Als die Bomben fielen

TRIER. Triers Baudenkmäler sind Publikumsmagneten von internationalem Rang. Doch kaum ein Besucher, der heute die Innenstadt besichtigt, ahnt, welche Schäden die jahrhunderte-alten Bauwerke im Zweiten Weltkrieg davontrugen. Ein Beispiel hierfür ist das Schicksal der Liebfrauenkirche.

Aufgrund der relativen Randlage und der geringen Bevölkerungszahl war Trier lange Zeit weitgehend von Luftangriffen verschont geblieben. Am 14. August 1944 wurde die Stadt jedoch - eher zufällig - Ziel eines amerikanischen Bomber-Schwadrons, denn der Einsatz war ursprünglich für Süddeutschland geplant. Verheerend jedoch das Ergebnis: Ausgerechnet der historische Stadtkern mit Basilika, Kurfürstlichem Palais und Dombezirk fiel dem Angriff zum Opfer.Dächer ausgebrannt, Risse in den Mauern

Obgleich nicht völlig zerstört, wies die Liebfrauenkirche schwerste Beschädigungen auf. Die Dächer waren ausgebrannt, Risse im Mauerwerk des Vierungsturms beeinträchtigten die Statik, Strebepfeiler und Kapitelle wurden angeschlagen, die Wasserspeier der Westseite waren zerstört. Die eilends errichteten Notdächer hielten einem erneuten Bombardement im Dezember 1944 nicht stand. Bei diesem Angriff trafen fünf Bomben das Innere der Kirche, von denen drei detonierten. Schon ein Jahr nach Kriegsende übernahm der Trierer Architekt O. Vogel unter der Bauaufsicht von A. Hemgesberg den Wiederaufbau der Kirche. Besonders bemerkenswert bei dieser Wiederherstellung ist der Verzicht auf exakte Kopien der ursprünglichen Bauelemente. Bei Restaurierung Verbindung zur Moderne

Während die Dächer in alter Form erneuert wurden, versuchte man bei der Restaurierung des Zierwerks die Neuerungen bewusst kenntlich zu machen und so eine Verbindung zur Moderne herzustellen. Ein Beispiel hierfür sind die Wasserspeier: Im Gegensatz zu den Vorbildern stellen sie nicht mehr Dämonen in Tiergestalt dar, sondern versinnbildlichen die Laster der Gegenwart wie Verrat, Unzucht und Denunziantentum. Der Wiederaufbau wurde 1950 abgeschlossen. Die Unterschiede zwischen alten und neuen Bauteilen sind durch die Verwitterung für das ungeschulte Auge kaum noch erkennbar. So bleibt dem Besucher die Illusion der in Stein gehauenen Unvergänglichkeit. Simon Karges, Klasse 9d, Friedrich-Wilhelm-Gymnasium Trier

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