Nach dem Platt und der Erdbeere kommen die Nachbarn

Künftige Generationen sollen etwas erfahren können über den typischen Dialekt, die Originale und darüber, wie sich Traditionen entwickelt haben. Dies für seine Heimat Zewen festzuhalten, ist ein Ziel des Autors Reinhold Zimmer, der am Sonntag seinen 75. Geburtstag feiert.

 Mit seinem Erdbeerbuch in der Hand blickt Reinhold Zimmer von seinem Balkon aus in die geliebte Heimat. TV-Foto: Christine Cüppers

Mit seinem Erdbeerbuch in der Hand blickt Reinhold Zimmer von seinem Balkon aus in die geliebte Heimat. TV-Foto: Christine Cüppers

Trier-Zewen. (c.c.) Zusammen mit fünf Geschwistern wuchs er in Zewen auf. Er spricht fließend den örtlichen Dialekt, half schon früh seinen Eltern im Erdbeerfeld, macht seit Kindertagen Musik und kennt Zewens Originale und ihre Geschichten. Was liegt da näher, als die Eigenheiten des Ortes zwischen Buchdeckeln an nachfolgende Generationen weiterzugeben?

Reinhold Zimmer hat genau das getan. Der Zewener schrieb vor sechs Jahren das Mundartwörterbuch "Zewener Platt - ees Mottersproach". Dialekt von A bis Z, dazu Redensarten, Gedichte und Geschichten enthält das inzwischen vergriffene Werk.

Angespornt durch den Erfolg, machte sich der Zewener an die Erforschung der "Nationalfrucht" des Stadtteils: der Erdbeere. "Das Zewener Erdbeerbuch" erschien im vergangenen Jahr.

Unterstützt wird Reinhold Zimmer von seiner Ehefrau Gertrud. "Ohne diesen ruhenden Pol wäre alles gar nicht möglich", betont der Mann, der am Fastnachtssonntag seinen 75. Geburtstag feiert. Zusammen geben die beiden einen Überblick über die rund 100-jährige Geschichte der Erdbeere in Zewen, über die Entwicklung des Edelobstanbaus im Stadtteil und die Entstehung einer Fabrik für Spankörbchen ab 1939. "In den 30er Jahren fuhren täglich 26 Eisenbahnwaggons mit 40 Zentnern Erdbeeren von Zewen ab", erzählt Reinhold Zimmer.

Der Mann, der auf den ersten Blick ruhig und zurückhaltend wirkt, kommt richtig in Fahrt, wenn es um die Geschichte seiner Heimat geht. "Ich brauche das einfach, um meine grauen Zellen zu bewegen", begründet er lachend seine Leidenschaft.

Seit 2000 ist der gelernte Schriftsetzer und später als Lehrer tätige Naturliebhaber im Ruhestand. Sein Motto seither: "Ich habe immer Zeit, aber niemals Langeweile."

Wenn der Musikverein seinen Tubisten ruft, wenn einer der Freunde eine Wanderung vorhat - der Rentner ist spontan zur Stelle. Ansonsten hilft er seiner Tochter und seinem Schwiegersohn, lernt Enkel Henri im Garten an oder bereitet seinen Mundartstammtisch vor.

Und wenn es ihm ausnahmsweise mal nicht so gut geht? "Dann ziehe ich die Wanderschuhe an, laufe nach Trierweiler, trink einen Viez und esse 'ne Schinkenschmier. Schon sieht die Welt ganz anders aus."

Wenn der Naturliebhaber in nächster Zeit öfter auf dem Weg in die Nachbargemeinden anzutreffen ist, muss das allerdings nicht heißen, dass er einem Tief davonläuft.

Denn dann arbeitet er an seinem nächsten Buch. "Darin", verrät er, "wird es um Zewen und die umliegenden Gemeinden gehen."

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