Prozess Notar schildert Gespräch mit mutmaßlichem Trierer Amokfahrer: „Wir haben gar keinen Tresor“

Update | Trier · Im Prozess um die Amokfahrt in Trier ist am Dienstag ein Notar im Landgericht aufgetreten – und hat von seinem Gespräch mit dem mutmaßlichen Amokfahrer am Vortag des Gewaltverbrechens erzählt. Dabei wurde aufgeklärt, ob der Notar mehrere Hunderttausend Euro des Angeklagten aufbewahrt hat, wie dieser mehrmals behauptet hatte.

Amokfahrt in Trier:  Notar sagt vor Gericht über Geld-Motiv aus
Foto: TV/Rolf Seydewitz

Der Notar erzählt, der 52-jährige Angeklagte sei unangemeldet in sein Büro gekommen und habe von angeblichen Versuchen mit radioaktiven Substanzen berichtet, die in der Kindheit mit ihm gemacht worden seien. Dafür habe er Schadenersatz bekommen, das Geld sei von anderen in Immobilien angelegt worden. Die mehreren Hunderttausend Euro würden ihm jetzt vorenthalten.

Nach den Schilderungen des Notars sagte der Angeklagte, dass er Urkunden über die Immobilienverkäufe benötige, um die Sache beweisen zu können. Nachdem der Notar ihm gesagt habe, wie er an die Urkunden kommen könne, sei der Tatverdächtige dann wieder gegangen. „Er stand zwar unter Strom und hat schnell geredet, aber war höflich und nicht aggressiv“, erinnerte sich der als Zeuge geladene Notar am Dienstag im Landgericht.

Hat der Notar tatsächlich Geld des Angeklagten aufbewahrt?

An die Geschichte mit dem kleinen Vermögen, das der im Trierer Stadtteil Zewen aufgewachsenen Angeklagten angeblich besitzt, hat ohnehin kaum jemand geglaubt, wie selbst enge Freunde und Bekannte des 52-Jährigen an den vorausgegangenen Prozesstagen ausgesagt haben. Ihnen allen hatte der Tatverdächtige teils mehrfach von dem ausstehenden Reichtum berichtet, einigen sogar auch von einem Schatz, der auf einem elterlichen Grundstück in Wasserliesch vergraben sei.

Der Trierer Notar wacht jedenfalls weder über  das Geld des Angeklagten noch über irgendwelche Urkunden.

In der Vergangenheit hatten mehrere Zeugen unter Verweis auf den Angeklagten ausgesagt, dass der Notar angeblich das Geld des 52-Jährigen in einem Tresor aufbewahre. „Wir haben gar keinen Tresor und verwahren auch kein Geld“, sagte der Jurist.

Der Angeklagte habe auch weder Geld noch eine Urkunde von ihm gefordert, sondern sich nur erkundigt, wie er an eine solche Urkunde komme. Nach fünf Minuten sei das Gespräch am Tag vor der Amokfahrt beendet gewesen.

Hat der Notar den Angeklagten im Gespräch erniedrigend behandelt?

Ein Kripobeamte hatte dagegen an einem der vorausgegangenen Verhandlungstage gesagt, der Angeklagte habe in einer Vernehmung nach der Tat gesagt, dass er bei dem Notar „erniedrigend behandelt“ worden sei. Deswegen sei er durch die Fußgängerzone von Trier gefahren. Das wies der Trierer Jurist am Dienstag zurück. Er habe den Angeklagten bei dem kurzen Gespräch in keinster Weise erniedrigt. „So etwas machen wir ohnehin nicht.“ Im Gegenteil habe er sogar den Eindruck gehabt, dass sein Gegenüber mit der Auskunft des Notars zufrieden gewesen sei.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, bei der Amokfahrt durch die Trierer Fußgängerzone fünf Menschen getötet und zahlreiche Passanten teils schwer verletzt zu haben. Der Tatverdächtige hat sich im Prozess bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert.

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