Krankenkasse warnt vor krankhaften Störungen Schlaflose Nächte nehmen zu

Trier/Bitburg/Mainz · Immer mehr Beschäftigte in Rheinland-Pfalz leiden laut neuen Zahlen der Krankenkasse Barmer unter krankhaften Störungen.

 Was tun, wenn die Gedanken rasen? Schlaflosigkeit ist eines der typischen Symptome innerer Unruhe.

Was tun, wenn die Gedanken rasen? Schlaflosigkeit ist eines der typischen Symptome innerer Unruhe.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Immer mehr Rheinland-Pfälzer leiden an krankhaften Schlafstörungen. Hans-Günter Weeß, Leiter des interdisziplinären Schlafzentrums im Pfalzklinikum Klinkenmünster, fordert daher an weiterführenden Schulen einen späteren Unterrichtsbeginn ab 8.30 Uhr, mehr Gleitzeiten in Betrieben und einen besseren Ruf von Langschläfern. „Wir brauchen eine neue Schlafkultur. Wer wenig schläft, gilt in unserer Gesellschaft als tüchtig und fleißig. Dabei stärkt der Schlaf das Immunsystem, schützt vor Krankheiten und macht schlau“, sagt Weeß, der Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin ist.

Zahlen der Barmer Krankenkasse versetzen den Forscher in Alarm. 4,2 Prozent der Arbeitnehmer in Rheinland-Pfalz litten danach im Jahr 2017 an ernsten Problemen beim Einschlafen, Alpträumen und Nachtangst – 75 Prozent mehr als noch 2005. Nur in Berlin, Bremen und dem Saarland plagen ernsthafte Schlafstörungen mehr Beschäftigte, sagt Barmer-Landesgeschäftsführerin Dunja Kleis. Besonders oft treffen Schlafstörungen im Land Arbeitnehmer aus Pirmasens (5,57 Prozent), am seltensten im Eifelkreis Bitburg-Prüm (3,04 Prozent) Häufig treten schlaflose Nächte in lärmenden Ballungsgebieten und Regionen mit höherer Arbeitslosigkeit auf.

Weeß warnt vor den Folgen des Schlafentzugs, der das Risiko für Infekte, Schlaganfälle, Herzinfarkte und Verkehrsunfälle drastisch erhöhe und die Fortpflanzungsfähigkeit von Männern senke. Experten gingen davon aus, dass der deutschen Wirtschaft jährlich 50 Milliarden Euro flöten gingen, weil sie wegen Schlafstörungen am Arbeitsplatz fehlen oder Fehler machen. Bundesweit fehlten Beschäftigte, die unter einer Schlafstörung leiden, 36 Tage häufiger im Jahr als Arbeitnehmer, die friedlich durchschlummern.

Schlaflaboren fehle es meist an Konzepten zu Schlafstörungen, kritisiert der Forscher. Die Barmer fordert, Ärzte und Physiotherapeuten stärker fortzubilden. Schlafstörungen liegen vor, wenn die Probleme an mindestens drei Tagen in der Woche auftreten und drei Monate anhalten. Weeß rät für einen erholsamen Schlaf, die Sorgen des Alltags hinter sich zu lassen, nicht vor dem lärmenden Fernseher zu schlummern, sich beim Einschlafen nicht unter Druck zu setzen und das Handy eine Stunde vor dem Ins-Bett-gehen aus der Hand zu legen.

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