Weihnachtsmarkt-Chef öffnet das letzte Türchen

Bernkastel-Kues · Der Weihnachtsmarkt und der Fachhandel liegen Wolfgang Pastor besonders am Herzen, großflächigen Einzelhandel und Trittbrettfahrer sieht der Werbekreis-Vorsitzende kritisch. Sein Amt gibt er jetzt an Jüngere weiter.

 Schrauben an den Buden: Wolfgang Pastor (rechts) begleitet den Aufbau des Weihnachtsmarkts. Von links: Georg Haßdenteufel, Thomas Hauth und Dieter Mayer vom Bauhof Bernkastel-Kues. TV-Foto: Ursula Quickert

Schrauben an den Buden: Wolfgang Pastor (rechts) begleitet den Aufbau des Weihnachtsmarkts. Von links: Georg Haßdenteufel, Thomas Hauth und Dieter Mayer vom Bauhof Bernkastel-Kues. TV-Foto: Ursula Quickert

Bernkastel-Kues. Neun Jahre hat er sich als Vorsitzender des Werbekreises um den Bernkastel-Kueser Einzelhandel und das Handwerk gekümmert, 16 Jahre lang stand der Weihnachtsmarkt unter seiner Regie. Jetzt gibt Wolfgang Pastor sein Amt ab. TV-Reporterin Ursula Quickert sprach mit dem 50-jährigen Raumausstatter und Familienvater über die Entwicklung von und Herausforderungen für Bernkastel-Kues als Einkaufsstadt.

Herr Pastor, man sagt, der Bernkasteler Weihnachtsmarkt sei Ihr Kind …
Wolfgang Pastor: "Ja, das stimmt. Als ich damals angefangen habe vor 16 Jahren, wurde der Markt auf- und abgebaut, sonst ist nichts passiert. Der Rückgang war spürbar, denn andere Städte haben aufgeholt. Zuerst haben wir die Krippe, dann die Spieluhr von Sponsorengeldern gebaut. Vor etwa zehn Jahren habe ich gesagt: Jetzt ist Schluss, wir müssen finanziell auf eigenen Füßen stehen. Also haben wir mit dem Glühweinverkauf zusammen mit der Moselland eG begonnen - heute das Rückgrat des Weihnachtsmarkts. Damit haben wir die weitere Entwicklung angestoßen und 2009 dafür sogar den Touristikpreis des Hotel- und Gaststättenverbands bekommen. Dieses Jahr investieren wir allein 30 000 Euro in die Werbung und waren bei Messen in Spangdahlem und Köln vertreten. Der Werbekreis kann ohne den Weihnachtsmarkt nicht überleben, er ist seine Hauptfinanzierungsquelle. Der Stadt und dem Umland hat er die Verlängerung der Saison ermöglicht. Ohne ihn wäre das Weihnachtsgeschäft hier eingebrochen."

Und welche Ihrer Wünsche blieben unerfüllt?
Pastor: "Ich wollte immer eine Weihnachtspyramide bauen. Da sind wir auch jetzt wieder dran. Auch eine Eisbahn war immer Thema, aber die können wir uns nicht leisten. Und eine Plastikbahn kommt für uns nicht in Frage. Ganz oder gar nicht."

Blicken wir auf den Einzelhandel. Was sind die Stärken der Stadt?
Pastor: "Wir haben zum Glück - nicht wie Wittlich - keine großen Kaufmärkte am Rande der Stadt. Wir sprechen auch immer mit, wenn es um Ansiedlungen und Konzepte geht. Wenn ich mir Wittlich anschaue, habe ich Angst, dass die kleinen Geschäfte kaputtgehen. Wir haben uns die Kleinteiligkeit erhalten, die vor allem Touristen gefällt. In Bernkastel-Kues kannst du alles bekommen, was du willst."

Und was fehlt?
Pastor: "Ein Porzellanladen zum Beispiel, und ein Fotogeschäft. Als das Textilgeschäft Astor geschlossen hat, war das für Bernkastel auch ein herber Schlag."

Welche Aufgaben geben Sie Ihren Nachfolgern also mit auf den Weg?
Pastor: "Der Parkplatz muss unbedingt ausgebaut und mit Schranken bewirtschaftet werden. So können sich die Kunden mehr Zeit in der Stadt lassen, ohne auf die Uhr gucken zu müssen. Ein Problem sind auch die Öffnungszeiten, denn viele haben ihre Läden das ganze Jahr auf, was eine hohe Belastung ist. Darunter leiden die verkaufsoffenen Sonntage, sie müssen stärker in den Fokus rücken. Und der Fachhandel sollte wieder stärker in der Stadt angesiedelt werden, damit dort nicht nur touristische Geschäfte sind und die Stadt jenseits der Saison leer ist. Ohne Qualität können wir nicht überleben."

Vielen Gewerbevereinen fällt es ja schwer, ihre Mitglieder auf Linie zu bekommen …
Pastor: "Man darf nicht denken, dass der Gewerbeverein ein normaler Verein ist. Wir sind eine Interessengemeinschaft, und die muss zusammenhalten. Störende Trittbrettfahrer gibt es natürlich auch hier. Von der Gastronomie würde ich mir zum Beispiel mehr Engagement beim Weihnachtsmarkt wünschen."

Und warum geben Sie Ihr Amt ab?
Pastor: "Man darf nicht an Posten kleben. Es müssen Jüngere rangezogen werden, die weitermachen. Es wird mir vielleicht schon ein bisschen weh tun, aber ich bin auch froh, wenn ich Verantwortung abgeben kann." uq
Extra

Der Werbekreis Bernkastel-Kues kommt am Mittwoch, 14. November, um 19 Uhr im Alten Brauhaus zur Jahreshauptversammlung zusammen. Nach dem Jahresrückblick wählen die Mitglieder für die Dauer von drei Jahren einen neuen Vorstand. Besprochen werden zudem unter anderem die Termine der verkaufsoffenen Sonntage und des Weihnachtsmarkts 2013. uq

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