Uersfeld/Daun/Trier Leiterin für Selbsthilfegruppe für Augenerkrankte hält auch in der Pandemie Kontakt zur Gruppe

Uersfeld/Daun/Trier · Roswitha Karst aus Uersfeld pflegt als Leiterin einer Selbsthilfegruppe für Menschen mit Netzhauterkrankungen trotz aller Beschränkungen wegen Corona engen Kontakt. Für Strick- und Häkelbegeisterte lädt sie für Juni zu einer Aktion ein.

 Roswitha Karst hat als Betroffene eine Selbsthilfegruppe für Sehbehinderte in der Vulkaneifel gegründet. Auch in Corona-Zeiten pflegt sie den Kontakt zu den Mitgliedern und informiert über Hilfsmittel wie diesen "Daisy-Rekorder"

Roswitha Karst hat als Betroffene eine Selbsthilfegruppe für Sehbehinderte in der Vulkaneifel gegründet. Auch in Corona-Zeiten pflegt sie den Kontakt zu den Mitgliedern und informiert über Hilfsmittel wie diesen "Daisy-Rekorder"

Foto: Brigitte Bettscheider

Wer Roswitha Karst (62) in den vergangenen Jahren je in ihrem ehrenamtlichen Engagement zugunsten von Sehbehinderten und Blinden in der Vulkaneifel erlebt hat (der TV berichtete mehrfach), wundert sich nicht, dass sie auch jetzt trotz der Corona-Pandemie und all den Beschränkungen den Kontakt zu ihrer Gruppe hält.

Sie telefoniert regelmäßig mit den rund 20 Mitgliedern ihrer Selbsthilfegruppe. Alle haben einen postalischen Ostergruß erhalten und zu Weihnachten eine Tüte mit ein paar Aufmerksamkeiten an die Haustür gebracht bekommen.

„Niemand soll sich scheuen, bei Bedarf nach einem persönlichen Gespräch oder Informationen zu Hilfsmitteln selbst den Kontakt zu mir aufzunehmen“, ermuntert Roswitha Karst Betroffene und Angehörige.

Genauso hatte es die gelernte Bankkauffrau auch selbst gehalten, als vor fünf Jahren die Sehkraft ihrer beiden Augen durch Makuladegeneration und verschiedene Sonderformen dieser Netzhauterkrankung innerhalb kürzester Zeit und in einem ungewöhnlich frühen Alter fast völlig verloren ging.

Bei ihren Recherchen und der Suche nach Hilfsmitteln und Unterstützung gelangte Roswitha Karst seinerzeit an die Trierer Regionalgruppe von „Pro Retina Deutschland“; das ist die älteste und größte Selbsthilfevereinigung für Menschen mit Netzhauterkrankungen.

Dort lernte sie Marion Palm-Stalp als Leiterin der Regionalgruppe kennen und rief mit ihrer Unterstützung im Jahr 2017 die Außenstelle Daun ins Leben. Seither (bis zum Beginn der Corona-Pandemie) trifft sich die Gruppe im zweimonatlichen Rhythmus, um sich auszutauschen und in Fachvorträgen Neues zu erfahren.

Mehr noch: Roswitha Karst organisiert Hilfsmittelausstellungen und Veranstaltungen wie „Kochgenuss mit Sehverlust“ (2018), „Kleider machen Leute“ (2019), ein Kräuterseminar und eine Wanderung auf der Geschichtsstraße der Verbandsgemeinde (VG) Kelberg (2020).

Auf die Frage, ob es weitere Ideen für Aktionen gebe, sobald die Situation es zulasse, lacht sie. „Ideen habe ich wie Sand am Meer“, sagt sie und nennt schon ganz konkret eine Veranstaltung mit Entspannungsübungen nach der Feldenkrais-Methode. Der Plan stehe, nur der Termin noch nicht, erklärt sie. Auch von einer Zusammenarbeit mit den Gemeindeschwestern plus in den VGen Gerolstein und Adenau verspricht sie sich Impulse und Unterstützung.

Roswitha Karst ist inzwischen auf dem linken Auge blind und hat auf dem rechten Auge noch zwei Prozent Sehkraft. „Für mich sind diese zwei Prozent so kostbar wie hundert“, erklärt sie unserer Zeitung. Und betont: „Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass sich die Lebensqualität erhöht, wenn man gut beraten, informiert und mit Hilfsmitteln ausgestattet ist.“

Zu den Hilfsmitteln zählen etwa Lesegeräte, „Daisy-Rekorder“ genannte Abspielgeräte für Hörbücher, sprechende Küchenwaagen und vieles mehr. Von enormem Wert sei auch ein Mensch an der Seite, der einen unterstützt – „so wie mein Ehemann Karl-Heinz“, lobt Roswitha Karst ihre bessere Hälfte.

Denn von Uersfeld aus ist sie auf das Auto angewiesen, wenn zum Beispiel Stammtisch in Daun ist. Dann sitzt Karl-Heinz Karst am Steuer. Ebenso bei der Fahrt nach Trier, wenn Roswitha Karst gemeinsam mit Marion Palm-Stalp ab dem 7. Mai jeden ersten Freitag im Monat in einem neu eingerichteten und vom Rotary Club Trier Porta finanziell unterstützten Beratungsraum Sprechzeiten für Sehbehinderte und Blinde anbietet.

Und wahrscheinlich auch am 6. Juni, dem bundesweiten Tag der Sehbehinderung, wenn – falls die Corona-Regeln es zulassen – in Trier eine Hilfsmittelausstellung stattfindet. Und bundesweit eine Aufmerksamkeit erregende Aktion durchgeführt wird. Wofür Inge Follmann aus Gillenfeld, Mitglied der Selbsthilfegruppe Daun, bereits fleißig die Stricknadeln hat klappern lassen (siehe Info). 

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