Laufarbeit des Briefträgers

Klein und ein wenig bullig läuft Ferdi Theisen seit Jahrzehnten von Sieg zu Sieg. Der 68-Jährige aus Beilingen bei Speicher will noch einmal Marathon laufen und zwar da, wo er 1979 in 2:29:59 Stunden Bestzeit lief: in Köln.

 Ferdi Theisen aus Beilingen bei Speicher läuft seit fast vier Jahrzehnten bei Wettkämpfen mit. TV-Foto: Holger Teusch

Ferdi Theisen aus Beilingen bei Speicher läuft seit fast vier Jahrzehnten bei Wettkämpfen mit. TV-Foto: Holger Teusch

Beilingen. (teu) Es waren schwere Zeiten für Läufer, damals zu Beginn der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Ausdauersportler waren Exoten. "In unserem kleinen Dorf habe ich immer im Dunkeln trainiert", erzählt Ferdinand Theisen, der in der Laufszene nur als "Ferdi" bekannt ist. "Früher wäre man ja nicht als normal genommen worden, wenn man lief", sagt der 68-Jährige. Erst als er die ersten Erfolge verbuchte und sein Name in der Zeitung zu lesen war, betrieb er sein Hobby öffentlich.

"Wir waren samstagmittags mit der Arbeit früher fertig und gingen in Daun in ein Gasthaus", erzählt der pensionierte Briefträger Theisen, wie er zum Laufen kam. In der Kneipe saß auch der Metzger Gerhard Jung. "Der hat gesagt: ,Ihr Briefträger seid doch fit. Ihr könnt doch bei den Kreiswaldlaufmeisterschaften mitlaufen'", erzählt Theisen. So stand er im März 1973 mit Segeltuchschuhen für fünf Mark, Unterhemd und Leinenhose am Start - und musste Lehrgeld bezahlen. Die Strecke war so schlammig, dass er bei jedem Schritt nach hinten rutschte. "Das war wie bei der Echternacher Springprozession: zwei Schritte vor, einer zurück", erinnert er sich. Aber der Laufvirus hatte ihn erfasst. Er trat dem TuS Daun bei. Beim ehemaligen Leichtathletikvorsitzenden des Vulkaneifelkreises, Christoph Müller, lieferte Theisen die Post ab und bekam Wettkampftermine. 1982 wechselte Theisen zum SE Orenhofen. Mit seiner Frau Ursula, einer Schwester des mehrfachen Hochsprung-Senioreneuropameisters Hans-Theo Nieder, wohnte er zunächst in Speicher und nun in Beilingen. 1991 schloss er sich dem VfL Jünkerath und damit wieder der LG Vulkaneifel an und wurde von Heinz Reifferscheid betreut.

Seine Bestzeiten lief der am 30. August 1941 in Gerolstein geborene Theisen kurz vor seinem 38. Geburtstag. 31:52,4 Minuten über 10 000 Meter, und 2:29:59 Stunden im Marathon stehen zu Buche.

Maßarbeit, auch dank der Unterstützung durch Karl Fleschen als Rad-Begleiter. Mit dem Halle-Europameister aus Mehren absolvierte Theisen außerdem im Winter lange Trainingseinheiten. "Manchmal hatten wir Eiszapfen an den Bärten", erzählt er.

In Köln will Theisen auch in diesem Jahr wieder Marathon laufen. 2011 ist er in der Altersklasse M70 (70 bis 74 Jahre) startberechtigt. Vielleicht ist dann wieder eine DM-Medaille möglich. So wie 1988, als er deutscher Seniorenvizemeister wurde.

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