Kunstgeschichte(n):

Tante Erika war in einer Kunstausstellung. "Die niederländischen Stillleben hättet ihr sehen sollen", schwärmt sie. "Einfach großartig!" "Was ist denn ein Stillleben?", will Max wissen. "Hat das etwas mit der Stillbeschäftigung zu tun, die wir immer in der Schule machen müssen?" Tatsächlich ist genau wie bei der Stillbeschäftigung beim Stillleben alles still.

 Diesen Teller mit Pfirsichen hat der italienische Künstler Giovanni Ambrogio Figino Ende des 16. Jahrhunderts gemalt. Foto: Wikimedia

Diesen Teller mit Pfirsichen hat der italienische Künstler Giovanni Ambrogio Figino Ende des 16. Jahrhunderts gemalt. Foto: Wikimedia

Als Stillleben werden nämlich (meist gemalte) Bilder bezeichnet, auf denen alle Gegenstände völlig bewegungslos sind. Stillleben waren vor 300 bis 400 Jahren ganz modern. Damals kam in den Niederlanden der Begriff "Stillleben" auf. Darin stecken die niederländischen Wörter "stil" und "leven" - also "still und Leben". Auf den Bildern sind bewegungslose Gegenstände zu sehen wie Äpfel, Brot, Musikinstrumente, aber auch Blumen und für den Kochtopf geschlachtete oder auf der Jagd erlegte Tiere. Sie sind so verblüffend echt gemalt, dass man sie liebsten mit den Händen greifen würde. Die Bilder heißen nach den Tieren und Dingen, die auf ihnen abgebildet sind. Es gibt Blumenstillleben, Jagdstillleben, Küchenstillleben, Musikstillleben und vieles mehr. Auch wenn es den Begriff Stillleben erst seit einigen Hundert Jahren gibt, die Bilder mit den "stillen Gegenständen" gibt es schon viel länger. Schon die alten Römer und Griechen kannten solche Bilder. Um sie zu malen, mussten die Maler erst einmal lernen, Gegenstände so abzubilden, dass sie wie echt aussahen. Einem griechischen Maler, der Zeuxis hieß und vor 2500 Jahren lebte, soll das als einem der ersten gelungen sein. Er malte Trauben, die so echt aussahen, dass die Vögel sie angepickt haben. In den neueren Stillleben (die in den vergangenen 300 bis 400 Jahren entstanden sind) ging es allerdings um viel mehr, als naturgetreu zu malen. In solchen Stillleben steckt immer eine Botschaft. Sie sind gemalte Gleichnisse. So kann eine Schale mit Obst Lebenslust und Reichtum bedeuten. Musikinstrumente erzählen von der Freude und vom Gefühl, das Musik macht. Blumen bedeuten Lebensfreude und blühendes Leben. Die gejagten Tiere der Jagdstillleben hingegen berichten über Leben und Tod. Übrigens: Zurzeit gibt es im Haus Beda in Bitburg solche Jagdstillleben und ein Blumenstillleben zu sehen. Eva-Maria Reuther

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