Tradition Besenbinden ist kein Hexenwerk beim Erntedankfest in Niersbach-Greverath

Niersbach-Greverath · Am 8. September findet in Niersbach-Greverath das 19. Erntedankfest seit 1962 statt. Wie jedes Mal haben sich die Bürger Spannendes einfallen lassen. Eine Gruppe zeigt, wie Reiserbesen gebunden werden.

 Michael Mayer, Detlev Karen und Jürgen Knötgen (von links) probieren den Wagen, der bis auf die Dekoration fertig ist, schon mal aus. Für den Umzug wünschen sie sich gutes Wetter.

Michael Mayer, Detlev Karen und Jürgen Knötgen (von links) probieren den Wagen, der bis auf die Dekoration fertig ist, schon mal aus. Für den Umzug wünschen sie sich gutes Wetter.

Foto: Christina Bents

Wenn in Niersbach-Greverath alle drei Jahre der große Erntedankumzug durch die Orte geht, sind viele Hundert Menschen am Straßenrand und staunen, was wieder auf die Beine gestellt wurde. Fünfzehn Wagen, zehn Fußgruppen und zwischen 150 und 200 Helfer sind dann im Einsatz. Alles was mit dem Thema Ernte zu tun hat, wird dargestellt. Zu den Klassikern gehören Motive rund um die Getreide- und Kartoffelernte, aber es finden sich auch immer wieder neue.

In diesem Jahr ist beispielsweise der Wagen eines Nachbarschaftsprojekts am Start, auf dem Reiser- und Ginsterbesen gebunden werden. Auf die Idee ist Jürgen Knötgen schon vor über einem Jahr gekommen. Er erzählt: „Beim Aufräumen der Scheune ist mir ein Gerät in die Hände gefallen, von dem ich nicht wusste, wofür es sein sollte. Da habe ich meinen 83-jährigen Vater Josef gefragt, und der wusste es sofort. Es war ein Spanngerät, um Besen zu binden.“

Beim nächsten Geburtstag in der Nachbarschaft hat er dann von seiner Idee, damit am Umzug, der alle drei Jahre stattfindet, mitzumachen berichtet und die anderen hatten gleich Lust dabei zu sein. Mit sieben Personen haben sie sich zusammengetan und waren schon im Februar unterwegs, um Birkenreiser zu sammeln. Detlev Karen, Mitglied der Gruppe, berichtet: „Die Birken schlagen sehr früh aus. Man nimmt Birkenreiser weil die sehr biegsam sind, also nicht leicht brechen.“

Die Besen aus Birkenreisern hat man oft im Außenbereich oder im Stall genutzt, weil er eher grob ist. Mit Ginsterreisern hat man Besen gebunden, die auch im Haus feiner gefegt haben. Selbstverständlich binden die Niersbacher beide Sorten. Die Stile der Besen sind Haselnußstöcke, aus den eigenen Gärten. Reiserbündel zwischen zehn und 15 Zentimetern können gebunden werden. Vier Besen haben sie schon gemacht und meinen: „Das ist kein Hexenwerk. Wichtig ist, dass man die Reiser nicht zu fest bindet, weil die Stile sie auch noch nach außen drücken.“

Am Wagen haben sie schon die Bodenplatte, Geländer und Arbeitsgerät befestigt, jetzt fehlt nur noch die Dekoration. Und was sie am Umzug verteilen, wissen sie ebenfalls: Schmalzschmierchen, Blut- und Leberwurst und für die Kleinen haben sie auch etwas dabei. Seit ihrer Kindheit und Jugend sind die meisten Niersbacher und Greverather beim Erntedankumzug dabei, den es seit den 1960er Jahren gibt.

„Ich erinnere mich noch, da muss ich so acht oder neun Jahre alt gewesen sein, dass ich bei einem Wetterhäuschen dabei war. Ich habe in einem Regenmantel den Regen dargestellt“, weiß Jürgen Knötgen. Detlef Karen war mit der Jugendgruppe unterwegs, als sie etwas mit Gemüse gemacht haben. „Es wurden schon Stricke gebunden, ein Räucherofen und eine Kunstschmiede waren schon dabei“, berichten sie.

Was in diesem Jahr noch im Umzug sein wird, wissen sie nicht. „Wir haben zwar hier beim Bauen immer viel Besuch und gute Gespräche, aber was die anderen bauen können wir nicht sagen.“ Ortsbürgermeister Weirich sagt: „Für die Dorfgemeinschaft ist der Umzug immer eine schöne Sache, man kommt zusammen, hat ein gemeinsames Ziel, das schweißt zusammen.“

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