Nur ein Quäntchen

Hört die Heiterkeit, die Freude mit der beginnenden österlichen Bußzeit auf? Früher brach mit dem Aschermittwoch die Zeit der Verzichte an: weniger essen, weniger trinken, weniger rauchen, weniger tanzen.

Nur ein Quäntchen
Foto: ("m_kreis"

.. Wir sind da zurückhaltender geworden und sprechen gern von "sieben Wochen ohne" oder "sieben Wochen mit": mich um einen kranken Nachbarn oder Kollegen oder eine Mitschülerin kümmern, gegen einen unhaltbaren Zustand demonstrieren, mich einmal im Gottesdienst einbringen, mich Flüchtlingen oder Obdachlosen widmen und Zeit für sie haben.
Solches Tun "mit" macht schon viel Sinn und fördert die Fantasie, noch mehr in den Blick zu nehmen, und steht im Gegensatz zu Zwang und Pflicht. Hanns Dieter Hüsch, der wunderbare Kabarettist, umschreibt das so: "Der Herr möge von seiner Heiterkeit ein Quäntchen in uns hineinpflanzen." Ein Quäntchen Heiterkeit, vielleicht eine Minimalausgabe und doch etwas Tolles. "Hineinpflanzen", sagt er. Jede größere Sache fängt ganz klein an wie ein Senfkorn, ein Pflänzchen, eine Idee, ein Einfall, eine Bemerkung, eine Anregung. Heiterkeit bewahrt uns, so Hüsch, "vor Hochmut und Bitterkeit und dass wir nicht ersticken an allem Tand und eitlen Tun."
Die Menschen um mich im Südsudan und den Nubabergen, wo ich gerade wieder sein darf - zwischen Bomben und Stammeskriegen und Wegelagerern, zwischen Hunger und Wasserknappheit - brauchen keine Fastenvorschriften wie Jesus in seiner Versuchung vom Bösen. Was notwendend ist, was die Menschen ermutigt und tröstet, ist das Wissen um den leidenden und auferstehenden Herrn Jesus Christus und das solidarische Miteinander. Tun wir es diesen Menschen nach.
Pater Stephan Senge OCist., Himmerod

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