Neue Nutzung fürs ehemalige Gefängnis Hinter Gittern in Hermeskeil könnten bald historische Schätze lagern

Hermeskeil · Der Kulturgeschichtliche Verein Hochwald möchte mit seinem Archiv von der Hochwaldkaserne ins ehemalige Gefängnis in Hermeskeil umziehen. Auch das Feuerwehrmuseum meldet Interesse an den Räumen dort an. Beide Projekte wurden am Donnerstag im städtischen Bauausschuss erstmals öffentlich vorgestellt.

 Das ehemalige Gefängnis neben dem Hermeskeiler Amtsgericht soll eine neue Bestimmung erhalten. Der Kulturgeschichtliche Verein will dort sein Archiv einrichten. Der Stadtrat muss allerdings noch zustimmen.

Das ehemalige Gefängnis neben dem Hermeskeiler Amtsgericht soll eine neue Bestimmung erhalten. Der Kulturgeschichtliche Verein will dort sein Archiv einrichten. Der Stadtrat muss allerdings noch zustimmen.

Foto: Trierischer Volksfreund/Christa Weber

Zeitungen, Fotos, Tausende regionalgeschichtliche Bücher, alte Karten und wertvolle Handschriften – das Archiv des Kulturgeschichtlichen Vereins Hochwald ist laut dem Vorsitzenden Dittmar Lauer ein „großer Schatz“, den es zu bewahren gilt. Zurzeit lagern die Dokumente in der früheren Hochwaldkaserne. Allerdings: „Alles ist voll gepackt bis oben hin und ziemlich beengt“, sagt Lauer.

Deshalb sucht der Verein schon länger ein Domizil, in dem er sich langfristig einrichten und sein Archiv Schulklassen und Besuchern auch zugänglich machen kann. Nun ist er offenbar fündig geworden – im ehemaligen Gefängnis in Hermeskeil. „Wir würden gern die zweite und dritte Etage für unser Archiv nutzen“, berichtete Lauer am Donnerstagabend im städtischen Bauausschuss.

Baulich müsse dafür „so gut wie nichts“ verändert werden. Die Wände müsse man streichen, die Fußböden abschleifen, manche Fenster ersetzen und neue Versorgungsleitungen legen, erläuterte Lauer, der von Beruf Architekt ist. Zu klären sei der Umfang des Brandschutzes, weil für Archive besondere Anforderungen gelten. Das Gefängnisgebäude – wie der Neubau des angrenzenden Amtsgerichts um 1908/09 eröffnet – steht zudem unter Denkmalschutz. „Der Raum- und Außencharakter bleibt erhalten inklusive der vergitterten Fenster“, sagte Lauer. Auch die markanten Zellentüren wolle man nicht verändern. „Wir wollen versuchen, die Kosten so gering wie möglich zu halten und möglichst viel in Eigenleistung beizusteuern.“

Es hätten bereits einige Hermeskeiler Vereine ihre Hilfe angekündigt, berichtete Lauer. Manche von ihnen nutzen das ansonsten leerstehende Gebäude als Abstellfläche. Auch Stücke aus der Sammlung des Hochwaldmuseums sind dort untergebracht. Das Gefängnis diente nach dem Zweiten Weltkrieg bis etwa 1970 als Jugendarrestanstalt. Später übertrug das Land das Gebäude an die Stadt, die dafür aber bislang keine umfassende neue Nutzung gefunden hat.

René Treitz (SPD), Vorsitzender des Bauausschusses und erster Beigeordneter der Stadt, erklärte, dass für das Projekt eine 75-prozentige Förderung aus Mitteln der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Erbeskopf möglich sei. An den verbleibenden 25 Prozent würde sich die Verbandsgemeinde beteiligen, sofern sie im Gefängnis Räume zum Lagern von Akten nutzen könne. Ein Förderantrag müsse jedoch bald gestellt werden, da die aktuelle LAG-Förderperiode in diesem Jahr ende. Die Stadt Hermeskeil plane für 2020 Haushaltsmittel für eine Untersuchung ein, die den Bauzustand des Gebäudes klären soll. Stimme der Stadtrat zu, müsse danach ein Planungsauftrag vergeben werden, um die Kosten zu ermitteln.

Unterdessen meldet bereits ein zweiter Verein ein konkretes Interesse am Gefängnis an. Christoph Unger, Vorsitzender des Fördervereins vom Feuerwehrmuseum, schilderte dem Ausschuss, dass das Museum einen Ort zum Lagern und Reparieren von Exponaten suche. Momentan nutze man dafür eine Lagerhalle am Stadtrand, die man sich mit anderen Mietern teile. An Fahrzeugen zu arbeiten, sei dort nicht möglich. Weitere Nachteile seien der weite Weg dorthin und die monatlichen Mietkosten.

Historische Schriftstücke und Uniformen lagern laut Unger derzeit auf dem Speicher, was „nicht ideal“ sei. Die Museumsaufgabe, solches kulturelle Erbe zu bewahren, sei derzeit kaum zu bewerkstelligen. „Wenn im Gefängnis etwas passiert, würden wir uns daher am liebsten dranhängen“, sagte Unger. „Eine Zelle für die Dokumente und Uniformen würde uns schon reichen.“

 Zusätzlich könnten die alten Garagen neben dem Gefängnis abgerissen und ein Lager- und Arbeitsplatz für Fahrzeuge in unmittelbarer Nähe zum Museum errichtet werden.  Für eine Alternative, eine kleinere Halle auf einer Wiese am Museum, habe er grobe Kosten von etwa 60 000 Euro ermittelt, sagte Unger. Die Halle am Gefängnis wäre größer und löse das Platzproblem auch langfristig. Die Kosten dafür könne er als Laie nicht schätzen. Der Verein habe allerdings 50 000 Euro zur Seite gelegt, die er für das Projekt beisteuern wolle. Zudem sei laut LAG-Geschäftstelle eine Förderung denkbar. Diese läge bei 60 Prozent, sollte die Stadt das Projekt anmelden.

Der Beigeordnete Treitz sagte, die städtischen Gremien bräuchten nach dieser ersten Information noch etwas Beratungszeit. Man müsse bei den Überlegungen für das Gefängnis auch einbeziehen, dass die angrenzende Kunickerstraße im Rahmen eines Städtebau-Förderprogramms in den nächsten Jahren neu gestaltet werden soll.

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