Oliver Strauch spürt dem ,,New York Sound“ nach

Trier · Dem klassischen Modern Jazz hat sich der Saarbrücker Schlagzeuger Oliver Strauch schon seit Jahren verschrieben. Zuletzt zeugten davon die beiden mit seiner Formation „Groovin' High“ aufgenommenen Alben, an denen jeweils auch der bekannte US-amerikanische Trompeter Randy Brecker mitwirkte.

 Thomas Strauch

Thomas Strauch

Foto: Archiv

Jetzt geht der 44-jährige Saarländer diesen Weg des traditionellen Jazz konsequent weiter: „Eine Herzenssache“ sei es ihm gewesen, antwortet Strauch auf die Frage nach der Motivation für sein „New York Album“.

Die Reise führt ihn also an den Hudson, wo der Modern Jazz, der Bebop entstanden sind. Der Sound dieser Stadt, so der Schlagzeuger, sei der „seiner Helden“. „Ihn habe ich tief eingeatmet und ihm nachgespürt!“ Strauchs „New York Album“ bietet die Zusammenarbeit mit einem altgedienten Vertreter des Jazz – dem Pianisten Kenny Werner (geboren am 19. November 1951 in Brooklyn), der sich schon in den siebziger Jahren mit der Musik von George Gershwin und Charles Mingus auseinandergesetzt hatte. Die beiden holten sich noch einen dritten Mann an Bord: den neuseeländischen Bassisten Matt Penman (geboren 1974), der mit seinem Spiel der Musik das Fundament zugrundelegen sollte.

Bei dem Projekt der drei ging es grundsätzlich um die Aufnahme eines Albums, das die Atmosphäre des Jazz der späten 50er für den heutigen Hörer nachvollziehbar machen sollte. Und dieses Ziel haben sie mit dem „New York Album“ (lediglich sechs Titel, aber eine Gesamtspielzeit von mehr als 65 Minuten) voll und ganz erreicht: Das ausgewählte Repertoire entfaltet scheinbar altbekannte Standards wie Cole Porters „Easy To Love“ (1), Bruno Martinos „Estate“ (6) oder „The Song Is You“ (3) von Jerome Kern in recht langen, aber neuen, spannend anzuhörenden Versionen. Fantastisch das getragene „Soul Eyes“ (2) von Mal Waldron mit langsamem Becken-Intro von Strauch und perlenden Piano-Passagen von Werner, ehe später Penmans Bass einsteigt

Besonders bei George Gershwins „I Love You Porgy“ (4) habe Werner „eine Sternstunde“ gehabt, er spiele „sehr risikoreich, seine Höhenflüge sind wirklich einzigartig“, urteilt Strauch über den Pianisten allgemein und speziell bei diesem Titel. „Kenny Werner ist einer der meistunterschätzen Jazzmusiker“, fährt der Saarbrücker fort, „ein musicians musician, einer der ganz Großen!“. Aber dies sei eher den musikalischen Kollegen bewusst, weniger dem breiteren Publikum.

„Brooklyn Mystery Suite“ (5, neun Minuten lang) ist die einzige Eigenkomposition des Albums, in der Strauch den „Sound New Yorks tief eingeatmet und ihm nachgespürt“ hat, wie er selbst sagt. Dieser Titel fängt für den Saarbrücker alles ein: „die Leichtigkeit und Tiefe der Stadt, die Taxifahrt über den Hudson, die Skyline Mit Kenny und Matt derart frei zu spielen, war ein riesiges Privileg! Dennoch“, fügt er schelmisch hinzu, „findet sich in dieser Komposition viel Europa wieder!“

Strauchs Suche nach dem „New York Sound“ war nicht nur wegen der Musiker Werner und Penman Erfolg beschieden – auch das Aufnahmestudio System Two in Brooklyn hatte Anteil daran: „Dort steht ein wunderbarer Steinway-Flügel“, erzählt Strauch, „der vorher seinen Platz in der Carnegie Hall hatte. Schon Alfred Brendel und Daniel Barenboim haben auf ihm gespielt. Kenny war von dem Klang dieses Instruments ganz angetan. Das Außergewöhnliche an diesem Studio ist aber dieser besondere Sound, den ich ‚New-York-Sound' nenne – groß, akustisch und in einer Tradition, die uns alle geprägt hat!“

Ein wirklich tolles Album großer Musiker.

Oliver Strauch Trio with Kenny Werner and Matt Penman: New York Album, Jazz'n'Arts, JnA 4910.

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