Reise nach Ostafrika Trierer Leichtathleten in Ruanda: Eine Erfahrung fürs Leben

Trier/Kigali · Zehn Tage lang tourten zehn Trierer Jugendliche mit Begleitung durch Ruanda – organisiert vom Verein Silvesterlauf Trier und dem nationalen Leichtathletik-Verband Rwanda Athletics. Mit großartigen Eindrücken von Land und Leuten sind sie in ihre Heimat zurückgekehrt.

In der Natur und im Stadion: Das Training in Ruanda fand unter verschiedenen Rahmenbedingungen statt. Das Foto ganz unten im Text zeigt die Trierer Gruppe mit Ruandas Nationaltrainer John Peter Ndacyayisenga (hintere Reihe, Fünfter von rechts) und dem Generalsekretär von Rwanda Athletics, Jean Paul Niyintunze (Zweiter von rechts) beim Besuch des Akagera Nationalparks.

In der Natur und im Stadion: Das Training in Ruanda fand unter verschiedenen Rahmenbedingungen statt. Das Foto ganz unten im Text zeigt die Trierer Gruppe mit Ruandas Nationaltrainer John Peter Ndacyayisenga (hintere Reihe, Fünfter von rechts) und dem Generalsekretär von Rwanda Athletics, Jean Paul Niyintunze (Zweiter von rechts) beim Besuch des Akagera Nationalparks.

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„Wir hatten eine tolle Zeit mit großartigen Impressionen von Land, Landschaft und Menschen. Leider waren es nur zehn Tage, wir wären alle gerne noch ein wenig länger geblieben“, sagte Tarek Klimperle, einer der Teilnehmer. Die Delegation von der Mosel war tief beeindruckt von der Gastfreundschaft der Afrikaner. „Ich hoffe, dass der Austausch weitergeht und weiterhin junge Leute aus Ruanda und Deutschland die Chance zu einem solchen Erlebnis bekommen“, meinte Luis Brunn: „Es ist eine Erfahrung für das ganze Leben.“

Lemuel Kayumba, Präsident des gastgebenden ruandischen Leichtathletik-Verbands, hielt fest: „Es war eine Riesenfreude, die Begeisterung von euch jungen Leuten aus Deutschland erleben und euch zeigen zu dürfen, wie gut sich Ruanda weiterentwickelt. Es ist sehr wichtig, dass junge Menschen über Ländergrenzen und Kontinente hinweg lernen, sich zu verstehen.“ An die Jugendlichen gerichtet sagte er: „Ihr seid die Zukunft, das Beste kommt noch.“

Die Partnerschaft soll fortgesetzt werden. Das bekräftigte Silvesterlauf-Vorstandssprecher Hans Tilly, der den Austausch gemeinsam mit Ruandas Leichtathletik-Nationaltrainer JohnPeter Ndacyayisenga geplant hatte: „Wir haben die Erfolgsgeschichte im Rahmen unserer Partnerschaft fortgeschrieben, es wird weitergehen.“ Bereits Ende Dezember wird Ndacyayisenga mit zwei Topathleten in Trier zu Gast sein, die in den Eliterennen des 33. Bitburger-0,0%-Silvesterlaufs um den Sieg mitlaufen möchten. Der nächste Jugendaustausch soll 2023 angebahnt werden.

Der Ursprung des Sport- und Kultur-Austauschs liegt im Jahr 2016. Seither waren Jahr für Jahr ruandische Topathleten zum Silvesterlauf nach Trier eingeladen worden. 2019 kamen dann Jugendliche aus Ruanda im Sommer als Gäste in die älteste Stadt Deutschlands. Aufgeschoben durch Corona, aber nicht aufgehoben, folgte nun der Gegenbesuch.

Trierer Leichtathleten in Ruanda: Eine Erfahrung fürs Leben​
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Für die jungen Triererinnen und Trierer war der erste Aufenthalt in einem ostafrikanischen Land eine Erfahrung fürs Leben. Täglich pendelten sie zwischen Sport und Kultur, zwischen Erlebnis und Erkenntnis, zwischen Frohsinn und Demut. Die Freude an den Begegnungen mit Gleichaltrigen war die eine Seite – die andere bedeutete zu realisieren, welche für uns vermeintlich ,normalen‘ Dinge für die Menschen in Afrika keineswegs selbstverständlich sind. Dazu genügte ein Blick auf das missliche Schuhwerk der einheimischen Schülerinnen und Schüler bei den gemeinsamen Sprints in Gicumbi, dem Höhentrainingscamp im Norden des Binnenlandes. Freien Platz in ihren Koffern hatten die Gäste bei der Anreise genutzt, um gut erhaltene Trainingsschuhe und -kleidung nach Kigali mitzubringen. Die Hilfe ist weiterhin sehr willkommen, auch wenn Ruanda aufgrund seiner im Vergleich zu den Nachbarländern Uganda, Kongo, Tansania und Burundi derzeit sehr guten wirtschaftlichen Entwicklung zum Einwanderungsland geworden ist.

Ruanda profitiert von seinen fruchtbaren Böden und einer stabilen politischen Situation.„Nach dem Genozid hat unser Land bei Null angefangen“, erzählte John Peter, der selbst zu den Betroffenen im Jahr 1994 zählte, aber mit viel Glück überlebte. „Wir haben eine Vision, wo Ruanda im Jahr 2050 stehen soll“, sagte der 38-Jährige: „Grundlage dafür ist die Versöhnung“.

Nicht zufällig trägt die größte Laufveranstaltung Ruandas den Namen ,Peace Marathon‘. Nach ihrem Besuch im Kigali Genocide Memorial Site verstanden die jungen Leute aus Deutschland die Hintergründe besser. Ruandas Geschichte des brutalen Völkermordes trieb manchen von ihnen die Tränen in die Augen. Seit 1994 ist das Land im Aufbruch, die Bevölkerung hat sich seither auf mehr als zwölf Millionen Einwohner etwa verdoppelt.

Tatsächlich zufällig, weil der Austausch bereits deutlich früher geplant war, aber sehr passend fiel der Trierer Aufenthalt mit dem Jubiläumsempfang zum 40-jährigen Bestehen des Partnerschaftsvereins Rheinland-Pfalz - Ruanda zusammen. Dadurch ergab sich für die Silvesterlauf-Verantwortlichen Hans Tilly und Berthold Mertes die Gelegenheit zum Treffen mit der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer und dem Trierer Oberbürgermeister Wolfram Leibe, der als Vertreter der fünf größten Städte des Bundeslandes mitgereist war.

Trierer Leichtathleten in Ruanda: Eine Erfahrung fürs Leben​
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„Sport macht die Menschen gesund und glücklich“, sagte Dreyer im Rahmen ihrer Jubiläums-Rede vor hochrangigen ruandischen Regierungsvertretern und dem deutschen Botschafter in Kigali, Thomas Kurz. Sie erwähnte beispielhaft den Austausch zwischen den Leichtathleten aus Trier und Ruanda sowie die Partnerschaft, die der mit der rheinland-pfälzischen Delegation angereiste Präsident des Fußball-Bundesligisten FSV Mainz 05, Stefan Hoffmann, ganz frisch mit dem ruandischen Fußball-Verband geschlossen hatte.

Neben 40 rheinland-pfälzischen Kommunen, drei Universitäten, fünf Hochschulen sowie mehr als 180 Schulen pflegen derzeit 52 Vereine, Stiftungen, Institutionen und Organisationen Beziehungen zu ruandischen Partnern. „Dabei werden in der Regel Partner zu Freunden“, sagte Dreyer. Das spiegelt sich auch in der Kooperation des Vereins Silvesterlauf Trier mit Rwanda Athletics.

Insgesamt vier Laufeinheiten an verschiedenen Trainingsorten mit unterschiedlichen ruandischen Schul- und Clubteams sowie mehrere Fitness-Sessions prägten die sportliche Seite des Austauschs. Ein weiterer Höhepunkt war die Safari im Akagera Nationalpark. „Tiere zu sehen, von denen ich bisher nur geträumt habe – das war mein persönliches Highlight“, sagte Tarek Klimperle. In einem kurzfristig organisierten, gerahmten Großformat überreichten die jungen Trierer das Foto vom Nationalpark-Eingang an ihren ,Liebling‘ John Peter und an Jean Pau lNiyintunze, Generalsekretär des Leichtathletikverbands. Beide hatten Tränen der Rührung in ihren Augen. „Unsere gemeinsamen Erinnerungen trage ich für den Rest meines Lebens in meinem Herzen. Euer Besuch war genau das, was wir gebraucht haben“, schrieb John Peter mit einem Tag Abstand in die WhatsApp-Gruppe ,Ruandaaustausch‘: „Ich freue mich schon jetzt riesig auf unser nächstes Treffen.“ Silvester in Trier ist so nah.

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