Meinung Auch Ärzte sind nur Menschen

Und? Wann haben Sie zuletzt die Corona-Regeln schleifen lassen? Vielleicht, als Sie die lange nicht gesehene Freundin beim ersten Nach-Lockdown-Treffen dann doch umarmt haben? Oder als Sie im Zug, als es so heiß und stickig war, so getan haben, als müssten Sie ständig etwas trinken – nur, um die Maske nicht aufhaben zu müssen?

Kommentar zum Corona-Ausbruch in Trierer Reha-Zentrum
Foto: TV/Klaus Kimmling

Oder in Ihrem Stammrestaurant, wo der Kellner Ihnen schon erst gar keine Adresszettel mehr bringt, weil deren Ausfüllen so nervig ist und man sich ja ohnehin kennt?

Gerade, wo man sich vertraut ist, scheinen Hygiene- und Abstandsregeln mittlerweile oft vergessen zu werden. Vielleicht auch, weil es fälschlicherweise als ein Zeichen von Misstrauen gewertet wird, wenn man Menschen nicht zu nah an sich heran lässt. Weil es unangenehm ist, sein Gegenüber darauf aufmerksam zu machen, einen Schritt zurückzutreten oder die Maske doch bitte auch über die Nase zu ziehen.

Dass die Infektionswege dieses verdammten Virus’ immer noch nicht ganz klar sind, ist dabei mehr als frustrierend. Alternativen zu den nervigen Infektionsschutzregeln haben wir auch deshalb schlicht (noch) nicht.

Deshalb müssen gerade dort, wo es um Risikopatienten mit schwachem Herzen oder lädiertem Immunsystem geht, die Vorgaben weiterhin penibelst eingehalten werden. In Reha-Einrichtungen wie der in der Metternichstraße gehen schließlich Hunderte Patienten ein und aus. Und später wieder nach Hause zu ihren Familien. Oder zur Arbeit. Die potenziellen Infektionswege sind zahllos.

Aber Ärzte, Krankengymnasten, Logopäden und Patienten sind auch nur Menschen. Und um zu wissen, dass bei dieser Spezies das Fleisch oft schwächer ist als der Geist, muss man nur sein eigenes Verhalten kritisch betrachten. Bislang ist das städtische Ordnungsamt offenbar einfach davon ausgegangen, dass medizinisches Fachpersonal aufgrund seiner Expertise sich automatisch an alle Corona-Regeln hält. Deswegen wurden Gesundheitseinrichtungen bislang auch nicht kontrolliert. Es hätte nichts mit Misstrauen zu tun, diese Taktik zu ändern.

c.wolff@volksfreund.de

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