Fluchtversuch aus Wittlicher Gefängnis - Prozess um Schüsse auf Polizisten in Bleialf: Angeklagte gelten als gefährlich

Trier · Die Polizisten, auf die im vergangenen Jahr in Bleialf geschossen worden ist, haben am Donnerstag vor dem Trierer Landgericht ausgesagt. Angeklagt sind drei Männer aus Marokko. Sie sollen auch Banken im Raum Aachen überfallen haben. Einer von ihnen soll versucht haben, aus dem Wittlicher Gefängnis auszubrechen.

Trier. Bleialf - ein Eifeldorf im Landkreis Bitburg-Prüm, knapp 1200 Einwohner. Schön gelegen, nahe der belgischen Grenze. Und genau diese Lage hat sich in der Vergangenheit als fatal erwiesen. Die Grenznähe und damit die Möglichkeit zur schnellen Flucht hat immer wieder Bankräuber in die Schneifelgemeinde gelockt.
Daher waren die Verbrechensexperten des Trierer Polizeipräsidiums alarmiert, als sie Anfang April vergangenen Jahres von den Kollegen aus Aachen den Hinweis bekamen, dass es in deren Zuständigkeitsbereich innerhalb weniger Monate zu vier Banküberfällen in Orten an der belgischen Grenze gekommen war. Verübt von einer zwei- bis dreiköpfigen Bande.
Aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre sei klar gewesen, dass Bleialf betroffen sein könnte, sagt ein Kriminalpolizist am Donnerstag vor dem Trierer Landgericht aus. Dort auf der Anklagebank sitzen drei Männer aus Marokko - 25, 27 und 39 Jahre alt. Sie sollen im April vergangenen Jahres in Bleialf auf Polizisten geschossen haben. Auf Polizisten, die wegen des Hinweises aus Aachen die beiden Geldinstitute in der Eifelgemeinde überwachen sollten.
Es sei der erste Tag gewesen, an dem man zur Beobachtung in Bleialf gewesen sei, berichtet der Leiter des Kommissariats für Kapitalverbrechen. Sieben Polizisten in Zivilfahrzeugen hatten sich an dem Morgen des 11. April vergangenen Jahres im gesamten Ort verteilt. Und kurz nach neun Uhr sei ihnen dann ein silberner Ford Focus mit einem Kennzeichen OE für den Kreis Olpe aufgefallen, der aus Richtung Belgien langsam seine Runden durch den Ort gedreht habe. Drei Männer hätten in dem Auto gesessen, einer davon - vermutlich der Jüngere, der hinten Platz genomen hatte - habe Ähnlichkeiten mit einem Mann auf einem Foto gehabt, das die Aachener Polizei den Trierer Kollegen geschickt habe.Kilometerlange Verfolgungsfahrt


Das Foto stammt von einer Videokamera einer überfallenen Bank und zeigt einen Tatverdächtigen. Als klar gewesen sei, dass das Kennzeichen gestohlen war, habe man den Ford verfolgt, schildert der Einsatzleiter. Mit zwei Zivilfahrzeugen versuchen zwei Beamte, das Trio zu stoppen. Doch der Fahrer des Ford fährt an der Sperre vorbei. Es kommt zu einer kilometerlangen Verfolgungsfahrt über die schmale Landstraße Richtung Belgien. Dem Einsatzleiter gelingt es, sich mit seinem Auto vor das der vermeintlichen Bankräuber zu setzen. Irgendwann habe er dann im Rückspiegel gesehen, wie aus dem Beifahrerfenster eine Pistole gehalten worden sei. Dann habe er zweimal einen Knall gehört, ein Projektil sei rechts hinten in seinen Wagen eingeschlagen, sagt der 48-jährige Kriminalpolizist. Daraufhin habe er seinen Wagen beschleunigt und sei abgebogen. Der Ford sei dann an ihm vorbeigefahren, verfolgt von bis zu sechs Zivilfahrzeugen der Polizei. Weiter bis nach Belgien. Auch auf die Verfolger soll aus dem flüchtenden Ford geschossen worden sein, berichten Beamte. Sie selbst hätten aber nicht auf die Männer geschossen, sagen die Beamten.
Anders wohl die belgische Polizei. Bei einer Straßensperre sollen Beamte auf das Auto der drei Männer geschossen haben, die Windschutzscheibe soll dabei getroffen worden und zersplittert sein. Kurze Zeit später wird das Trio dann in Belgien festgenommen.
Die Ermittler stufen alle drei Männer als höchst kriminell ein. Zu den Tatvorwürfen schweigen diese bislang. Der 25-Jährige hat gestern als Einziger etwas zu seinem Lebenslauf gesagt. Seit 2012 ist er in Europa, zuerst in Italien, dann in Frankreich, zuletzt in Belgien. Er habe sich selbstständig machen wollen, sagt er. Als was, kann er aber nicht sagen. Der 39-Jährige gilt als Kopf der Bande und als besonders gefährlich. Er wird als Einziger in Fußfesseln in den Gerichtssaal geführt. Es besteht Fluchtgefahr. Während der Untersuchungshaft im Wittlicher Gefängnis soll er einen Ausbruchversuch unternommen haben. Außerdem fürchten die Ermittler eine Befreiungsaktion. Daher findet der Prozess unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen statt. Vor und im Gericht befinden sich schwer bewaffnete Polizisten.

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