Mehr Bürgernähe mit Beschwerde-Management

Heidenburger Bürger können ab sofort Anregungen und Kritik schriftlich äußern. Ein neues Formblatt macht's möglich. Das hat der Gemeinderat beschlossen.

Heidenburg. In der Gräfinstraße ist eine Straßenlaterne kaputt. Die Bäume am Dorfplatz müssen geschnitten werden. Oder: An der Bushaltestelle fehlt ein Papierkorb. Alles Dinge, um die sich - nicht nur in Heidenburg - ein Ortsbürgermeister kümmert, wenn er es erfährt. Er kann auf unterschiedlichen Wegen informiert werden: Die Heidenburger können Dietmar Jäger anrufen, beim ihm klingeln, es ihm in der Einwohnerfragestunde berichten oder ihn ansprechen, wenn sie ihn im Dorf treffen.

Ab sofort gibt es eine weitere Möglichkeit: Sie können ein Formblatt ausfüllen, das sie im Internet ausdrucken können oder das von Zeit zu Zeit dem Amtsblatt beiliegt.

"Wir wollen damit mehr Bürgernähe erreichen", sagte Bürgermeister Dietmar Jäger im Gemeinderat.

In vielen Dingen kann der Bürgermeister des 750-Einwoner-Orts selbst tätig werden. Geht es um weiter reichende Dinge, müsse sich der Gemeinderat damit befassen.

"Mir geht es um mehr Bürgernähe", erklärte Jäger seinen Ratsmitgliedern. Schließlich könne auch er auch mal einen mündlichen Hinweis vergessen. Künftig hätten die Bürger die Garantie, dass ihr Anliegen behandelt wird.

Die Bürger können auf diese Weise auch Ideen und Anregungen loswerden. Nur eine Bedingung stellt Jäger in der neuen Form des Idee- und Beschwerde-Managements: Anonyme Hinweise werden nicht bearbeitet.

Im Rat stieß der Bürgermeister mit seinem Vorschlag auf Zustimmung. Lediglich Hans-Joachim Timm gab zu bedenken, dass sich mancher mit der Schriftform schwertue. Dennoch wurde der Vorschlag einstimmig verabschiedet.

Auch unter den anwesenden Bürgern gab es reichlich Zustimmung. "Das ist eine gute Sache", sagte Katharina Nossem. Dann müsse man mit seinem Anliegen nicht bis zur nächsten Einwohnerfragestunde warten. "Ich finde das sehr gut, weil man seine Ideen besser loswerden kann", unterstrich August Kaufmann. Er hat auch gleich einen Vorschlag parat: ein Begrüßungspaket für Neubürger.

Meinung

Firma Heidenburg

Noch ein Formular, mögen Skeptiker angesichts der jüngsten Entscheidung im Heidenburger Gemeinderat denken. Und: Gibt es dort denn nicht genügend Bürgernähe? Doch das neue Heidenburger Ideen- und Beschwerde-Management hat auch Charme. Denn jeder Ort lebt - wie eine gut funktionierende Firma - davon, dass jeder seine Kritik und seine Ideen einbringen kann. Die Information, dass eine Straßenlaterne kaputt ist, dürfte ohnehin den Weg zum Ortsbürgermeister finden. Ob das mit jedem guten Vorschlag so ist, der einem Bürger im Kopf herumspukt, ist längst nicht gesichert. Schließlich sieht man den Dorfchef nicht jeden Tag. Denn der hat ja neben seinem Ehrenamt auch einen Beruf. Und wenn man ihn trifft, hat man den Vorschlag womöglich gerade nicht parat. Auf diese Weise kann die kleine Firma Heidenburg durch jede Kritik oder Anregung immer ein Stückchen besser werden. i.rosenschild@volksfreund.de

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