22. September 1914: Es stand im Volksfreund vor 100 Jahren

Der Volksfreund weist alle Leser darauf hin, die fälligen Steuern sowie den Wehrbeitrag zu zahlen. Und in der Neustraße erhalten bedürftige Kinder einen kostenlosen Haarschnitt. Diese und weitere Meldungen, die vor hundert Jahren im Trierischen Volksfreund standen, lesen Sie hier.

In der Ausgabe vom 22. September 1914 informiert der Trierische Volksfreund über die Freilassung der "Luxemburger Gefangenen": Ein Polizeikommissar, ein Polizeisekretär, zwei Kaufmänner, ein Stationsvorsteher und Abgeordneter in Diekirch und ein Ansichtskartenverleger aus dem Nachbarland "sind entlassen worden und in ihre Heimat zurückgekehrt". Das neutrale Luxemburg war zu Kriegsbeginn von deutschen Truppen besetzt worden.

Auch wenn die Front etliche Kilometer entfernt ist, gibt es auch in Trier Kriegstote: Annähernd 150 verstorbene Verwundete, so meldet der TV, sind beigesetzt worden, "darunter 60 Franzosen. Die deutschen Krieger werden alle mit militärischen Ehren begraben".

Eher zum Schmunzeln hingegen regt unter der Überschrift "Kriegs-Allerlei" diese eher ungewöhnliche Meldung an: "Die ,Times'-Nachricht, dass 30 Millionen russischer Pferde grün angestrichen worden seien, ist falsch. Die Pferde sind vielmehr mit Lehm bestrichen und mit Grassamen angesät worden. Dadurch wurde nicht nur die vollkommene Unsichtbarkeit erreicht, sondern sie konnten sich auch bei Futtermangel gegenseitig abweiden."

Wenn es um den eigenen Geldbeutel geht, ist es mit dem Lachen vorbei. Und wer zahlt schon gerne Steuern? Auch 1914 scheint die Bereitschaft zum Zahlen nicht immer ausgeprägt gewesen zu sein. Jedenfalls wendet sich die Redaktion im Ressort "Lokales" mit einem Appell an ihre Leserschaft: "Wir werden gebeten, nochmals auf die Zahlung der fälligen Steuern und des Wehrbeitrages hinzuweisen. Es ist bereits an dieser Stelle darauf hingewiesen worden, daß Ansprüche, die durch den Krieg an Staat und Gemeinde gestellt werden, außerordentlich groß sind. Hierzu die Mittel bereit zu stellen, ist für jeden Steuerzahler eine patriotische Pflicht, die er ungesäumt erfüllen möge. Man warte also nicht erst bis der Mahnzettel kommt, sondern zahle gleich. Wer in dieser großen Zeit ein guter Patriot sein will, der beweise es durch die Tat." Allerdings sind "Personen, die mit einem Einkommen bis zu 3000 Mark veranlagt sind" hiervon befreit, wenn sie "zur Fahne einberufen wurden". Die hierzu notwendige Freistellung können "Ehefrauen und Angehörige […] beim Steuerbureau, Brüderstraße 95, […] beantragen".

Weitere Meldungen des Tages betreffen Hochwasser, kostenlose Friseurbesuche und Gerichtsurteile. Der Überblick:

Zunächst die Hochwassermeldung: "Infolge der starken Regengüsse ist der Wasserstand der Mosel auf drei Meter gestiegen. Am Krahnenufer liegen zur Zeit noch fünf Hospitalschiffe zur Aufnahme von Verwundeten, welche noch die Talfahrt antreten können, falls ein weiteres Steigen nicht zu befürchten ist."

Es folgen Veranstaltungstipps für einen "Vortrag mit nachfolgender Gegenandacht" in der Welchnonnenkirche sowie eine "Ansprache und Andacht" in Liebfrauen. Explizit betont wird an dieser Stelle, dass "Frauen der Zutritt zu den Versammlungen nicht gestattet werden kann".

Weiter geht es mit einer erfreulichen Meldung: "Kindern von bedürftigen Kriegsteilnehmern werden Montags und Dienstags umsonst die Haare geschnitten im Friseurgeschäft Neustraße 14."

In der Rubrik "Gerichtszeitung" berichtet der TV über einen bereits vorbestraften Arbeiter, der "in Langsur einen Einbruch verübt" hat. Dabei wurde er "auf frischer Tat überrascht und mußte die in der Eile zusammengerafften Gegenstände im Stiche lassen. Das Urteil lautete auf 4 Monate Gefängnis. Von einer Anrechnung der Untersuchungshaft wurde mit Rücksicht auf die Vorstrafen des Angeklagten abgesehen."

Der interessierte Leser erfährt in der Rubrik "Aus Westdeutschland", dass "der Ehrang-Quinter Kriegerverein […] seine sämtlichen im Felde stehenden Mitglieder in die Kriegsversicherung der Rheinprovinz aufnehmen lassen" hat.

In einer Anzeige sucht ein Bewohner der Fleischstraße 11 zudem ein "kräftiges Mädchen vom Lande für Küchen- und Hausarbeit gegen gut. Lohn zum 1. Oktober". Interessierte können sich unter Angabe der Anzeigennummer 3373 melden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort