Zertrümmerte Schädel und bestrickte Panzer

Trier · Schlachtfelder minuziös und mit moderner Technik unter die Lupe nehmen - das ist die Aufgabe des interdisziplinären Forschungsgebiets Archäologie und Krieg. Die Universität Trier hat internationale Experten zu einer dreitägigen Konferenz an die Mosel geladen.

Trier. Die Stühle im Karl-Marx-Haus, das zusammen mit dem Lehrstuhl für Neuere Geschichte der Uni Trier und dem Deutschen Archäologischen Institut Berlin (DAI) die Tagungsreihe veranstaltet, sind restlos besetzt.
Elisabeth Neu, kommissarische Leiterin des Hauses, und der Trierer Professor Christian Jansen sind sich in ihren Ansprachen allerdings nicht ganz schlüssig, wie der Bogen zu Karl Marx zu spannen ist. Ganz anders Svend Hansen von der Eurasien-Abteilung des DAI. Er hat eine Fußnote im Kapital parat, die Bezug nimmt. "Karl Marx wäre auch als Archäologe was geworden", ist er sich sicher.
Rasant konfrontiert Referent Harald Meller, Direktor des Landesmuseums für Vorgeschichte aus Halle/Saale, die Zuhörer mit seiner Sachkompetenz. Konzentration ist nötig, um dem gebürtigen Oberbayern zu folgen. Bis zu seinem eigentlichen Thema, der Schlacht von Lützen, holt er in seinem von Anspielungen und Ironien gespickten Vortrag weit aus und schreckt auch nicht vor einer Analyse des Revierverhaltens rangelnder Schimpansen zurück.
Anschaulich schildert er die Suche nach einem Massengrab bei der Schlacht zwischen den Truppen Gustav Adolfs und Wallensteins 1632 in Lützen. "Wo ein solches Abschlachten stattgefunden hat, muss es auch ein Massengrab geben." Auf dem eigentlichen Schlachtfeld ist bisher niemand fündig geworden. Meller und sein Team haben das Rätsel gelöst. Bei aller wissenschaftlichen Akribie - oder vielleicht gerade deshalb - ist das Aufzeigen der Spuren, die Zentimeter für Zentimeter unter der Erde auftauchen, für Meller auch Antikriegsarbeit.
So auch das Credo von Heidrun Derks, zweiter Referentin des Abends und Leiterin des Museums der Varusschlacht in Kalk riese im Osnabrücker Land.
"Wir wissen um die sinnlose Grausamkeit von Krieg, doch es bewahrt uns nicht davor." Am Beispiel des von ihr geleiteten Kriegsmuseums macht sie klar, dass es nicht mehr darum geht, Ausstellungsstücke wie Uniformen oder Waffen aneinandergereiht hinzustellen, sondern die Besucher durch Installationen, Inszenierungen und auch Irritationen zum Reflektieren zu motivieren und zu provozieren.
Als originelles Beispiel zeitgenössischer Darstellung präsentierte ein Bild des bestrickten Panzers vor dem militärhistorischen Museum in Dresden. hek

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