Unterm Strich - Die Kulturwoche

Nägel fristen normalerweise ein unscheinbares Dasein - entweder in Werkzeugkästen gelagert oder so weit in Wände hineingetrieben, dass man bestenfalls den Kopf sieht und oft nicht mal den, wenn der Haken am Bild so tief sitzt, dass der Rahmen auch den Kopf verdeckt. Das nützliche, aber sonst in jeder Hinsicht vernachlässigte Requisit wurde jedoch 1957 ins Rampenlicht der Kunst gerückt - und zwar vom Düsseldorfer Künstler Günther Uecker.

Er befreite den Zimmermannsnagel aus seinem Schattendasein, indem er ihn zu Tausenden in Stühle, Klaviere, Boote und Schuhe trieb. Seine Werke bekämen durch Nägel ihre eigene "Verteidigungsdominanz", erklärte er. Was biografisch bedingt ist: Der 1930 in Mecklenburg geborene Uecker hatte aus Angst vor der heranrückenden Sowjetarmee am Ende des Zweiten Weltkriegs das Haus verbarrikadiert und von innen alles zugenagelt, um seine Mutter und die Schwestern zu schützen. Die Kunstsammlung NRW widmet dem Wahl-Düsseldorfer nun erstmals eine Einzelausstellung, schlicht "Uecker" überschrieben (7. Februar bis 10. Mai). Bleiben wir noch einen Moment im Kunstgeschäft mit seiner ganzen Härte: Einen Meister, der mit Hammer und Meißel zu Werke ging, ehrt die Bundeskunsthalle Bonn bis zum 25. Mai. 250 Werke von mehr als 70 Künstlern werden gezeigt, und doch geht es im Grunde nur um einen: Michelangelo. "Der Göttliche" heißt die Schau, die den Einfluss des Florentiners bis in die unmittelbare Gegenwart zeigt - anhand von Kollegen wie Raffael, Caravaggio, Rubens, Rodin und Cézanne, aber auch zeitgenössischer Künstler wie Moore, Mapplethorpe, Hrdlicka oder Lüpertz. Ein Glanzstück der Ausstellung (wenn auch nur als Abguss): die Statue des David. Einen nackten Mann, wenn auch mehr in Bewegung, zeigt ebenfalls der langersehnte (Werbetext!!!) Film "Shades of Grey", der in deutscher Übersetzung ("Schattierungen von Grau" oder vielleicht "Gräuliche Schatten") bestenfalls depressionsaffine Cineasten ins Kino locken würde. Aber dank gut geölter PR-Maschinerie wissen wir ja längst, dass das Treiben auf der Leinwand ziemlich bunt ist. So bunt allerdings auch wieder nicht, meint Sex-Expertin Paula Lambert (Werke unter anderem: "Eine Frau mit Penetrationshintergrund", "Brüste - Das Buch"). Die Sex-Szenen seien zwar "pseudo-explizit geschrieben, so irre viel passiert da aber nicht". Und Man(n) sollte auch nicht mit der Partnerin hingehen, rät Frau Lambert. Sonst träte das "Pferdeflüsterer"-Syndrom auf. Bei dem Film seien die Männer nämlich von ihren Frauen ins Kino geschleppt worden und hätten mit verschränkten Armen und bockigen Gesichtern neben ihnen gesessen, weil es sie im Grunde nicht interessierte. Zum Wiehern! no/dpa

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