Zum letzten Mal in eigener Sache

Das Orchestre Philharmonique du Luxembourg, kurz OPL, hat stressige Monate hinter sich. Es galt, gleich an drei Fronten zu kämpfen.

Zum einen musste das anspruchsvolle Konzertprogramm der laufenden Saison mit gewohnter künstlerischer Solidität bewältigt werden. Zum zweiten stand die Planung für die kommende Saison an, die eine Reihe hochkarätiger Konzerte erwarten lässt. Und zum dritten galt es, die Bedingungen für die Fusion mit der Philharmonie auszuhandeln - ein ziemlich kniffliger Prozess, der immer noch andauert.
Nachdem die Politik in Gestalt von Kulturministerin Octavie Modert das Zusammengehen des traditionsreichen Klangkörpers mit Matthias Naskes erfolgreichem Konzerthaus beschlossen (und zügige Umsetzung angemahnt) hatte, ging es den Philharmonikern wie Goethes Fischer: Halb zog sie ihn, halb sank er hin. Einerseits war der Verbesserungsbedarf bei Außendarstellung, Marketing und Management des OPL unübersehbar. Andererseits wissen die Philharmoniker aber auch, wie Goethes Gedicht weitergeht: "… und ward nicht mehr gesehn". Sie wollen sicherstellen, dass sie im Riesen-Portfolio der Philharmonie zwischen den weltberühmten Ensembles und den Stars am Fließband nicht an den Rand gedrängt werden.
Die beste Versicherung gegen eine schleichende Marginalisierung ist freilich immer noch ein klares künstlerisches Profil. Und da hat das OPL für die kommende Saison einiges aufzuweisen. Jiri Belohlavek, der schon lange im Musikleben einen hervorragenden Ruf genießt, ohne in die Spitzengruppe der Stardirigenten vorzustoßen, leitet das Orchester zur Saison-Eröffnung mit Martinu, Schumann und Dvorák (22./23. September). Der Oboist, Dirigent und Komponist Heinz Holliger dirigiert Schumann und eigene Werke - Solist ist übrigens Geiger Thomas Zehetmair (9./10. Februar 2012). Jung-Stargeigerin Julia Fischer, Cellistin Marie-Elisabeth Hecker und Martin Helmchen am Klavier widmen sich Beethovens unterschätztem Tripelkonzert (15./16. Dezember). Und unter Stefan Blunier, der in den 1990er Jahren beinahe GMD in Trier geworden wäre, spielt Daniel Müller-Schott Haydns C-Dur-Cellokonzert (1. März 2012). Nicht zu vergessen Mozarts Klavierkonzert in d-moll mit Maria Joao Pires am 15. März 2012.
Auch auf "fremdem Terrain" ist das OPL reichlich engagiert: Mit der Uraufführung von Claude Lenners\' "Der Turm" und Verdis "Otello" gibt es zwei große Opernproduktionen im Grand Théâtre, und auch der Ausflug in die Filmmusik findet in der kommenden Saison gleich doppelt statt.
Eine Veranstaltungsreihe hat das Potenzial zum Geheimtipp. Robert Levin - Cembalist, Pianist und Musikwissenschaftler und ideenreicher Mozart-Bearbeiter - spielt Beethovens Klavierkonzerte Nr. 3, 4 und 5 auf einem historischen Hammerflügel und dem modernen Steinway (16./20./21. April 2012). Begleitet wird er vom Orchester "La Chambre Philharmonique" (historisch) und dem OPL (modern), beide mit OPL-Chef Emmanuel Krivine am Pult.
Und selbstverständlich erläutert der eloquente Harvard-Professor im Erwachsenenbildungsprogramm "Dating spezial" auch Vorzüge und Probleme von Instrument und Interpretationspraxis (19. April). Für die wachsende Zahl deutscher Besucher steht für Levins Konzerte und die beiden Abo-Zyklen der Bus-Shuttle von St. Matthias in Trier zur Philharmonie bereit - allerdings nicht für die "Dating"-Veranstaltungen.
www.opl.lu. Konzertkarten und Abonnements sind künftig nur noch erhältlich über die Philharmonie, Telefon 00352/2632-2632, www.philharmonie.lu
DiL/mö

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