Glaube im Alltag Empört – und dann?

Im vergangenen Jahr wurde immer wieder Empörung laut – über Menschen die einen SUV fahren oder solche, die kein Elektroauto wollen, über Tiere im Zirkus oder in der Landwirtschaft, weniger über Hunde und Katzen in Stadtwohnungen, über Zugewanderte und Geflüchtete, über Leute, die gerne Fleisch essen und es nicht beim Bio-Metzger kaufen – die Reihe ließe sich fortsetzen.

 Ingrid Müller, Pastoralreferentin

Ingrid Müller, Pastoralreferentin

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Das passt zu meiner Beobachtung, dass bestimmte Themen oder Worte vielfach Reaktionen hervorrufen, die mit der Sache selbst kaum zu tun haben. Schnell verlagert sich alles auf eine emotionale und damit unangreifbare Ebene. Argumente können nur ins Leere laufen, vorgefasste Meinungen oder Vorurteile verhärten sich und die Sprache wird schnell scharf und beleidigend – selbst in eigentlich belanglosen Gesprächen. Eine Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Aspekten einer Angelegenheit ist nicht gefragt, es gilt nur das schnell hingeworfene Wort.

Und wenn bestimmte Reizthemen (siehe oben) auch nur am Rand auftauchen, ist die Empörung bestimmter Personen oder Gruppen so sicher wie das sprichwörtliche Amen in der Kirche. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Gehörte oder Gelesene wahr ist oder nicht, Hauptsache man ist empört und tut das kund.

Und die wenigsten machen sich die Mühe, irgendetwas nachzuprüfen, deshalb entfalten solche „Nachrichten“ fortan ein nicht mehr einzuholendes Eigenleben. Oftmals spiegelt sich die Empörung über Wochen hin in Kommentaren im Netz und in Leserbriefen.

Mein Vorsatz für dieses Jahr: Insbesondere Nachrichten mit Aufregungs- oder Empörungspotential genau überprüfen und darauf achten, wer was wie erzählt. Denn auch wohlmeinend weitergegebene Dinge können sich bei genauer Betrachtung oder Prüfung als völlig falsch weil aus dem Zusammenhang gerissen darstellen.

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