54 000 Raver feiern Nature One

Kastellaun · Bei Nature One, der größten Veranstaltung für elektronische Tanzmusik in Deutschland, haben am Wochenende in Kastellaun Zehntausende Raver gefeiert - friedlich und sicher. Das Festival dauerte über zwei Nächte und endete am Sonntagmorgen um 9 Uhr.

Kastellaun. Der Jubelschrei von Tausenden hat am frühen Samstagmorgen einen ganz besonderen Grund: Sven Väth ist hinter das DJ-Pult getreten. Der deutsche DJ-Weltstar, der seinen Urlaub in jedem Jahr ja an der Mosel bei Traben-Trarbach verbringt (der TV berichtete), legt im Century Circus auf, einem riesigen an den Seiten offenen Zelt im Zirkusstil. Bässe dröhnen, Lichter blitzen - hier bei Nature One ist er richtig, genau wie die etwa 300 anderen Künstler und die 54 000 tanzenden Besucher, die am Wochenende die ehemalige US-Atomraketenbasis Pydna in Kastellaun zu dem gemacht haben, was sie einmal im Jahr ist: Deutschlands größte Veranstaltung für elektronische Tanzmusik (im Volksmund gerne als Techno bezeichnet).
Väth gehört zu denen, die eigentlich in jedem Jahr bei Nature One dabei sind. Andere Namen, die in den vergangenen Jahren für das Weltklasse-Lineup sorgten, fehlen dagegen: Weder Carl Cox noch Chris Liebing noch Armin van Buuren tauchen bei der 17. Auflage der Nature One auf. Dafür haben die Veranstalter von i-Motion aus Koblenz aber echte DJ-Legenden ausgegraben: Rush, Kai Tracid, Mark\'Oh - allesamt DJs, die vor Jahren oder schon Jahrzehnten die Welt der elektronischen Musik beherrschten und heute genauso gut ankommen wie damals.
Bei Nature One 2011 fällt verstärkt auf, dass Live-Künstler immer mehr Zulauf verzeichnen. Von den DJs unterscheiden sie sich darin, dass sie nicht nur die fertigen Musikstücke (von sich selbst und anderen Produzenten) auf der Bühne aneinandermixen, sondern die Musik tatsächlich live auf der Bühne spielen. Laserkraft 3D spielen beispielsweise mit Umhängekeyboard, und Gustavo Bravetti (aus Montevideo, Uruguay; für viele DIE Entdeckung der Natue One) erzeugt seine Melodien unter anderem mit Drum-Pads, auf die er schlägt (etwa wie ein elektronisches Schlagzeug), und einer Fernbedienung einer Spielekonsole.
Die 54 000 Besucher stellen Nik Schär, Geschäftsführer des Veranstalters i-Motion, vollkommen zufrieden. "Wir freuen uns, dass wir über all die Jahre eine so konstant hohe Besucherzahl haben. Bei optimalem Wetter hätten wir wohl einen neuen Besucherrekord verzeichnen können", sagt er. Der liegt bei 61 000 zahlenden Gästen und wurde 2009 aufgestellt. Schon am Donnerstagmorgen, als der Zeltplatz öffnete, habe es einen kilometerlangen Stau auf den Straßen und Wegen gegeben. "Das gab es hier noch nie", sagt Schär. Der Regen, vor allem im Laufe des Samstags habe aber wohl noch viele potenzielle Tagesgäste abgeschreckt. "Das sagt uns die Erfahrung. Viele Leute aus der Umgebung Koblenz, Trier und auch bis rauf nach Köln entscheiden sich oft kurzfristig, Nature One zu besuchen."
Am Samstagmittag glich das Veranstaltungsgelände gar einer Seenlandschaft. Zwar standen keine Bühnen und Zelte unter Wasser, aber trotzdem "haben wir alles, was wir an Pumpen bekommen konnten, eingesetzt, damit die Besucher möglichst mit trockenen Füßen feiern können", sagt Schär. Zu 100 Prozent geklappt hat das nicht. Einige Stellen des Festivalgeländes glichen eher einer Matschgrube.
Und so sahen die Raver dann auch aus: dreckig aber glücklich, diese Mega-Party feiern zu können.

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