Archiv: Ausstellung "Inspiration Heiliger Rock" im Januar 2012

Trier · Höchst unterschiedlich sind die künstlerischen Werke, die die Tuchfabrik in Trier im Vorfeld der Heilig-Rock-Wallfahrt in einer Ausstellung im Januar 2012 gezeigt wurden. Hier der damalige Bericht zur Ausstellung:

 „Nahtlos zerrissen“ heißt diese textile Skulptur von Catherine Melchiori. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

„Nahtlos zerrissen“ heißt diese textile Skulptur von Catherine Melchiori. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Trier. "Nur Menschen mit dem frömmsten Herzen können Gott erkennen." Der schlichte Satz, mit dem Tala Yuan ihren Vorschlag für das Pilgerabzeichen der Heilig-Rock-Wallfahrt 2012 begründet, ist der anrührendste und wohl wichtigste Satz in all den Kommentaren, die den Wettbewerbsarbeiten für ein neues Wallfahrtsabzeichen beigegeben sind. Glauben ist weder allein Formsache noch intellektuelle Fleißübung. Er verlangt Geist und Gefühl, davon ist die chinesische FH-Studentin und Gewinnerin des zweiten Preises überzeugt. Schlüssig hat sie die strenge Form des Tunika-Symbols in eine sinnliche, fröhlich schwingende Linie, eine Art Schleife, aufgelöst, die nur aus einer bestimmten Perspektive die ursprüngliche Form erkennen lässt.
Bereits in der Vorbereitung wollen die Organisatoren der Heilig-Rock-Wallfahrt möglichst viele gesellschaftliche Gruppierungen einbinden. In Zusammenarbeit mit der Fachhochschule (FH) Trier hatte das Bistum deshalb einen Wettbewerb organisiert, bei dem Studierende des Fachbereichs Gestaltung ihre Vorstellung von einem passenden Pilgerabzeichen realisieren konnten (der TV berichtete). Von den etwa 90 eingereichten Arbeiten sind jetzt 54 in einer Ausstellung in der Tufa zu sehen.
"Ich finde es interessant zu erleben, wie junge Menschen, die zum Teil gar kein Verhältnis zur Kirche haben, sich über das Medium Kunst dem Thema nähern", sagt Michael Flesch. "Die studentischen Arbeiten bieten auch uns als Kirche die Chance, etwas über die nachfolgende Generation zu lernen", glaubt der Kulturbeauftragte des Bistums. In den Arbeiten zeige sich in jedem Fall eine ernsthafte, allerdings unterschiedlich ergiebige Auseinandersetzung mit der Wallfahrt.
Wenig an neuen Impulsen geht von den studentischen Arbeiten aus. Die gestalterische Risikobereitschaft scheint gering. Der größte Teil der Arbeiten verlässt sich auf Bekanntes. Das Heilig-Rock-Symbol wird in unterschiedlichen Materialien präsentiert. Es taucht als Sticker oder Puzzleteil auf.
Auch sehr kritische Arbeiten


Klassisch reduziert, aber auch ein wenig beliebig kommt die mit dem ersten Preis ausgezeichnete Arbeit des Norwegers Erik Kjølsrud daher. Sein Abzeichen, ein rechteckiges, gebogenes Blech, aus dem das Heilig-Rock-Symbol gestanzt ist, hat die Anmutung einer Schnalle oder einer Brosche. Durch die Leerstelle ist das Kleidungsstück des Trägers sichtbar, ein inhaltlich eher schwacher Hinweis auf die Individualität des Pilgers.
Originell und zeitgenössisch sind dagegen die mehrsprachigen Heilig-Rock-Handys oder die kleinen Softskulpturen der Reliquie. Eindrücklich im Bild: die im Kreuz zusammengeschobenen Kontinente, der geknuffte Ring mit sichtbaren Rissen oder die schlichte Heilig-Rock-Miniatur, aus der das Kreuz ragt.
Die Pilgerabzeichen werden umrahmt von zehn textilen Skulpturen, die aus einem weiteren Wettbewerb stammen. Sie überformen und verbildlichen die vier Themen des Ökumenischen Forums, das ebenfalls im Vorfeld der Heilig-Rock-Wallfahrt stattfindet. Mit ihrem aus bunten, zum Teil verknoteten Stoffstreifen bestehenden Leibrock Christi hat die erste Preisträgerin Catherine Melchiori im Themenbereich "Nahtlos zerrissen" ein plastisches, farbmächtiges Bild zum Stand der Ökumene geliefert. Fast bedrohlich hängt etwas weiter die prämierte Arbeit von Tatjana Kanz zum Thema "Kreuz und quer verwoben".
Ein düsteres Gewand, das mit seinen Umgürtungen und Stricken die Bilder von Mönchskutten, Mittelalter und Geißelung hervorruft. Ein eindrucksvolles Bild von der blutigen Geschichte des Christentums vermittelt Sahra Schmitz\' Kettenhemd mit roten Fäden, an denen winzige Menschen klettern.
Einen kirchenkritischen Beitrag liefert eine Tunika zum Thema "Eine Nummer zu groß", deren eingearbeitete Frauenfotos das Verhältnis von Frau und Kirche thematisieren. Recht blass die Arbeiten zur Thematik "Gut angezogen". Den dritten Ausstellungsteil bilden schließlich fünf Architekturmodelle zur Schaffung einer Schutzzone vor den Domportalen sowie zwei Pilger- Leitsystem-Pläne.
Die Ausstellung ist geöffnet bis 29. Januar dienstags und mittwochs von 14 bis 17 Uhr, donnerstags 17 bis 20 Uhr, freitags 14 bis 20 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 15 Uhr.

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