Noch keine Entwarnung in Sachen Blei

Kleinich · Geben die Bleiwerte, die nun in Pilmerother Vorgärten gemessen wurden, Anlass zur Sorge? Die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord kann diese Frage noch nicht beantworten. Weitere Untersuchungen seien nötig und veranlasst, heißt es.

 Picken diese Hühner Futter von einem Boden, dessen Bleigehalt eine Gefahr darstellen könnte? Den kleinen Moritz scheint diese Frage nicht zu beschäftigen, erwachsene Pilmerother schon. TV-Foto: Marion Maier

Picken diese Hühner Futter von einem Boden, dessen Bleigehalt eine Gefahr darstellen könnte? Den kleinen Moritz scheint diese Frage nicht zu beschäftigen, erwachsene Pilmerother schon. TV-Foto: Marion Maier

Kleinich. Bodenproben, die aufgrund des geplanten Straßenausbaus im Kleinicher Ortsteil Pilmeroth untersucht wurden, haben es ans Licht gebracht: Im Untergrund ist Blei. Von "relativ geringen Grenzwertüberschreitungen" war im Amtsblatt die Rede. Doch was bedeutet das für die Gesundheit der Menschen?
Verunsicherung im Ortsteil


Diese Frage hat die Pilmerother in den vergangenen Wochen verunsichert (der TV berichtete). Denn konkrete Werte waren nicht veröffentlicht worden, dafür kursierten viele Zahlen. Auch konkrete Aussagen fehlten. Es hieß lediglich, es gebe keine grundsätzlichen Bedenken gegen die Straßenarbeiten. Eine von den Bürgern mit einer Unterschriftenliste geforderte Einwohnerversammlung hatte Ortsbürgermeister Burkhard Born erst für Mitte August festgesetzt.
Auch eine TV-Nachfrage bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord brachte wenig Erhellendes. Klar war nur: Die Behörde hatte weitere Untersuchungen von Böden in sieben Vorgärten des 44 Einwohner zählenden Ortsteils veranlasst.
Die Ergebnisse liegen nun vor. Doch die Frage, ob tatsächlich eine Gefahr vom Boden ausgeht, können sie laut SGD Nord nicht beantworten. Hierfür seien weitere Untersuchungen notwendig und bereits veranlasst, sagte Behördensprecherin Sandra Hansen-Spurzem.
Konkret wurde aktuell in zwei Fällen der für Wohngebiete empfohlene, sogenannte Prüfwert von 400 Milligramm pro Kilogramm überschritten und zwar um bis zu 400 Milligramm. Der Prüfwert ist laut Behörde ein Schwellenwert, bei dessen Überschreitung eine weitere Prüfung empfohlen wird, weil sich eine Gefahr entwickeln könnte.
In aufwendigen Analysen wird nun also untersucht, ob das Blei, so wie es im Boden vorliegt, von Mensch und Tier durch Verschlucken oder von Pflanzen über die Wurzeln aufgenommen wird. Für den Fall, dass diese Fragen mit Ja beantwortet werden, muss die Behörde laut eigener Aussage handeln. Dies könne beispielsweise bedeuten, dass der Anbau von Nutzpflanzen untersagt werde, heißt es. Die SGD Nord rechnet in den nächsten ein bis zwei Wochen mit den Ergebnissen.
Unabhängig von diesen Untersuchungen hat Ortsbürgermeister Burkhard Born im aktuellen Amtsblatt zusammen mit den neusten Ergebnissen eine Einwohnerversammlung für den 30. Juli angekündigt. Ob diese die bereits für Mitte August angekündigte Versammlung ersetzt, lässt er offen. "Das ist abhängig vom Verlauf der Besprechung und inwieweit Infos zum Bauablauf und der Verwendung der überschüssigen Erdmassen bereits vorliegen", sagte Born. Gebaut werden soll ab September.Extra

Erzgang kartiert: Im Untergrund eines Teils von Pilmeroth verläuft ein bleihaltiger Erzgang, der laut SGD Nord grob kartiert ist. Im Zen trum dieses Gangs seien die höchsten Bleigehalte zu finden mit Werten von bis zu 1000 Milligramm pro Kilogramm und darüber, heißt es. Der höchste Bleiwert, der bei Pilmeroth aktuell gemessen wurde, betrug 5590 Milligramm pro Kilogramm (der TV berichtete). Dieser Wert wurde außerhalb des Orts im Straßenbankett ermittelt. Die SGD Nord geht davon aus, dass er von einer vom Menschen verursachten Verschmutzung herrührt und nicht repräsentativ ist. Das Blei wurde früher abgebaut. Für das 15. Jahrhundert wurde Bergbau rund um das nahe Kautenbach nachgewiesen. Von 1752 bis 1799 wurde bei Pilmeroth geschürft. mai

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