Bauschäden, Schimmel und ein Rechtsstreit

Trier · Die Kita Tarforst wird ein weiteres Mal teurer als geplant und beschlossen: Nachdem der Stadtrat erst Ende Juni einer Erhöhung der Baukosten von 2,06 auf 2,74 Millionen Euro zugestimmt hat, kündigte die Stadtverwaltung in einer nicht-öffentlichen Versammlung jetzt neue Steigerungen an, deren Höhe noch nicht feststehe.

Trier. Bauschäden, Schimmel, marode Grundleitungen - so hat die Verwaltung dem Stadtrat in der Juni-Sitzung die höher werdenden Kosten erklärt, die der Umbau der ehemaligen Grundschule Tarforst in eine Kita verursachen wird (der TV berichtete). Das war jedoch offenbar noch nicht die Schlussrechnung. Kurz nach dem Stadtratsbeschluss hat Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani Kita-Leitung und Elternvertretung zusammen mit den Ratsfraktionen zu einem Gespräch ins Rathaus eingeladen und weitere Erhöhungen angekündigt.
Werner Gorges, der stellvertretende Ortsvorsteher von Tarforst, war bei dieser Versammlung dabei. "Die Baudezernentin hat von Verschiebungen des ursprünglichen Bauzeitplans gesprochen und weitere Kostensteigerungen angekündigt", sagt Gorges im Gespräch mit dem TV. "Die genaue Höhe dieser Steigerungen steht ihrer Aussage nach noch nicht fest, das soll mit dem verantwortlichen Büro noch abgestimmt werden." Eine Vorlage für den Stadtrat sei in Arbeit.
Was läuft schief in der Kita Tarforst? Bürgermeisterin und Schuldezernentin Angelika Birk lehnte die Bitte des TV um eine Stellungnahme ab und ließ über das Presseamt ausrichten, das sei Sache der Baudezernentin. Diese hat zwar zurzeit Urlaub, stellte sich aber trotzdem den Fragen des TV. Simone Kaes-Torchiani bestätigte die in Aussicht stehenden Kostensteigerungen. "Dafür gibt es viele Gründe, die anfallen, wenn man in und mit einem alten Gebäude arbeitet." Sie kündigte an, alle Details nach ihrem Urlaub auf den Tisch zu legen. Die genaue Höhe der neuen Kosten werde noch ermittelt. Außerdem setze sich die Stadt mit einer der am Bau beteiligten Firmen zurzeit vor Gericht auseinander.
Die alte Grundschule Tarforst wird seit 2011 zu einer Kita aus- und umgebaut. Sie soll Platz für 70 Kinder bieten. Die ursprünglichen Baukosten von zwei Millionen Euro sind bis heute bereits um ein gutes Drittel gestiegen, die neuen Kostenerhöhungen noch nicht mit eingerechnet. Die Kita sollte im Herbst dieses Jahres fertig werden, doch noch ist sie eine große Baustelle.
Die Stichworte Kita und Schimmel lassen in Tarforst ohnehin sofort Alarmglocken läuten. Der Kampf gegen die Schimmelsporen dauerte in der Kita Trimmelter Hof mehr als drei Jahre, bis er im Frühjahr 2011 beendet wurde und die ausquartierten 120 Kinder wieder einziehen konnten.Meinung

Umsonst gespart, umsonst gelitten
Wo auch immer die genauen Gründe für die Kostenexplosionen in Tarforst liegen mögen: Sie bestätigen schon jetzt, dass die kommunale Finanzpolitik in Trier immer seltsamer wird. Da verhängt die Kommunalaufsicht ein Spardiktat von 1,9 Millionen Euro, das die Stadt unter anderem dazu zwingt, Trägern der Jugend- und Sozialarbeit existenzbedrohende Kürzungen aufzuerlegen. Doch die so gesparten 168 000 Euro fegen die Kostenexplosionen der Kita Tarforst locker und um ein Vielfaches vom Tisch. Das ist alles andere als ungewöhnlich. Eher selten bleiben öffentliche Bauprojekte in ihrem ursprünglichen Kostenrahmen. Steigerungen sind immer drin und torpedieren den Erfolg müsamer Sparbemühungen. Und so leiden die sozialen Träger völlig umsonst. j.pistorius@volksfreund.de

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