Serie „Landmarken“, Teil 16 Trinkwasser aus dem Ruwertal für Augusta Treverorum

Waldrach · Serie „Landmarken“: Schon die Römer haben eine Wasserleitung bei Waldrach im Kreis Trier-Saarburg genutzt, die in die Stadt Trier führte.

Serie „Landmarken“: Römische Wasserleitung bei Waldrach
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Serie „Landmarken“: Römische Wasserleitung bei Waldrach

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Foto: Martin Recktenwald

Mit Trinkwasser sparen mussten die Bewohner des römischen Triers in der Regel nicht. Wasserleitungen brachten das frische Nass aus dem Umland direkt in die Stadt. Eine der wichtigsten Adern begann an der Ruwer nahe Waldrach (Landkreis Trier-Saarburg). Von dort aus flossen täglich rund 25 000 Kubikmeter Wasser in die Stadt. Das ergäbe 1000 Liter Wasser pro Einwohner – reichlich Überschuss also für Fontänen und Bäder.

Beinahe wäre dieses historische Erbe 1974 bei Bauarbeiten zerstört worden. Weil die Leitung unter­irdisch verlief, war sie bis dahin unentdeckt geblieben. Auf Initiative des Verkehrsvereins Ruwertal entstand die Rekonstruktion eines Teilstücks der Leitung. Dabei wurden auch erhaltene Original-Quader mit verbaut. Somit markiert heute der frei zugängliche Nachbau den Ausgangpunkt dieser antiken Lebens­ader. Denn tatsächlich lag ihr Anfang einst nur wenige Meter nebenan beim Zusammenfluss von Ruwer und Riveris. Über eine Gesamtlänge von 13 Kilometern wurde das Wasser durchs Ruwertal und die heutigen Stadtteile Trier-Nord und Kürenz bis zum Amphitheater geführt. Vor dort aus speiste sich das innerstädtische Verteilernetz, an das sowohl öffentliche Einrichtungen als auch viele Privathäuser angeschlossen waren.

 Die Rekonstruktion  der  Wasserleitung – zum Teil aus Original-Bausteinen – steht neben der Straße von Waldrach nach Gutweiler.

Die Rekonstruktion der Wasserleitung – zum Teil aus Original-Bausteinen – steht neben der Straße von Waldrach nach Gutweiler.

Foto: Martin Recktenwald

Spannend war diese Strecke für die römischen Konstrukteure, weil sie hier mit einem geringen Gefälle maximalen Erfolg erzielen konnten. Insgesamt bewältigte die Rinne nur einen Höhenunterschied von acht Meter, also ein Gefälle von 0,6 Promille. Trotzdem wurde mit dem Amphi­theater der höchstgelegene Punkt innerhalb der Stadtmauern erreicht – und das ganz ohne Druck auf der Leitung.

Obwohl im Lauf der Jahrhunderte einige Teilstücke zerstört wurden, ist das Aussehen der Leitung durch Ausgrabungen des Rheinischen Landesmuseums Trier gut bekannt: Das Wasser floss unterirdisch in einer aus Stein gemauerten Rinne von etwa 74 Zentimetern Breite und 96 Zentimetern Höhe. Innen war sie mit wasserfestem, von Ziegeln durchsetztem Kalkmörtel verputzt. Nach dem Verputzen wurde die Rinne mit einem Gewölbe überbaut. An einigen Stellen hat man Einstiegsschächte entdeckt. Sie dienten der Wartung. Durch Auswaschungen lässt sich feststellen, dass das Wasser den verputzten Bereich in der Regel bis zu etwa zwei Dritteln seiner Höhe durchfloss. Daraus lässt sich eine Kapazität von mehr als 25 000 Kubikmetern (25 Millionen Liter) am Tag errechnen.

 Diese Rekonstruktion eines Teilstücks der römischen Wsserleitung besteht zum Teil aus Original-Bausteinen.

Diese Rekonstruktion eines Teilstücks der römischen Wsserleitung besteht zum Teil aus Original-Bausteinen.

Foto: Martin Recktenwald

Damit ließe sich mühelos auch der Trinkwasserverbrauch des modernen Triers decken. Tatsächlich läuft auch heute eine der zentralen Wasser­versorgungs­adern der Stadt nahe dem antiken Vorbild. Ausgangspunkt ist hier die Rive­ris-­Talsperre. Im Gegensatz zu dem römischen Modell hat das aktuelle einige Vorzüge. Denn handelt es sich um Druckleitungen. Das heißt zum einen, es fließt nur so viel Wasser, wie auch verbraucht wird. Gigantische Wasserspiele für überschüssige Flüssigkeit sind somit nicht mehr nötig – was möglicherweise auch als Nachteil gesehen werden könnte. Kommt es aber zu einer Trocken­periode, so sind wir heute allemal besser dran. Bis die Talsperre sich leert, müsste es schon ziemlich lange trocken bleiben.

Die antike Leitung war hingegen auf den Wasserstand des Flusses angewiesen. War der zu niedrig, fiel die auf Gefälle basierende Versorgungsader aus.

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