Ihre Meinung Keine Ehre für Totengräber der Demokratie

Straßennamen

Zu Berichten über die geplante Umbenennung der Hindenburgstraße in Trier und zum Leserbrief „Fragwürdige Aktion, den Namen zu tilgen“ (TV vom 25. November):

Wenn man eine Straße nach jemandem nennt, so stellt das eine Ehre dar. Wer ist oder war der geehrte Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg? Für alle, die es bis zum Erscheinen der Biografie von Wolfram Pyta 2007 nur ahnten, aber nicht wussten: Hindenburg war einer der Totengräber der ersten deutschen Demokratie.

Nach dem verlorenen Krieg schickte er den gehassten Zivilisten Matthias Erzberger nach Compiègne, um den Waffenstillstand zu unterschreiben. Das wäre aber seine Aufgabe gewesen, entweder er selbst, oder ein von ihm gesandter hoher Militär wären gefragt gewesen. Danach setzte er das Märchen vom „im Felde unbesiegten Heer“ in die Welt. Obendrauf kamen die Dolchstoßlegende und die „Novemberverbrecher“.

Eine schwere Hypothek für die junge Republik. Es gibt gewiss auch viele andere Gründe für den Untergang der Weimarer Republik. Aber wenn jemand mit der Reputation Hindenburgs statt zu nörgeln und zu intrigieren zu den Realitäten gestanden hätte, wäre vieles einfacher gewesen und vielleicht anders gelaufen.

Am Ende der Republik hat er mit den Ernennungen Papens, Schleichers und Hitlers zum Reichskanzler das Ganze besiegelt. Auch das ist sicherlich nicht der einzige Grund für das Ende, aber ...

Professor Pyta führt uns den Menschen Hindenburg vor. Demnach ein eitler bornierter Fatzke, der zwischen 1914 und 1916 entweder auf die Jagd ging oder sich malen ließ. Er sonnte sich im Ruhm des Sieges von Tannenberg, ein Ruhm, der seinem Chef des Stabes, General Ludendorff, zukam.

Paul von Hindenburg war 1914 bereits 67 Jahre alt, also im Rentenalter und pensioniert. Erst als General Ludendorff das Kommando über eine Armee in Ostpreußen bekam, stellte das Große Hauptquartier fest, dass dieser dafür nicht adlig genug war. Also reaktivierte man den Rentner Hindenburg. Und was tat er? Er ließ seinem Chef des Stabes freie Hand.

 Er wiederholte später oft, dass er während der Schlacht bei Tannenberg gut geschlafen habe. Das ging dann so weiter, auch als die beiden die Oberste Heeresleitung übernahmen.

Diesem Herren gebührt nicht die Ehre, dass eine Straße nach ihm benannt wird.

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