Das Finale wird dramatisch

2013/14 war die Saison der Jubiläen im Grand Théâtre, 2014/15 wird eine Saison des Abschieds. Frank Feitler, der Mann hinter dem Erfolg des Hauses, geht nach 14 Jahren zum Spielzeit-Ende in den Ruhestand. Er hinterlässt ein Theater, das sich als Partner und Koproduzent hohes internationales Ansehen erworben hat, das aber gleichzeitig auch die schwierige Integration der Luxemburger Theaterszene nach der Übernahme des Kapuzinertheaters auf die Reihe bekam. Kontinuität wäre hier angesagt, kein Neuanfang - das zeigt auch der spannende Spielplan für die finale Saison. In den nächsten Monaten wird die Stadt als Träger der Einrichtung über die Nachfolge Feitlers entscheiden müssen.

Einmal quer durch das Opernrepertoire: Auf diesen Nenner lässt sich die Saisonplanung bringen. Los geht\'s mit Belcanto der lustigen Art: Rossinis "Türke in Italien" landet auf der Bühne des Grand Théâtre. Eine Komödie der Tarnungen und Täuschungen, frech, augenzwinkernd. In Szene gesetzt vom britischen Komödien-Spezialisten Lee Blakeley, der als Meister des Umgangs mit dem Leichten gilt. Für den musikalischen Schwung garantiert Rossini-Landsmann Giuseppe Grazioli - und das OPL will beweisen, dass es auch in diesem Sattel festen Sitz hat. Das junge Sänger-Team gruppiert sich um ein Riesen-Talent wie die Sopranistin Rebecca Nelsen. (6.und 8. November). Die Barock-Oper war in der Ära Feitler eine feste Größe. Unvergessen der weltweite Sensationserfolg von Purcells "Dido und Aeneas" in der Sicht von Choreographin Sasha Waltz. Sicher kein Zufall, dass sie noch einmal wiederkommt, diesmal für Monteverdis "Orfeo", die Ur-Oper aus dem Jahr 1607. Die magischen Bilder von Waltz und ihren Tänzern dürften aufs Feinste kontrastieren mit den Stimmen von Giganten ihres Fachs wie Georg Nigl und Charlotte Hellekant. Die Musiker des Freiburger Barockconsort und die Sänger des Vocalconsorts Berlin sind ausgewiesene Spezialisten im Barockfach. (5., 7. und 9. Dezember). Belcanto, Barock - da ist es geradezu folgerichtig, dass es mit Richard Wagner weitergeht. Sein "Fliegender Holländer", gemeinsam erarbeitet mit dem Wagner-Festival Genf, setzt die Reihe der Luxemburger Lohengrins und Parsifals fort. Mit Regisseur Alexander Schulin (einst Schüler von Chéreau) und Dirigent Francois-Xavier Roth (neuer GMD in Köln) kümmern sich zwei Spitzenkräfte um die Realisierung - und zwar in der Pariser Originalfassung von 1841, die eher selten aufgeführt wird. Gespannt sein darf man auf Alfred Walker in der Titelrolle - der Amerikaner gilt als der kommende Mann für die schweren Bariton-Partien. (9. und 11. Mai 2015).Jenseits aller gewohnten Pfade, begibt sich das Grand Théâtre auf die Suche nach der szenischen Substanz, die sich in einem Liederzyklus wie dem Italienischen Liederbuch von Hugo Wolf versteckt. Die optische Aufbereitung besorgt der belgische Regisseur Waut Koeken, für die musikalische Gestaltung zeichnet die Luxemburger Sängerin Mariette Lentz verantwortlich. (9. und 12. Juni 2015). Am Ende darf geweint werden: Madama Butterfly markiert das Finale der Opern-Spielzeit - nach Tosca und Bohème der dritte große Puccini in den letzten Jahren. Das OPL darf unter Leitung von Antonino Fogliani in Moll-Tönen baden, der französische Schauspiel-Regisseur Jean-Francois Sivadier muss darauf achten, dass nicht alles im Kitsch versinkt. Freuen darf man sich auf Serena Farnocchia in der Titelrolle, die viele große Puccini-Partien auch schon an der Mailänder Scala oder der Münchner Staatsoper interpretiert hat. (19., 24. und 26. Juni 2015).

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