Biedermann ist heiß auf die Schwimm-WM

Berlin (dpa) · Vor zwei Jahren wurde Paul Biedermann als Doppel-Weltmeister gefeiert, zwölf Monate später gab es neben Erfolgen auch „Denkzettel“ - nun will der deutsche Top-Schwimmer wieder vor allen anderen anschlagen.

Mit „Niederlagen und zu was sie gut sind“, überschreibt der 24-Jährige das vergangene Jahr und stellt sich zum Auftakt der Saison mit den deutschen Meisterschaften in der nächsten Woche in Berlin und der WM vom 16. Juli an in Shanghai auch selbst die Frage: Kann man 2011 an 2009 anknüpfen?

Das fragen sich auch Bundestrainer Dirk Lange und Leistungssport- Direktor Lutz Buschkow. Für den Saisonhöhepunkt in China in anderthalb Monaten schließt Biedermann selbst einen goldenen Doppelschlag wie 2009 in Rom nicht aus. „Ich hoffe es. Die zwei Titel zu verteidigen ist zumindest mein Ziel“, sagte Biedermann. Wie seine Freundin Britta Steffen möchte er wieder der Maßstab sein.

Erst einmal müssen sich die zweimalige Goldmedaillengewinnerin von Olympia in Peking und der Doppel-Weltmeister qualifizieren. Neben der Norm-Erfüllung geht es in Berlin zugleich um ein Signal an die internationale Konkurrenz, die bei ihren Meisterschaften schon zum Teil beeindruckende Zeiten vorlegten. „Das ist immer schwierig, dass wir unsere Meisterschaften ganz am Schluss haben. Du siehst die Zeiten der anderen und möchtest nachlegen, aber du musst dich immer noch gedulden“, sagte Biedermann.

In Sachen WM-Nominierung befürwortet er eine Sonderregelungen für den Nachwuchs und aufgeweichte Normen, „denn sonst verbauen wir dem Nachwuchs ein bisschen den Weg“. Bei der DM muss in acht Disziplinen deutscher Rekord geschwommen werden, um bei der WM dabei zu sein.

Nach Olympia 2012 rechnet Biedermann mit dem Comeback der Ganzkörper-Anzüge - allerdings in textiler Ausführung. Unzufrieden zeigt er sich mit dem Weltverband. Neben weiter fehlenden Blutkontrollen kritisiert er die Schwerfälligkeit der FINA. „Uns würden sie wahrscheinlich wieder in 'nen Kartoffelsack stecken, damit wir langsamer werden, damit die FINA nicht mehr so viel Geld für Rekorde bezahlen muss. Wir sind manchmal sehr urzeitlich, auch was Werbung betrifft“, sagte Biedermann und erläuterte: „Wir bekommen zum Teil fremde Sponsoren auf unsere Sachen, mit denen wir nichts zu tun haben. Das grenzt manchmal schon an moderne Sklaverei.“

Das vergangene Jahr war ein durchwachsenes für den „Sportler des Jahres 2009“. Zwar gab es bei der EM in Budapest und der Kurzbahn-WM in Dubai je einen Titel, aber eben auch Niederlagen, bei denen auch Biedermann selbst schlucken musste. In Ungarn verzockte er sich und musste sich über 400 Meter Freistil dem Franzosen Yannick Agnel geschlagen geben. Und im eigenen Lager hatte er das Nachsehen bei der Kurzbahn-DM in Wuppertal, als Markus Deibler dem Olympia-Fünften eine Niederlage zufügte.

„Man muss auch einen Denkzettel wie in Wuppertal ernst nehmen. Aber lieber so etwas bei einer deutschen Meisterschaft als bei einer Weltmeisterschaft“, sagte Biedermann, der sich nicht nur wegen Kritik an seiner Renntaktik ein „dickeres Fell“ zulegte. Zu sehr, hieß es, verlasse er sich nur auf seinen Endspurt. „Man muss sich sagen: Redet ihr ruhig - das ist mein Rennen, mein Sport und dann ist gut.“

Mit Spannung blickt Biedermann auf das Comeback des fünfmaligen Olympia-Goldmedaillengewinner Ian Thorpe (Australien). „Er bereichert den Schwimmsport damit unheimlich. Und wenn er dann wieder die 200 Kraul schwimmen sollte, würde ich mich freuen. Ich hatte ja nie die Möglichkeit, gegen ihn zu schwimmen“, betonte Biedermann.

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