Archiv: Januar 2020 Wenn der Riesling aus der Eifel kommt

Dreis · In Dreis gibt es vier Weinberge, die noch bewirtschaftet werden. Einer davon wurde vor 32 Jahren gepflanzt und von den fidelen Wingertleut’ gepflegt. Das Dreiser Dorflied hat einen großen Anteil daran.

 Elfriede Grün, Gisela Thieltges und Christine Eltges (von links) vor ihrem Weinberg. Zu den fidelen Wingertsleut’ zählen außerdem Marianne Klein und Hildegard Steffgen samt ihren Ehemännern.

Elfriede Grün, Gisela Thieltges und Christine Eltges (von links) vor ihrem Weinberg. Zu den fidelen Wingertsleut’ zählen außerdem Marianne Klein und Hildegard Steffgen samt ihren Ehemännern.

Foto: Christina Bents

Elfriede Grün ist zufrieden. Der 2019er Riesling Johannisberg ist ein guter Jahrgang. Sie sagt: „Wir hatten 75 Grad Oechsle, das ist für Dreis gut. An die 70 Grad Oechsle haben wir immer. Meistens wird es ein guter Kabinett, selten auch mal eine Spätlese.“

Mit fünf Frauen und deren Männern, die sich die fidelen Wingertsleut’ nennen, geht sie regelmäßig zu dem Weinberg oberhalb des Dorfs und arbeitet in den 760 Stöcken des Weinbergs, der ihrem Cousin gehört. „Er wohnt in der Nähe von Ulm. Wir machen die Arbeit für ihn und dafür bekommen wir von ihm den Wein. Erst haben wir das mit den Möhnen gemacht, jetzt sind es die fidelen Wingertsleut’“, erklärt sie. Ein Winzer aus Minheim, dem sie die Trauben bringen, erledigt die Kellerarbeiten. Bodenarbeiten machen ihre Männer von Hand in der Steillage, die durchaus mit Moselhängen mithalten kann.

Neben den fidelen Wingertsleut’, haben zwei weitere Familien jeweils einen Weinberg und der Graf von Walderdorff besitzt welche, die er vor einigen Jahren neu bepflanzt  hat. Elfriede Grün sagt: „Es ist ein gutes Miteinander untereinander. Wir helfen uns mit Gerät und auch, wenn mal jemand ausfällt.“

Die Anlage der Weinberge geht auf die Römer zurück, es handelt sich um einen sonnigen Südhang, mit Schiefergestein. Über Jahrhunderte war der Weinbau neben der Landwirtschaft eine der wichtigsten Einnahmequellen für die Menschen im Dorf. Besonders in der Nachkriegszeit waren die Dreiser auf den Erlös der Trauben aus den Lagen „Dreiser Lay“, „Johannisberg“, „Im Roten“, „Vogelsang“ und „Kobolter“ mit einer Gesamtanbaufläche von zehn Hektar angewiesen.

Damals waren die Hänge in viele kleine Parzellen eingeteilt, die nur über schmale Pfade zu erreichen waren. In den Wochen vor der Lese, durfte man die Weinberge nicht mehr betreten. Elfriede Grün sagt: „Es gab regelrechte Rituale bei der Lese. Schon am Abend vorher stellten die Winzer ihre Wagen mit Fässern und Bottichen bereit. Im ersten Bann wurde begonnen und die weiteren Abschnitte dann stundenweise freigegeben. Die Einhaltung kontrollierte der Wildhüter mit seiner Flinte, die aber nie abgefeuert wurde.“

1970 kam die Flurbereinigung. Ein Weinberg nach heutigem Zuschnitt entstand aus etwa 50 kleinen Parzellen.

Für Dreis haben die verbliebenen Weinberge einen sehr hohen Stellenwert, beispielsweise nehmen die Wingertsleut’ den Dreiser Wein mit, wenn der neue Karnevalsprinz abgeholt wird. Zudem ist der Wein auch im Dreiser Dorflied genannt. Dazu Elfriede Grün: „Wenn wir keine Weinberge mehr haben, dann ist das Lied auch hinfällig“, so die Dreiserin. „Auch das ist für uns ein wichtiger Grund, weiter zu machen“, ergänzt sie.

Der Ort profitiert, neben der Kulturlandschaft, die erhalten wird, auch weiter von den Weinbergen, denn oberhalb haben die Wingertsleut’, einen kleinen Platz mit einer Infotafel, Fotos, einer Bank mit Tisch und einem Stehtisch gestaltet. „Hier machen viele Wanderer Rast, Jugendliche sieht man häufig und am ersten Mai, ist bei der Wanderung am Weinberg eine Stempelstation“, so Elfriede Grün.

Sie selbst sind natürlich auch hier zu finden, und nicht nur zum Arbeiten. Die Gruppe macht dorthin beispielweise ihre Glühweinwanderung oder trifft sich zu einem Picknick.

Bevor es aber wieder soweit ist, beginnen die fidelen Wingertsleut’ mit dem Schneiden der Reben und mit ihren geübten Händen sind sie bis zum Beginn des neuen Jahres  schon fertig.

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