Kunstgeschichte(n)

Mosel/Eifel · "Warum sehen die Häuser alle so kariert aus", wollte neulich Paulchen bei einer Fahrradtour entlang der Mosel wissen. Mit den "karierten Häusern" waren natürlich die Fachwerkhäuser gemeint, die dort überall, aber auch in der Eifel und auf dem Hunsrück die Dörfer schmücken.

Fachwerkhäuser gehören einfach zur Region. Wie man solche Häuser baut, ist schon sehr lange bekannt. Schon die alten Römer bauten sie. Wände als Fachwerk wurden wahrscheinlich sogar schon vor 9000 Jahren errichtet. Das muss man sich mal vorstellen. Der Bau ist eigentlich ganz einfach und doch kunstvoll. Man baut ein Gerüst in Hausform aus Balken. Die senkrechten (gerade nach oben stehenden) Balken, die Ständer, werden mit schräg stehenden verstärkt, die man Streben nennt. Dazwischen werden die Querbalken, die Riegel, befestigt. Wo die Decken hinkommen, legt man Balken quer über den Innenraum. Wer mal genau hinschaut, wird sehen, dass bei manchen Fachwerkhäusern das obere Geschoss über das untere ragt. Das ist ein Zeichen dafür, dass das Balkengerüst für jedes Geschoss einzeln gebaut wurde. Die Zwischenräume zwischen den Balken nennt man Fächer. Sie wurden oft mit Lehm und einem Holzgeflecht gefüllt, damit der Lehm nicht wegrutschte. Damit die Zimmerleute nicht die Balken verwechselten, wurden sie markiert. Das war auch praktisch, wenn man die Fachwerkgerüste mal ab- und wieder aufbauen wollte. Fachwerkbauten waren preiswerter als Steinbauten. Das Holz war gleich im Wald. Es gab jede Menge davon und es war leichter zu transportieren als Steine. Reiche Bürger ließen sich ihre Fachwerkhäuser kunstvoll verzieren und bunt bemalen. Im Innern wurden die Türen übrigens angestrichen und die Deckenbalken verputzt. Nicht nur, weil den Bewohnern das besser gefiel, sondern auch als Schutz gegen Feuer und Abnutzung. Heute werden übrigens wieder solche Fachwerkhäuser gebaut. Die Fächer werden allerdings mit modernen Baustoffen oder Glas ausgefüllt. Wie Fachwerkbau geht, kann man selbst ganz leicht mit kleinen Hölzern oder abgebrannten Streichhölzern nachmachen. Also kräftig sammeln. Eva-Maria Reuther

Meistgelesen
Neueste Artikel
Vom erwischt werden
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael BoltonVom erwischt werden
Zum Thema
Aus dem Ressort