Panama-Papiere: Liste der Briefkastenfirmen im Internet - Auch Namen aus der Region Trier dabei

Trier · Informationen über Tausende von Übersee-Briefkastenfirmen und ihre Nutzer sind seit dieser Woche im Internet abrufbar. Dabei tauchen auch Namen aus der Region Trier auf. Die rheinland-pfälzischen Finanzbehörden wollen sich die Daten genau anschauen.

John Doe ist ein gefragter Mann. Die nordrhein-westfälische Steuerfahndung hat Doe einen Brief geschrieben, in dem er um Unterstützung gebeten wird. Es geht um eine pikante Geschichte: John Doe soll den Finanzbehörden Informationen über die sogenannten Panama-Papiere liefern. Dahinter verbirgt sich ein Geflecht von Briefkastenfirmen, die alle von einer panamaischen Kanzlei gegründet worden sind. Ein Ziel des Gründungsbooms: Über die Briefkastenfirmen sollen vermutlich zig Tausende Nutzer aus der ganzen Welt Geschäfte abgewickelt oder Vermögen geparkt haben.

Als ein internationales Konsortium investigativer Journalisten vor einigen Wochen die Existenz der Panama-Papiere publik machte, erschütterte dies nicht nur die globale Finanzwelt. Etliche hochrangige Politiker und andere Promis gerieten unter Rechtfertigungsdruck oder mussten - wie der isländische Ministerpräsident - zurücktreten.

John Doe soll dem Journalistennetzwerk den über elf Millionen Dokumente umfassenden Datensatz zugespielt haben. Aus diesem Grund sind die nordrhein-westfälischen Steuerfahnder jetzt auch an einem Kontakt zu Doe interessiert. Das große Problem: John Doe ist in Wirklichkeit nur der Tarnname des unbekannten Informanten. Allerdings hatte Doe selbst vor einigen Tagen signalisiert, dass er mit den Behörden zusammenarbeiten wolle, wenn man für seine Sicherheit sorge.

Daten im Internet abrufbar

Seit Montag dieser Woche könnte Does Sicherheit noch etwas mehr bedroht sein. Fünf Wochen nach den ersten Berichten über die Panama-Papiere hat das Journalistennetzwerk einen Teil der Daten – für jeden abrufbar – ins Internet gestellt . Die panamaische Kanzlei hatte dies unter Verweis auf den vorausgegangenen Datendiebstahl noch versucht zu verhindern. Vergeblich.

Seitdem kann jeder im Internet nachschauen, wer sich hinter einer Briefkastenfirma in Panama, auf den British Virgin Islands oder anderswo verbirgt.

Dabei ist der Besitz einer Briefkastenfirma an sich natürlich nicht illegal. Deswegen steht auch auf der entsprechenden Internetseite der Hinweis, man wolle nicht unterstellen, "dass irgendwelche Personen, Unternehmen oder andere Rechtsträger, die in der Datenbank vorkommen, Gesetze gebrochen oder sich auf andere Weise unzulässig verhalten" hätten. Erst wenn über eine solche Briefkastenfirma etwa Vermögen verschleiert oder verheimlicht werden soll, wird die Sache für den Fiskus interessant.

Deshalb haben derzeit nicht nur die nordrhein-westfälischen Steuerbehörden ein Auge auf den 2,6 Terabyte großen Datensatz geworfen, sondern auch die der anderen Bundesländer. Wie bei den zurückliegenden Steuerdaten-Ankäufen arbeiten die Länder zusammen und teilen eventuelle Kosten anschließend untereinander auf.

So soll es auch bei den Panama-Daten wieder gemacht werden. Man werde sich darüber in Kürze mit den anderen Steuerbehörden abstimmen, sagte ein Sprecher des rheinland-pfälzischen Finanzministeriums unserer Zeitung. Lägen dann Anhaltspunkte für Steuerdelikte vor, werde "diesen wie stets auch in diesem Fall mit der gebotenen Sorgfalt" nachgegangen.

Mit anderen Worten: Wer auf der Liste steht und nach Ansicht der Behörden nicht alle Einkünfte angegeben hat, bekommt mit einiger Sicherheit Besuch von der Steuerfahndung.

Zwei Namen aus der Region

Allein um die 400 Adressen aus Deutschland sollen in der jetzt freigegebenen Datenbank enthalten sein. Darunter finden sich mindestens zwei Namen aus der Region Trier. In beiden Fällen handelt es sich um Geschäftsleute mit Bezügen nach Luxemburg. Versuche, einen der beiden zu erreichen, schlugen am Donnerstag fehl.

Auch der legendäre ehemalige Geheimagent Werner Mauss, der in einem kleinen Hunsrückort unweit von Simmern wohnt, soll unter falschem Namen in der Datenbank auftauchen. Wie Mauss selbst unlängst in einem Interview einräumte, hätten die inzwischen aufgegebenen panamaischen Briefkastenfirmen allerdings nicht der Steuerhinterziehung gedient, sondern im Gegenteil "außergewöhnlichen humanitären Aktionen".

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