Musik Die Oldies mit den großen Stimmen

Trier. · Auf dem Trierer Beat-, Rock- und Blues-Festival war jeder zweite Rocker über 60, einige auch gut über 70. Das ebenfalls nicht mehr so ganz jugendliche Publikum war rundum begeistert.

 Die Stimmgewalt des Abends: Pezi Nels und Band bieten Rock, Blues und Soul..

Die Stimmgewalt des Abends: Pezi Nels und Band bieten Rock, Blues und Soul..

Foto: Dorothee Quare

„Na, dann mach du mal ...“ Das bekam Günter Grünewald zu hören, als der rüstige Senior im vergangenen Jahr die Idee äußerte, Triers gestandene und bekannte Rock- bzw. Beat-, Rock‘n Roll- und Bluesbands für ein Benefizkonzert zusammenzutrommeln. Doch es ist dem 70-Jährigen gelungen: Unterstützt von Martin Schümmelfeder und Michael Schömer organisierte er zwei denkwürdige Abende im Brunnenhof, mit Triers rockenden und röhrenden Musik-Urgesteinen.

Seit seinem Renteneintritt vor nunmehr 17 Jahren hat der früher bei einem Energieversorger tätige Betriebswirt schon so manches auf die Beine gestellt, darunter den Schulwettbewerb „Uns schien Trier“. Ehrenamtlich ist er etwa im Stadtmuseum Simeonstift und in der Villa Kunterbunt tätig. Und Grünewald hat noch Großes vor: „Ich möchte auch die Antikenfestspiele wieder ins Leben rufen“, verrät er. „Vielleicht kann es ja auch einmal ein Musical sein.“

„Bye bye, Miss American Pie“, schallt der alte Don-McLean-Hit durch den Brunnenhof, während dunkle Wolken auf- und sich dann allmählich wieder verziehen. Die Unplugged Gang hat den Auftakt gemacht. Das Publikum beginnt mitzuklatschen, geht beherzt bei Jethro Tulls „Locomotive Breath“ mit. Beim „Time Warp“ aus dem Kultfilm Rocky Horror Picture Show – Sänger Wolli Prinz macht sich echt gut als Magenta – kommt richtig Stimmung auf. Wenig später traut sich auch ein erstes Pärchen, ausgelassen mitzutanzen. Es ist mittleren Alters, wie ein Großteil des Publikums, das auf die Hits der 60er und 70er Jahre, die an diesen beiden Abenden erschallen, voll abfährt.

Auch The Fireworkers ist eine echte Oldietruppe, die ihren Part mit einem namenlosen Pferd beginnt. Ein absoluter Höhepunkt: „Whisky in the Jar“ von den Dubliners. Mittlerweile sind rund 250 Gäste da; es sollen noch mehr werden. Eine Dame in weißer Tunika und blauem Stirntuch erweist sich als die Stimmgewalt des Abends: Pezi Nels und Band bieten Rock, Blues und Soul.

Je später der Abend, desto höher steigt die Stimmung bei den Besuchern. The Hat Boys lassen es mit ihrem Oldierock so richtig krachen. Mit Werner Hertz und Silvia Günther an den Gesangsmikrophonen hat die Band stimmlich mit das Beste am Start, was die Region zu bieten hat, unterstützt von hervorragenden Instrumentalisten. Mit Songs wie Black Velvet, Mustang Sally, Simply the Best, Steamy Windows oder Elvis Medley löst die Band große Begeisterung bei den Zuschauern aus.

Am Samstag ist der Brunnenhof schon brechend voll – Günter Grünewalds Erwartungen damit mehr als erfüllt – als Lily Remy gemeinsam mit Bluesaorsch ihren fulminanten Auftakt hat. Die 64-Jährige Trierer Blueslegende – ihr 50. Bühnenjubiläum hat sie bereits hinter sich – singt tapfer gegen die blendende Sonne an. „Wir haben nur viermal proben können, aber es hat super geklappt“, freut sie sich. The Rats und The Rustlers rocken den Brunnenhof in den Abend hinein mit Evergreens wie Shocking Blues „Venus“ und „Satisfaction“ von den Stones. „Wir sind total stolz, mit so vielen Rocklegenden auf der Bühne stehen zu dürfen“, verkündet die letzte Band des Festivals, Steilflug, die mit Hardrock von Bands wie Deep Purple und Golden Earring begeistert. Herbert Kohr, Schlagzeuger von den Fireworkers, ist während des Abends mit dabei. „Noch nie hab ich so viele gestandene Trierer Rockmusiker auf einem Flecken gesehen“, staunt er. „Das ist ein richtiges Oldtimer-Treffen!“

Die Einnahmen gehen an das Hospizhaus Trier und an den Förderverein krebskranker Kinder.

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