Wirbelsturm aus Florida

Druckvollen Rock'n'Roll-Blues, energiegeladen und mitreißend gespielt, haben Gitarrist Eric Sardinas und seine Band Big Motor in die Tufa Trier gebracht. Ein außergewöhnlich pulsierendes Live-Konzert-Erlebnis.

 Energiebündel im Cowboy-Outfit: Blues-Gitarrist Eric Sardinas bringt die Tufa zum Kochen. TV-Foto: Anke Emmerling

Energiebündel im Cowboy-Outfit: Blues-Gitarrist Eric Sardinas bringt die Tufa zum Kochen. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. Florida ist für Wirbelstürme bekannt, einer davon ist jetzt in Gestalt des dort 1970 geborenen Blues-Gitarristen Eric Sardinas durch die Tufa Trier gebraust. Ein Aha-Erlebnis schon der Moment, als er und seine Mitmusiker, Bassist Levell Price und Drummer Patrick Caccia, die Bühne erobern. Ihre Cowboy-Outfits vom Hut bis zum spitzen Stiefel machen unmissverständlich klar: Hier kommt Amerika! Und wie es kommt - stählern, heftig, druckvoll, "Big Motor" eben, wie sich die Band treffend nennt.

Überwiegend temporeicher, rockiger Blues mit Slide-Passagen, harten Beats und hämmernden Bassrhythmen elektrifiziert den Saal und die hundert überwiegend männlichen Zuhörer, darunter auch einige Trierer Blues-Musiker.

Sardinas Einflüsse sind klar im dem Mississippi-Delta zu verorten. Charlie Patton, Bukka White, Elmore James oder Muddy Waters sind erklärte Vorbilder von Sardinas. Er selbst, der bis vor kurzem mit Johnny Winter auf Tour war, kann sich in puncto Ausdrucksstärke, Virtuosität und Besessenheit ohne weiteres in ihre Reihe stellen.

Wenn er mit gehaltvoller Bluesstimme "No mercy" (Keine Gnade) ins Mikrofon röhrt, guckt man unwillkürlich auf seine Gitarren-Saiten, die in gefühlter Lichtgeschwindigkeit gerupft, geschlagen und geschüttelt den ganzen Schmerz des Blues herausschreien. Sardinas flinke, mit Bottlenecks (dem Flaschenhals nachempfundenen Röhren) bekleideten Finger toben sich auf zwei Dobro-Gitarren aus. Die sind nicht nur durch die charakteristische, durchbrochene Stahlplatte auf dem Holzkorpus ein Blickfang, sondern auch durch zahllose Schrammen und Spachtelstellen, die übers Ausmaß des Traktierens Bände sprechen.

Sardinas traktiert auch sich selbst, schon früh trieft sein Schweiß, lackiert das flächige Brusttattoo, klebt das Hemd fest, strömt Arme und Hände hinab, um schließlich von den Saiten ins Publikum zu spritzen.

"Durch Musik dreht sich die Welt für mich", bekennt er, eigentlich überflüssig, wenn man seine Hingabe erlebt. In der stehen ihm die Kollegen kaum nach, die vom Publikum ebenfalls kräftig bejubelt werden: Bassist Price für das Vermögen, seinem E-Bass Gitarrensoli zu entlocken oder Drummer Caccia für ein Schlagzeug-Solo, das alle in Ekstase bringt.

Die drei liefern nicht nur einen tollen Bluesabend, sondern vor allem das optimale Live-Konzert-Erlebnis, bei dem hautnah und bewegend Energie weitergegeben wird.

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