Spendenaktion Gegen häusliche Gewalt und für Verhütung

Trier · „Meine Hilfe zählt“: Der Verein Pro Familia Trier bittet um Spenden für zwei Projekte – zum Schutz von Frauen und Kindern und für ein Menschenrecht.

 Im Jahr 2019 hat das Team der Trierer Pro-Familia-Beratungsstelle deren 40. Jubiläum gefeiert. Der Diplom-Pädagoge Michael Charles (Zweiter von links) berät dort Männer, die als Partner gewalttätig geworden sind.

Im Jahr 2019 hat das Team der Trierer Pro-Familia-Beratungsstelle deren 40. Jubiläum gefeiert. Der Diplom-Pädagoge Michael Charles (Zweiter von links) berät dort Männer, die als Partner gewalttätig geworden sind.

Die Corona-Pandemie hat ein Thema in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt, über das nur wenige reden: häusliche Gewalt. Für den Diplom-Pädagogen Michael Charles ist das Thema jedoch allgegenwärtig. Denn seit 2007 leitet er bei der Pro Familia in Trier ein Trainingsprogramm für Männer, die in ihren Partnerschaften Gewalt ausüben. „In einer Gruppe lernen sie, Konflikte zu deeskalieren und dauerhaft keine Gewalt mehr auszuüben“, sagt Charles.

Experten haben dieses spezielle Training entwickelt. Es orientiert sich an Standards, die die Bundesarbeitsgemeinschaft Täterarbeit festgelegt hat. Ein wesentlicher Punkt ist, dass eine weibliche Co-Trainerin mit dabei ist. „Sie hilft den Teilnehmern beispielsweise, besser zu verstehen, wie ihr Verhalten aus Sicht der Partnerin wahrgenommen wird“, sagt Charles. Und das Leitungs-Tandem aus Mann und Frau diene als positives Modell. „Leider sind die Zuschüsse des Landes Rheinland-Pfalz nicht in dem Maße gewachsen wie die Personal- und Sachkosten“, sagt der Pro-Familia-Mitarbeiter. Eine Folge: Die Arbeitsstunden der Co-Trainerin hätten reduziert werden müssen.

 Der Verein Pro Familia in Trier will  finanziell schwachen Menschen bei sicherer Familienplanung helfen – durch Beratung und bei der Finanzierung von Verhütungsmitteln.

Der Verein Pro Familia in Trier will finanziell schwachen Menschen bei sicherer Familienplanung helfen – durch Beratung und bei der Finanzierung von Verhütungsmitteln.

Foto: Pro Familia

Auch während der Corona-Krise sei das Projekt weitergelaufen, sagt der Diplom-Pädagoge. Er und die Co-Trainerin hätten über Telefon, in Einzelgesprächen und zeitweise während Gruppenangeboten unter Beachtung der Hygieneregeln zu den Teilnehmenden Kontakt gehalten. Das Anmieten von größeren Räumen, um die Hygieneregeln einzuhalten, habe wiederum Mehr­kosten verursacht.

Für das „Meine Hilfe zählt“­-Projekt des Vereins Pro Familia Trier werden 5750 Euro benötigt, es fehlen noch 4795 Euro. Spenden können unter der Nummer 16406 eingezahlt werden. „Bitte helfen Sie uns mit Ihren Spenden, auch in Zukunft Frauen und ihre mitbetroffenen Kinder besser vor Gewalt zu schützen”, appelliert Charles an die TV-Leserinnen und -Leser.

 In einem weiteren Projekt des Trierer Vereins geht es um ein Menschenrecht – um das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung und Familienplanung. Doch für arme Menschen steht es nur auf dem Papier, die Realität sieht meist anders aus. Ute Keiber-Schon, Sexual­pädagogin und Familien- und System­beraterin bei Pro Familia in Trier, sagt: „Frauen in Deutschland mit niedrigem Einkommen haben geringere Zugangs­chancen zu sicheren Verhütungsmitteln, weil Pille, Spirale und weitere langfristig wirkende Verhütungsmittel zu teuer sind.” Das Geld reiche bei weitem nicht aus, um noch sicherere Verhütung zu finanzieren. Die Situation habe sich im vergangenen Jahr durch die Corona-Krise dramatisch verschärft. „Da viele Frauen im unteren Lohnsektor noch weniger verdienen, in Kurzarbeit geschickt wurden oder ganz den Job verloren haben“, erklärt die Sexualpädagogin. Viele Frauen kämen zur sogenannten Familien­planungs­beratung, weil sie finanzielle Unterstützung suchten. „Ich berate dann zunächst auch allgemein zum Thema Verhütung“, sagt Keiber-Schon. Viele Frauen seien darüber dankbar, da sie Informationen zu Themen wie Frau­sein, Körper, Fruchtbarkeit und Frauen­gesundheit erhalten würden. Broschüren und Bücher ergänzten das kostenfreie Beratungsangebot. In einem zweiten Schritt gehe es dann darum, zu schauen, wie der individuelle Wunsch, zu verhüten, realisiert – das heißt finanziert – werden könne.

Wie können arme Menschen nun teure Verhütungsmittel kaufen? Pro Familia Trier hat das „Meine Hilfe zählt“-­Projekt „Sichere Methoden zur Familienplanung“ auf unserem Hilfeportal eingestellt. Ziel ist es, Frauen und Paare in ihrer Familienplanung zu unterstützen und ihnen eine sichere Verhütung zu ermöglichen. „Nach einer Beratung und Prüfung des Anspruchs können Frauen einen Zuschuss zu dem Verhütungsmittel ihrer Wahl bekommen, das sie sich ansonsten nicht leisten können“, sagt Keiber-Schon. Das Projekt hat die Nummer 54800. Mehr als ein Drittel der benötigten Spendensumme ist schon zusammengekommen, es fehlen noch 1275 Euro – für ein Menschenrecht.

Aktuell unterstützt „Meine Hilfe zählt“ 130 Projekte regionaler Vereine. Immer mittwochs stellen wir Projekte vor oder berichten, was aus Ihrer Hilfe ge­worden ist.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort