"Manchmal ist es gut, der Letzte zu sein"

Saarburg · Der Cartoonist Josef Hammen stellt seine Arbeiten bis zum 31. Oktober in der Glockengießerei Mabilon aus. Mit seinem vielschichtigen Humor bringt er die Besucher zum Schmunzeln.

 Elch Rudolph und sein Schöpfer: Cartoonist Josef Hammen stellt in der Glockengießerei Mabilon aus. TV-Foto: Max Henning Schumitz

Elch Rudolph und sein Schöpfer: Cartoonist Josef Hammen stellt in der Glockengießerei Mabilon aus. TV-Foto: Max Henning Schumitz

Saarburg. Ein großformatiges Bild zeigt den Elch Rudolph vor weißem Hintergrund. Einen Elch? Nur wer genau hinsieht, findet die 33 weiteren Elche in die Schneefläche eingeritzt. "Das Bild habe ich erst kürzlich fertiggestellt", erzählt Josef Hammen, der als Cartoonist in Trierweiler lebt. Daneben hängt sein buntes Bild "Über den Hügeln", zwei Radrennfahrer kämpfen um den Sieg, Menschenmassen jubeln ihnen zu. Das auf den ersten Blick fröhliche Bild lässt einen dann doch grübeln: Haben die Radler sich wohl schon früher gedopt, oder wie haben sie sonst ihre Muskelberge so aufgebaut?
"Waren meine Bilder früher von den Farben doch eher fröhlich, so sind sie heute hintergründiger", kommentiert Hammen seinen Stilwechsel. "Mir ist es wichtig, dass sich dem Betrachter die Bildidee von selbst erschließt."
Die Kunsthistorikerin Anette Barth, die am vergangenen Sonntag die Ausstellung in der Glockengießerei Mabilon eröffnet hat, charakterisiert Cartoons als Bilder, deren Humor sich auch ohne Text erschließt. "Von der politischen Karikatur unterscheiden sie sich darin, dass sie subtiler sind und weniger deutlich aktuelle Missstände anprangern."
Der 50-jährige Hammen ist in Polen aufgewachsen und hat an der Fachhochschule Trier Kommunikationsdesign studiert. Zusammen mit seiner Frau hat er vor 15 Jahren eine Werbeagentur gegründet. "Zum Cartoon bin ich zufällig gekommen. Die Arbeiten des amerikanischen Cartoonisten Gary Larson haben mich inspiriert."
Natürlich sei auch der Cartoon politisch, sagt Hammen. Das lässt sich schön an dem Bild "Manchmal ist es gut, der Letzte zu sein" ablesen, das auch der Ausstellung den Titel gab. Lemminge stürzen sich eine Klippe hinunter. Aber nur die letzten landen weich, weil sie auf einen Berg von Lemmingen fallen.
"Nein, ich bin kein fieser Typ", erklärt Hammen. "Aber man muss den Menschen Raum geben, sich zu entwickeln. Das wird in unserer Leistungsgesellschaft leider zu oft vergessen." itz

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