Medizinische Versorgung Die ambulante Podologie in Wittlich schließt: Wenn sich die Fußpflege nicht rechnet

Wittlich · Am Verbundkrankenhaus Bernkastel-Wittlich gibt es seit etwa 20 Jahren neben der stationären Podologie auch eine ambulante. Weil der ambulante Bereich sechsstellige Verluste macht, wird er zum 1. Januar 2021 geschlossen.

 Ambulante podologische Behandlungen werden ab Januar im Krankenhaus Wittlich nicht mehr angeboten.

Ambulante podologische Behandlungen werden ab Januar im Krankenhaus Wittlich nicht mehr angeboten.

Foto: Christina Bents

„Was man nicht im Kopf hat, hat man in den Füßen“, so eine Lebensweisheit. Gut, wenn man gesunde Füße hat, die das mitmachen. Menschen, die medizinische Probleme an den Füßen haben, beispielsweise Hühneraugen, Warzen, als auch Nagel- und Fußpilz, eingewachsene Nägel oder das diabetische Fußsyndrom, brauchen einen Podologen, einen medizinischen Fußpfleger also. Hans-Georg Jakobs aus Wittlich hat Diabetes und braucht seit 20 Jahren einmal monatlich eine podologische Behandlung, die er im Krankenhaus Wittlich bekommt. Dort gibt es für die Patienten, die stationär aufgenommen sind und für Personen, die ambulant kommen, diese medizinische Versorgung. Doch ab Januar wird sich das ändern. Dann wird die ambulante medizinische Fußpflege schließen.

Für Hans Georg Jakobs ist das unverständlich, und er ärgert sich darüber. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich der Betrieb der ambulanten Podologie nicht rechnet. Es scheint mir hier sehr gut ausgelastet, und die Abteilung hat sich im Laufe der Jahre einen sehr guten Ruf geschaffen.“ Monatlich werden in der Podologie 300 Patienten behandelt, etwa die Hälfte sind einfache kosmetische Fußpflegen ohne ärztliche Verschreibung. Die müssen die Patienten auch selbst zahlen. Sabine Zimmer, Pressesprecherin des Verbundkrankenhauses erklärt die Schließung: „Die ambulanten podologischen Leistungen werden ab dem kommenden Jahr im Verbundkrankenhaus nicht mehr erbracht, da sich hier ein wirtschaftliches Defizit in beachtlicher Größe zeigt und trotz aller Maßnahmen auch für die Zukunft bestehen würde.“ Weiter stellt sie klar: „Die Podologie für unseren stationären Klinikbereich bleibt in vollem Umfang an beiden Standorten erhalten.“

Im vergangenen Jahr lagen die Verluste der ambulanten Podologie in einem knappen sechsstelligen Bereich. Hans-Georg Jakobs weiß, dass sich die Preise in der Abteilung vor etwa drei Monaten um 30 Prozent erhöht haben. „Und acht Wochen später sagt man dann, man macht zu. Da können die neuen Preise doch noch gar nicht nachkalkuliert worden sein,“ meint er. Die Krankenhaus-Sprecherin sagt zur Wirtschaftlichkeit: „Mit allen ergreifbaren Gegenmaßnahmen können auch in Zukunft die Kosten nicht gedeckt werden.“ Sie sieht auch keine Möglichkeit eine ambulante Podologie, etwa in einer Praxisstruktur, umzusetzen, weil das Krankenhaus auch in alternativen Organisationsstrukturen an die geltenden Tarifgefüge gebunden sei. Der Kreis Bernkastel-Wittlich hat bei dieser Entscheidung kein Mitspracherecht, bedauert die Schließung. Manuel Follmann, Sprecher des Landkreises: „Wichtig war für den Landkreis zu wissen, dass stationäre Patienten im Verbundkrankenhaus Bernkastel/Wittlich, die im Rahmen ihrer Erkrankung einer medizinisch indizierten podologischen Behandlung bedürfen, diese wie bisher an beiden Standorten erhalten.“ Man hofft, dass die ambulanten Anbieter ausreichend Kapazitäten haben, um das wegfallende Angebot aufzufangen. Das sieht Hans-Georg Jakobs kritisch: „Ich habe schon bei zwei ortsansässigen Podologen angerufen. Da gibt es keine Kapazitäten.“ Auch die intensiven Abstimmungen der Praxen untereinander, die der Kreis fordert, wird daran kaum etwas ändern.

Wie es für die ambulanten Patienten der Podologie weitergeht, ist ungewiss. Hans-Georg Jakobs überlegt inzwischen sogar, von kommenden Januar an bis nach Ulmen zu fahren, um seine podologische Behandlung zu bekommen.

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