Technische Pannen, zeitliche Verzögerung und 2,3 Milliarden Euro mehr als geplant - Der hohe Preis des Panzers Puma

Trier · Der kleine, wendige, stark gepanzerte und schlagkräftige Schützenpanzer Puma sollte schon längst zur Standardausrüstung der Bundeswehr zählen. Stattdessen jagte eine Panne die nächste. Nun zeigt sich, dass das Projekt 2,3 Milliarden Euro teurer wird als geplant.

 Prototyp des Schützenpanzers Puma auf dem Gelände der Wehrtechnischen Dienststelle 41 auf dem Trierer Grüneberg. (Foto: Sonaz/Wikimedia, September 2009, GNU Free Documentation License, Creative Commons Attribution 3.0 Unported license, http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/deed.en)

Prototyp des Schützenpanzers Puma auf dem Gelände der Wehrtechnischen Dienststelle 41 auf dem Trierer Grüneberg. (Foto: Sonaz/Wikimedia, September 2009, GNU Free Documentation License, Creative Commons Attribution 3.0 Unported license, http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/deed.en)

Das Besondere am Puma ist, dass er fliegen kann. Theoretisch jedenfalls. Der wendige Panzer wurde so konstruiert, dass er über zwei Schutzstufen verfügt. In Stufe C (combat, Kampf) bietet er den neun Soldaten, die in seinem 1,20 Meter hohen Bauch Platz finden, hochwirksamen Schutz vor Minen, Raketen oder selbst gebauten Sprengsätzen. In der Schutzstufe A (airportable, Lufttransport) wiegt er "nur" 31,45 Tonnen und kann in den Airbus A400?M verladen und ausgeflogen werden. So weit die Theorie.

Denn genau wie der Airbus ist Panzer Puma ein Prestigeprojekt mit vielen Problemen. Todesopfer, wie beim Absturz eines 400?M während eines Testflugs in Spanien, hat das Rüstungsprojekt Puma zwar keine gefordert. Doch sind beide Vorhaben geprägt von Pannen, Verzögerungen und Kostensteigerungen um mehrere Milliarden Euro.

Die Liste der Mängel des Puma war lang. Im Februar 2012 war bei Tests eine ganze Laufrolle samt Arm abgebrochen. Zudem war es seit 2007 immer wieder zum "Ausspuren der Gleiskette" gekommen. Wenn sich die Kette während der Fahrt ganz löst, wäre der Panzer nicht mehr lenkbar. Ein weiteres Sicherheitsproblem: Die Seitenschutzmodule enthielten Substanzen, die dazu führten, dass sich am Panzer unter Beschuss Schwelbrände entwickeln. Die Mängel des Puma seien "gravierender, als das Bundesverteidigungsministerium sie in seinem Sachstandsbericht darstellt", hieß es 2012 in einem Schreiben des Rechnungshofs.

Ein Großteil der Schwachpunkte ist inzwischen behoben. Doch weist der aktuelle, von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen beauftragte Rüstungsbericht noch immer 50 Risiken aus. Probleme scheinen insbesondere die Waffensysteme zu bereiten. Bereits seit 2013 steht fest, dass technische Schwierigkeiten im Fertigungsprozess dazu führen, dass sich der Einbau der Panzerabwehrraketen um mindestens zwei Jahre verzögert und frühestens 2018 erfolgt.

Anders als beim Airbus, von dem erst ein Exemplar ausgeliefert wurde, verfügt die Bundeswehr inzwischen über 20 Pumas. Die Schulung der Panzergrenadierkompanien hat Ende April im Ausbildungszentrum in Munster begonnen. Bis 2020 sollen sämtliche 350 Exemplare ausgeliefert sein, die den alten Schützenpanzer Marder (Baujahr 1971) ablösen.
Schonungslos führt der von unabhängigen Experten erstellte Bericht dem Steuerzahler vor Augen, was das kostet. 2001 schätzte man die Gesamtkosten noch auf 2,2 Milliarden Euro. Inzwischen sind daraus 4,5 Milliarden Euro geworden. Der Preis hat sich also mehr als verdoppelt. Eine Kostensteigerung, die das Ministerium unter Thomas de Maizière in dieser Deutlichkeit nie offengelegt hatte.

Aber warum sind die Kosten so explodiert? Grund sei die "komplexe konstruktive Zusammenführung aller Komponenten", heißt es aus von der Leyens Ministerium sowie der "zu Projektbeginn 2002 nicht exakt bezifferbare Finanzbedarf von Teilforderungen".

Wie aber bewertet das Haus den Ablauf des Projekts? "Grundsätzlich waren die zeitlichen Vorgaben sehr ambitioniert", sagt ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Bei Neuentwicklungen dieser Komplexität und Größe sei aus den Erfahrungen und im internationalen Vergleich mit Entwicklungszeiten von zehn bis 15 Jahren zu rechnen. Dies habe sich beim Puma bestätigt. Konsequenz dieser und ähnlicher Probleme soll eine grundlegende Veränderung "in den Strukturen und Verfahren der Rüstungsbeschaffung sein".

Für den Puma wird das nicht mehr viel verändern. Er rollt nun - mit einer Geschwindigkeit von sechs Serienfahrzeugen pro Monat - vom Band, ehe er dann irgendwann im Einsatz für die Bundeswehr mit seinen 1088 PS atemberaubend schnell beschleunigt. Ist er doch nicht nur der mit Abstand teuerste Schützenpanzer der Welt, sondern auch der mit dem stärksten Motor.

Extra Schadensersatz
Der Schützenpanzer Puma wird von der Projekt System und Management GmbH (PSM) hergestellt. Dies ist ein Zusammenschluss des deutschen Rüstungsunternehmen Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall-Landsysteme. Aktuell prüft das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr, die Hersteller auf Schadensersatz zu verklagen. Über die mögliche Höhe wird laut Verteidigungsministerium noch beraten. Experten geben dem wenig Chancen auf Erfolg. Denn eine Konventionalstrafe für den Fall, dass die Hersteller den Vertrag nicht erfüllen, wurde nicht vereinbart.

Extra
Schützenpanzer sind leichte bis mittelschwere Panzer, die ein Gewicht von 25 bis 40 Tonnen haben. Sie transportieren die Infanterie ins Gefecht und unterstützen sie im Kampf. Der Puma ist allerdings schwerer. Er soll die Lücke zwischen leichten Infanterie- und schweren mechanisierten Kräften schließen. kah

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