an der Hinterachse erlitten. "Jetzt bauen wir alles neu auf, aber das geht nicht von heute auf morgen", erklärt der Rallyepilot. Schon mit 20 Jahren hatte ihn das "Quertreiber-Fieber" erfasst. "Ich bin immer Opel gefahren, habe der Marke die Treue gehalten. Meine ersten sportlichen Versuche auf der Piste habe ich 1983 mit einem 60 PS starken Kadett gemacht", erzählt er.

Dass er jetzt, zum zweiten Mal nach 2008, mit seinem Fahrzeug am einzigen deutschen Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft teilnehmen kann, ist für ihn "Spaß und Freude pur". Und das aus besonderem Grund: Mayenfels, der seit 1987 in Hermeskeil wohnt, hat ein doppeltes Heimspiel. "Samstags morgens fahren wir die neue Schotterprüfung hier in Hermeskeil. Quasi vor meiner Haustür. Und auf dem Militär-Übungsgelände in Baumholder wird eine Wertungsprüfung gefahren, von der aus kann ich auf mein Elternhaus in Heimbach sehen."

Mayenfels ist mehr als nur Mitfahrer in der Szene. Auch dann, wenn beim deutschen WM-Lauf die Stars früherer Jahre und Jahrzehnte wie Lancia Fulvia, oder Audi Sport Quattro das Fahrerfeld schmücken werden. Der 47-Jährige ist erfolgreich in seinem Sport gewesen, in den er seit Jahren sehr viel Zeit investiert, und er ist es immer noch. Mit seinem Bruder Guido fährt er den Ascona für das italienische Opeltuner-Team Conrero. Er ist der anerkannteste Tuner der Marke mit dem Blitz in Italien und fuhr selbst 1979 die WM-Rallye San Remo.

Seit der Eifel-Rallye ist der Ascona des Brüderpaares übrigens auf ganz bestimmte Weise "geadelt" und darüber freut sich der Hermeskeiler Rallyesportler ganz besonders. "Bei der Eifel-Historic ist auch Walter Röhrl, der ehemalige Rallye-Weltmeister, gestartet. Bei der Startaufstellung war der Walter hinter mir. Wir haben ein bisschen geplauscht miteinander, und abends ist er dann noch zu mir gekommen und hat mir das Auto auf dem Dach signiert."

Training mit dem Zweitwagen



Derzeit hat er aber alle Hände voll zu tun. Sein Wettbewerbsfahrzeug, den Ascona von 1979, muss er aufbauen und mit seinem zweiten Fahrzeug, einem bildschönen Kadett GTE, für den WM-Lauf trainieren. Denn das, dessen ist er sich sicher, "wird richtig knüppelhart. In diesem Jahr dürfen wir zum ersten Mal bestimmte Abschnitte vor dem WM-Lauf trainieren. Da der Ascona noch nicht fertig ist, fahre ich die Strecken dann mit dem GTE, um sie kennenzulernen." Also alles richtig professionell und mit viel Liebe zum Rallyesport. Christian Mayenfels ist im positiven Sinne ein "Rallye-Verrückter mit Benzin im Blut".

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