Pleitewelle in Luxemburg

Erschreckende Entwicklung der Insolvenzen in Luxemburg: Seit Januar sind die Konkurse im Großherzogtum im Vergleich zum Vorjahr um fast 60 Prozent gestiegen, teilt die Wirtschaftsauskunftei Creditreform in Luxemburg mit.

Luxemburg. Die weltweite Wirtschaftskrise hat im ersten Quartal des Jahres im Großherzogtum schon deutliche Folgen hinterlassen. Die steigenden Arbeitslosenzahlen sind ein Indiz dafür. Mehr als 13 000 Menschen sind nach den jüngsten Zahlen der luxemburgischen Arbeitsverwaltung Adem arbeitslos, für rund als 10 000 Arbeitnehmer wurde Kurzarbeit angemeldet.

Geradezu sprunghaft sind nach der Untersuchung der Creditreform Luxemburg auch die Insolvenzen angestiegen. Mussten von Januar bis Ende März 2008 genau 136 luxemburgische Unternehmen einen Konkursantrag stellen, waren es im Vergleichszeitraum dieses Jahres schon 214 Firmen. "Was sich bereits im letzten Quartal des vergangenen Jahres mit einem Anstieg der Konkurse von rund 30 Prozent mehr als andeutete, hat sich in den ersten drei Monaten dieses Jahres bestätigt: Die Wirtschaftskrise sorgt in Luxemburg für einen deutlichen Anstieg der Firmenkonkurse", sagt der Geschäftsführer von Creditreform Luxemburg, Herbert Eberhard. Besonders im Bezirk Luxemburg sei die negative Pleitenentwicklung bereits seit Oktober 2008 deutlich erkennbar gewesen. Mit einer Steigerung der Konkurse von 60,17 Prozent gegenüber dem Vorjahr habe sich die Entwicklung nun noch weiter verschärft. Im eher mittelständisch strukturierten Bezirk Diekirch, und damit weniger krisenanfällig als der Bezirk Luxemburg, sei ein Anstieg der Konkurse von immerhin 38,89 Prozent zu verzeichnen, melden die Insolvenz-Spezialisten.

Das Umfeld ist schwierig. Nachdem der saarländische Keramik-Konzern Villeroy & Boch vor kurzem die Schließung seines luxemburgischen Werkes mit rund 230 Mitarbeitern verkündete, gab es gestern in Luxemburg die nächste Hiobsbotschaft: ArcelorMittal wird an seinen beiden luxemburgischen Standorten Belval und Differdingen rund 300 Stellen abbauen.

Auch mit Blick auf die weitere Insolvenz-Entwicklung ist laut Creditreform-Chef Eberhard Skepsis abgesagt: "Besonders im Bezirk Luxemburg zeigen sich die Folgen der Wirtschaftskrise schneller und stärker als erwartet. Die Einschläge, auch für die mittelständische Wirtschaft, kommen immer näher. Die Konkursentwicklung wird sich wohl auch noch bis Ende des Jahres hinziehen. Es bleibt abzuwarten, welche Wirkungen die beschlossenen Konjunkturprogramme haben werden."

Meinung

Lokomotive stottert

Die Insolvenz-Spezialisten von Creditreform beobachten sehr genau die Firmenentwicklung in der Großregion. Damit bieten sie ein feines Raster, um die Lage zu analysieren. Und die Meldung aus Luxemburg verheißt nicht viel Gutes. In der Region Trier ist die Insolvenz-Entwicklung im ersten Quartal indes noch unauffällig. Doch das ist nicht ungewöhnlich, denn die Region hinkt bei allen Entwicklungen dem allgemeinen Trend einige Monate hinterher. Wenn nun aber die Konjunktur-Lokomotive der Großregion, Luxemburg, stottert, ist das kein gutes Zeichen. Schlechte Nachrichten aus Luxemburg sind schlechte Nachrichten für die Region. h.waschbuesch@volksfreund.de

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