Römer-Gutshof unter Eifeler Acker

Pickließem · Im Umland von Trier liegt noch viel unentdeckte römische Geschichte im Boden. Seit 100 Jahren gab es bei Pickließem Hinweise auf einen römischen Gutshof. Luftaufnahmen brachten Gewissheit.

Pickließem. Der Boden in der Eifel ist eine Schatztruhe, voll von Bruchstücken aus römischer Zeit. Gerade innerhalb des Bereichs der Langmauer, die die 220 Quadratmeter große kaiserliche Domäne nördlich von Trier umschloss, gab es schätzungsweise alle zwei Kilometer einen Gutshof. Sie versorgten den Palast mit Lebensmitteln.
Der Boden bei Pickließem hat einen Teil dieser Geschichte bewahrt. Das zeigen Luftaufnahmen, die Hobbyarchäologe Christian Credner aus Lambertsberg mit Hilfe seines Kastenflugdrachen aus 100 bis 200 Meter Höhe machte. Sie bestätigen, dass im Distrikt "In den Hecken", etwa eineinhalb Kilometer nordwestlich des Dorfes, ein römischer Gutshof gestanden hat. Deutlich zeichnen sich die Fundamente auf einer Fläche von 100 mal 30 Meter im Getreidewuchs ab. Schon 1913 war ein Bauer an der Stelle auf Mauerreste gestoßen. Die herbeigerufenen Mitarbeiter des Rheinischen Landesmuseums entdeckten oberirdisch Stücke von Wandverputz mit Malerei und Wasserleitungsröhren aus Ton sowie Scherben, Nägel und eine Fibel, also eine Nadel, mit der Römer ihre Gewänder zusammenhielten. Gegraben wurde allerdings bis heute nicht. Zu hoch sind die Kosten, zu gering die Hoffnung auf einen Sensationsfund. Und die Archive sind voll.
Ein Hauch der Geschichte

 Rest einer spätantiken Küchenmaschine: Edgar Comes fand den Ausguss einer Reibschale auf dem Acker „In den Hecken“. Sie diente zum Reiben und Vermengen von Lebensmitteln. Foto: Christian Credner

Rest einer spätantiken Küchenmaschine: Edgar Comes fand den Ausguss einer Reibschale auf dem Acker „In den Hecken“. Sie diente zum Reiben und Vermengen von Lebensmitteln. Foto: Christian Credner


Edgar Comes, ehrenamtlicher Mitarbeiter des Landesmuseums und Ortsbürgermeister von Pickließem, träumt trotzdem davon, dass die Villa eines Tages freigelegt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. "Es ist unsere Geschichte, es sind unsere Vorfahren, die hier gelebt haben. In jedem von uns fließt noch ein bisschen römisches Blut. Das möchte ich bewusst machen", sagt er. Wenn er auf dem Acker Entdeckungen macht, spüre er den Hauch der Geschichte. "Die spektakulärsten Funde sind bis dato eine Matronen-Terracotta und Terra-Sigilata-Scherben", zählt er auf, was der Pflug nach oben befördert hat. Die Frauenfigur aus Ton habe vermutlich auf einem Hausaltar gestanden, die Scherben seien aus edler Keramik, was auf einen wohlhabenden Römer schließen lasse, deutet Comes die Fundstücke. Andere Überreste lassen darauf schließen, dass die Villa mit Badeanlage, Wand- und Fußbodenheizung ausgestattet war.
Was bis dato niemand wusste: Die luftbildarchäologischen Aufnahmen brachten die Gewissheit, dass es auf dem Anwesen ein zweites Gebäude gab, vermutlich das des Verwalters.
Die Geschichtsforschung legt die Vermutung nahe, dass die Villa wie die anderen in der Gegend im 4. Jahrhundert n. Chr. ihre Blüte erlebte, als Trier Sitz der Westkaiser war. Aus dieser Zeit stammen auch die Funde. Gegen Ende des 5. Jahrhunderts wurde das Anwesen vermutlich verlassen oder von einwandernden Franken zerstört. Das könnte die Brandspuren erklären, die Comes im Boden fand, zum Beispiel an Nägeln. "An den Ausblühungen des Metalls kann man erkennen, dass sie im Feuer lagen", begründet er seine Theorie.

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