Wo Grenzen überschritten werden

Trier/Differdange · Seit der Kulturhauptstadt 2007 schlägt das von Trier aus initiierte Projekt "Crossborder" jedes Jahr seine Zelte in Gestalt einer "Wander-Hochschule" in Europa auf. Am Dienstag startet im Luxemburgischen Differdange die siebte Auflage. Die Frau hinter Crossborder ist Professorin Anna Bulanda-Pantalacci von der FH Trier.

 Die Studis der „Nomadenhochschule“ machen sich zum Kunstwerk. Das Foto zeigt Marie Seynaeve , die 2011 zum Thema „Erzwungene Migration" die Videoinstallation „Grey Route“ performt hat. Foto: Veranstalter

Die Studis der „Nomadenhochschule“ machen sich zum Kunstwerk. Das Foto zeigt Marie Seynaeve , die 2011 zum Thema „Erzwungene Migration" die Videoinstallation „Grey Route“ performt hat. Foto: Veranstalter

Trier/Differdange. Die Zahlen sind imposant: 130 Studierende aus 14 Ländern, 27 Professoren, Pädagogen und Künstler, dazu 60 Schüler aus der integrativen Grundschule vor Ort - kein Zweifel, das "European Forum of History and Arts" hat sich als internationale Veranstaltung etabliert. Die "Kunst- und Geschichtswerkstätten", die sich am 2. April für 12 Tage in der Differdinger Kreatif fabrik öffnen, sind mit ihrem Bezug zur Großregion Trier-Luxemburg aus dem Veranstaltungskalender nicht mehr hinwegzudenken. Fachübergreifendes Netzwerk

Von einer "Nomaden-Hochschule" spricht Anna Bulanda-Pantalacci gerne. Die Professorin an der Hochschule Trier hat über Jahre Kontakte nach Luxemburg, Belgien, Frankreich, aber auch Polen geknüpft, um ein Netzwerk zu schaffen, das fach- und kunstformübergreifend einen kreativen Prozess organisiert. Soziologen und Historiker sind dabei, Architekten, Designer, Experten für Multimedia, Performance, Visual Art, Klangkunst und Fotografie. Das Leitthema: Die globale Kultur und die neuen Formen des Zusammenlebens. Die Themen der "Nomaden-Hochschule" klingen immer sehr abstrakt und sie haben meist mit dem Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Nationalitäten und Kulturen zu tun. Aber der Rahmen ist bewusst vage gehalten, um den jungen Künstlern und Wissenschaftlern möglichst viel Raum für ihre kreativen Prozesse zu verschaffen. Wie sie das Thema aufarbeiten, welche Produkte daraus entstehen: Das wird oft erst im Nachhinein deutlich. Wie etwa bei der Premiere 2007, als das Projekt "Erinnerungsräume" die Überreste von Kriegs-Architektur in der Großregion aufspürte und den Anstoß für eine "Wiederentdeckung" des Westwalls gab. Oder 2010, als Crossborder seine Zelte in Schengen aufschlug und die Teilnehmer per Schiff zum "Landgang" in Trier aufliefen, in einer "Fluxus"-Kunstaktion Menschen eine Lehm-Maske verpassten und in der Europäischen Kunstakademie eine Happening-Performance samt Party vom Zaun brachen. Auch diesmal werden in der Kreatiffabrik Skulpturen, Medien, Inszenierungen, Performances, Projektionen, Fotografien und viele andere Kunst-Produkte mehr entstehen. Sie werden am 11. April von 18 bis 24 Uhr am Ort ihres Entstehens gezeigt, im Rahmen einer Ausstellung, die laut Bulanda-Pantalacci zu einem "einmaligen, außergewöhnlichen Event" werden soll. Beinahe-Heimspiel für Trierer

Für die 30 Trierer Studierenden, die das größte Kontingent stellen, wird die Nomaden-Hochschule 2013 ein Beinahe-Heimspiel - nicht nur, weil Triers Kulturdezernent Thomas Egger gemeinsam mit der Luxemburger Kulturministerin Octavie Modert die Schirmherrschaft übernimmt. Die aus Trier stammende Künstlerin Annika Krump wird sie beispielsweise in Körpersprache unterrichten. Ansonsten gilt das Prinzip Spontanität, das Anna Bulanda-Pantalacci so definiert: "Wir kommen irgendwo hin, wir haben nichts dabei, alles wird vor Ort organisiert, alle müssen sich an der Schaffung der notwendigen Arbeitsgrundlagen beteiligen". Im stillen Kämmerlein soll die Arbeit freilich nicht stattfinden. Vor Ort und in benachbarten Städten wird es Aktionen für die Bevölkerung geben. Einen Einblick in Ideen und Konzepte gibt es unter www.cross-border-network.eu.

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