Wieder Chancen für einen Neustart

Trier · Im Herbst 2000 hat die Kabinenbahn zum letzten Mal Passagiere über die Mosel befördert. Seit der bislang letzten Testfahrt 2004 stehen die Gondeln still. Nun gibt es wieder Bewegung - zumindest hinter den Kulissen: Betreiber Peter Schwab bringt potenzielle Investoren ins Spiel.

Trier-Nord. Seit fast sechs Jahren stehen die Gondeln der Trierer Kabinenbahn in den Trierer Stadtfarben unbewegt da: die rote in der Talstation am Zurlaubener Ufer; die gelbe neben dem Weißhaus auf dem Palliener Fels-Plateau. Die Chancen, dass sie wieder in Fahrt kommen, sind nun unverhofft wieder gestiegen.

"Es gibt Interessenten", bestätigen Triers Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani und Noch-Betreiber Peter Schwab (Bad Dürkheim) unisono auf TV-Anfrage. Wegen dieser neuen Entwicklung hat man sich gewissermaßen auf einen befristeten Waffenstillstand geeinigt. Das Heimfallrechts-Verfahren vor dem Landgericht Trier, mit dem die Stadt Schwab quasi enteignen und ihm die Verfügungsgewalt über die Kabinenbahn entziehen wollte, ruht bis April.

Bis dahin glauben beide Seiten zu wissen, wohin die Fahrt geht. Baudezernentin Kaes-Torchiani zeigt sich "sehr erfreut über die neue Entwicklung. Wir würden die Schwebebahn gerne wieder in Betrieb sehen. Die Chancen für eine Reaktivierung stehen nach unserer Einschätzung sehr gut." Vor ein, zwei Jahren sah das noch völlig anders aus.

Millionenschwere Investitionen notwendig



Da lief alles darauf hinaus, dass die Stadt das Heimfallrecht ausüben und das Gelände der Talstation für eine neue Nutzung freigeben würde. Zwischen dem Rathaus und Schwab, 70-jährigem Spross der inzwischen verstorbenen Gründer der Moselland-Ausstellung und ersten Kabinenbahn-Betreiber Elsbeth und Otto Schwab, herrschte dicke Luft.

Nun ist der Umgangston wieder versöhnlich. "Wir haben uns gezankt, aber das bringt niemandem etwas", zeigt sich Schwab konstruktiv. Aus nachvollziehbarem Grund: Er präsentierte der Stadt "zwei potenzielle Investoren". Intention: Einer soll statt seiner in den noch bis 31. Dezember 2027 laufenden Erbbaurechts-Vertrag einsteigen. Um wen es sich handelt, will Schwab nicht sagen: "Das kann ich nicht, denn die beiden stehen im Wettbewerb miteinander."

Baudezernentin Kaes-Torchiani bestätigt, mit einem der Interessenten habe es bereits Gespräche gegeben; der Mitbewerber wolle sein Konzept in den nächsten Wochen präsentieren. Die Stadt werde dann prüfen, ob und wie sich die Vorhaben realisieren lassen, sprich: die notwendigerweise millionenschweren Investitionen mit oder ohne Bebauungsplan realisieren lassen.

Fest steht: Der Kabinenbahn-Betrieb kann sich nur mit gastronomischem Standbein in der Talstation rechnen. Das Gewerbe ist seit 1996 abgemeldet. Schwab ließ die Gondeln noch bis Herbst 2000 über die Mosel schweben und zog dann nach einem Saison-Defizit von 150 000 D-Mark die Notbremse. Zu dem für 2004 geplanten Neustart kam es tragischerweise nicht: In der Vorbereitungsphase verunglückte ein Mitarbeiter tödlich (der TV berichtete). Eigene Ambitionen, die Bahn ins Laufen zu bringen, hegt Schwab auch aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr: "Alleine in die Technik müsste ich 600 000 Euro investieren."

Diesen Kraftakt und einen langen Atem traut er jedem der beiden potenziellen Investoren zu. Wer den Zuschlag erhält, müsse die Stadt entscheiden.

Meinung

Fast zu schön, um wahr zu sein

Zu den vielen liebenswerten Kuriositäten Triers zählte die Kabinenbahn. Über die Mosel schweben Richtung Weißhaus und Wildgehege - das war schon die halbe Miete für einen gelungenen Familienausflug. Seit fast zehn Jahren ist dieses Vergnügen nicht mehr möglich, weil Betreiber Peter Schwab keine wirtschaftliche Basis mehr sah. Verkaufspläne scheiterten. Aber auch die Stadt als Besitzer der Anlage wusste mit dem exotischen Erbe aus den späten 60er Jahren nichts Rechtes anzufangen. Sie sah zuletzt in der Ausübung des Heimfallrechts (was einer Enteignung des Betreibers gleichkäme) den einzigen Ausweg aus der Misere. Nun deutet einiges auf eine einvernehmliche Lösung. Ob's was wird mit dem Neustart, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Wünschenswert ist es allemal, aber gemessen an den vielen Fehlversuchen des zurückliegenden Jahrzehnts auch fast zu schön, um wahr zu sein. r.morgen@volksfreund.de

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