Mantel des Schweigens

Der Börsengang von Facebook war für viele Kleinanleger eine ärgerliche Lehrstunde. Mehr als 900 Millionen Menschen sind bei dem sozialen Netzwerk registriert und nutzen die Plattform zum ständigen Dialog via Internet.

Facebook ist eine grandiose Erfolgsgeschichte. Der Börsengang ist aber das genaue Gegenteil davon. Einen pannenreicheren Start hat selten ein Unternehmen aufs Parkett gelegt. Inzwischen ist öffentlich, dass nicht alle Anleger vor dem Start gleich behandelt wurden. Analysten der Konsortialbanken (unter anderen von Morgan Stanley) hatten Großanleger gewarnt, dass die Umsatzprognosen von Facebook niedriger sind als erwartet. Kleinanleger bekamen diese wichtige Info natürlich nicht. Das Schlimme daran: Ungesetzlich ist ein solches Verhalten der Analysten nicht. Der Imageschaden, den Facebook, die Banken und die elektronische Börse Nasdaq sich mit dieser Aktion zugefügt haben, ist enorm. In der typischen Verteidigungshaltung versucht nun jeder dem anderen den "Schwarzen Peter" zuzuschieben. Das Facebook-Desaster hat in dieser Woche fast ein Ereignis verdrängt, das in die gleiche Liga gehört. Als Lord Voldemort oder Wal von London wurde der Händler von JP Morgan lange Zeit gefeiert, bevor er zwei Milliarden US-Dollar versenkte. Inzwischen ist bekannt, wie der Händler mit dem Geld der Anleger zockte. Er setzte auf Kreditausfallderivate - also Versicherungen, die Kreditausfälle absichern: 102 Milliarden Dollar gingen dabei über seinen Schreibtisch, das Risiko für JP soll zeitweise sogar bei fast 150 Milliarden Euro gelegen haben. Wahrlich keine gute Woche, um Kleinanleger für die Börsen zu begeistern. Diese und weitere TV-Kolumnen finden Sie auch im Internet auf www.volksfreund.de/kolumne

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