Zivildienstleistende werden immer gebraucht

Im kommenden Jahr soll der Zivildienst analog zum Grundwehrdienst von neun auf sechs Monate verkürzt werden. Die Einrichtungen in Trier kämpfen bereits jetzt mit Problemen und denken nun verstärkt über die Zukunft des Zivildienstes nach. Aussteigen will jedoch keiner der Verantwortlichen, mit denen der TV gesprochen hat.

 Zivildienstleistende wie Robin Kebig sind auch bei einer Verkürzung der Dienstzeit auf sechs Monate für viele Trierer Einrichtungen unverzichtbar. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Zivildienstleistende wie Robin Kebig sind auch bei einer Verkürzung der Dienstzeit auf sechs Monate für viele Trierer Einrichtungen unverzichtbar. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier. "Das kann meiner Meinung nach nicht funktionieren." Nico Lalla, im Bereich Personal zuständig für die Zivildienstleistenden im Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen, sieht die angedachte Reduzierung des Dienstes auf sechs Monate kritisch. "Die Zeit ist zu kurz", sagt er, "die Zivis arbeiten dann nach Abzug von Urlaub und Lehrgängen effektiv viereinhalb bis fünf Monate."

Von den 30 Plätzen im Klinikum, die das Bundesamt für den Zivildienst anerkennt, sind zurzeit zwölf besetzt.

Bis vor sechs Jahren seien es alle gewesen, sagt Lalla. Ein bundesweites Problem, ist sich Personalleiter Karl-Heinz Bechtel sicher. Grund: Mehr junge Männer werden ausgemustert.

Das spüren auch die Sozialen Lerndienste für das Bistum Trier und den Caritasverband. Von den 1432 Zivi-Plätzen in den 320 Einrichtungen seien höchstens 600 besetzt, sagt Hans Wax, der für die Zivi-Stellen im Bistum zuständig ist. "Wir haben keine Auswahl mehr", bemerkt Lalla. Früher habe es bis zu vier Bewerber auf einen Platz gegeben. Auch der Club Aktiv meldet zurückgehende Anfragen. Dort sind zehn von möglichen 90 Plätzen besetzt. Komme die Verkürzung, werde es noch problematischer, einen Platz durchgehend zu besetzen, sagt Bechtel. "Es ist schwierig, die Abläufe auf die Zivis abzustimmen." Wax prognostiziert veränderte Einsatzgebiete für Zivis. Schon heute würden kaum noch Rettungssanitäter ausgebildet oder Behinderte betreut. Der Fokus liegt auf Pflege-, Betreuungs- und Fahrdiensten sowie Hausmeister- und Bürotätigkeiten.

Der Club Aktiv kündigt an, Zivis nur noch bei den mobilen sozialen Diensten einzusetzen, nicht mehr für Betreuung und Assistenz. Für diese Patienten sei ein häufiger Wechsel nicht sinnvoll, sagt Yvonne Lefebre.

Wax bemängelt, dass es noch keinen Referentenentwurf für das neue Modell gibt. "Wir hängen in der Luft. Wir brauchen Vorlaufzeit zum Planen. Im April sollte klar sein, was passiert, damit die Einrichtungen entscheiden können, ob der Zivildienst für sie noch ein interessantes Feld ist."

Trotz aller Schwierigkeiten wollen die befragten Trierer Institutionen weiter auf den Zivildienst setzen. "Ich vermute jedoch, dass die ein oder andere Einrichtung aussteigt", sagt Bechtel. Er hofft, dass damit die Bewerberzahl für die anderen steigt. "Wir werden den Zivildienst weiter fortführen", kündigt auch Wax an. Ziel sei, viele Plätze zu erhalten, auch in der jetzigen Qualität - also als Lerndienst mit drei Seminareinheiten. "Wir denken, auch bei sechs Monaten kann man den Zivildienst als Lerndienst gestalten", sagt Wax. "Ich bin gespannt, wie viele Einrichtungen bei der Stange bleiben."

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