Kreis schmiedet Plan für den Aufnahme-Notfall

Trier/Gutweiler · Rund 70 neue Flüchtlinge - jede Woche. Bisher schaffen es die Mitarbeiter der Kreisverwaltung Trier-Saarburg, die Menschen in den 104 Städten und Dörfern unterzubringen. Noch. Nun wird ein Notfallplan ausgearbeitet, falls keine Herberge mehr zu finden ist.

Trier/Gutweiler. Es wird sicher kein gemütliches Kaffeekränzchen werden, zu dem Günther Schartz eingeladen hat. Zur Ortsbürgermeisterdienstbesprechung hat der Landrat die 104 Stadt- und Ortsbürgermeister eingeladen. Der eine oder andere Ortschef wird am Freitag mit gemischten Gefühlen in die Kreisverwaltung fahren. Denn diese hat bereits vor einiger Zeit angefragt, wo möglicherweise weitere Flüchtlinge untergebracht werden können. Nach Auskunft von Thomas Müller, Pressesprecher der Kreisverwaltung, lassen die Antworten aus Teilen des Kreisgebiets auf sich warten.Bisher noch Plätze gefunden



Akut gibt es bei der Behörde noch keine Überlegungen, geflüchtete Menschen in einer Halle einzuquartieren. Bisher sei es immer noch gelungen, die wöchentlich rund 70 Menschen unterzubringen. In Häusern, Wohnungen, angemieteten Hotels oder in Wohncontainern. Es sei auch nicht abzusehen, dass die Zahl der Flüchtlinge sinkt. Müller: "Irgendwann könnten unsere Möglichkeiten jedoch erschöpft sein." Für diesen Fall will der Kreis gerüstet sein. Dazu soll Anfang Dezember ein Plan für den Aufnahme-Notfall stehen. Und die Gemeindechefs bilden mit ihrer Meldung geeigneter Gebäude die Grundlage für die Planungen. "Innerhalb von 48 Stunden sollen die Gebäude so hergerichtet werden, dass dort Menschen untergebracht werden können", sagt Müller.
Gutweilers Ortsbürgermeister Günter Jakobs hat die Beantwortung der Anfrage von Landrat Günther Schartz nicht auf die lange Bank geschoben. Er hat der Kreisverwaltung mitgeteilt, dass im Fall der Fälle die Altenberghalle zur Verfügung gestellt werden könnte. Bis zu 150 Menschen könnten dort eine provisorische Bleibe finden. Jakobs: "Ich habe mit meinen Gemeinderatsmitgliedern gesprochen." Mehrheitlich werde die Meldung mitgetragen. "Es gibt jedoch auch einige im Dorf, die das nicht wollen", sagt Jakobs. Das gehe sogar so weit, dass sich jemand dagegen ausspreche, dessen Familie nach dem Zweiten Weltkrieg geflüchtet sei. Es gebe auch Leute, die ihm nun Frechheiten machen. Doch daran habe sich der 73-jährige langjährige Ortsbürgermeister inzwischen gewöhnt.
Anders als bei den meisten anderen Hallen wird die in Gutweiler nicht für den Schulunterricht genutzt, da es keine Grundschule gibt. Nutzer für die Halle gibt es natürlich viele. Unter anderem wird dort Volleyball gespielt, treffen sich dort die Narren zu Sitzungen oder gibt es dort Konzerte. All das würde ausfallen, wenn Menschen in der Halle untergebracht würden.
"Ich weiß, dass das nicht bei allen gut ankommt", sagt Jakobs. "Aber wir müssen doch etwas tun", so der Ortsbürgermeister, der nur eine Bitte hat. "Ich möchte, dass es eine Bürgerversammlung gibt, ehe die Halle belegt wird. Denn die Menschen haben viele Fragen."
Ob die Altenberghalle gebraucht wird, ist derzeit noch offen. Laut Pressesprecher Müller bedeute die frühe Meldung Gutweilers nicht, dass dieser Standort auch als erster belegt wird. Erst müssten die Meldungen aus dem gesamten Kreis vorliegen. Er macht auch klar, dass der Kreis bisher auf die Freiwilligkeit der Dörfer und Städte setzt. Was er so nicht sagt, dürfte auch den Stadt- und Ortsbürgermeistern klar sein, die am Freitag zur Besprechung mit dem Landrat nach Trier fahren: Notfalls könnte die Kreisverwaltung eine Turnhalle oder ein Gemeindehaus wohl auch gegen den Willen einer Gemeinde in Anspruch nehmen.
Wer geeigneten Wohnraum für Flüchtlinge anbieten möchte, kann sich an die Verbandsgemeindeverwaltungen sowie an die Kreisverwaltung wenden.

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