Festival Prost! Willkommen auf der Tanzfläche des Teufels - Mehr als 2000 Fans bei Flogging Molly an der Porta

Trier · Die irisch-amerikanische Folk-Punk-Band Flogging Molly entführt über 2000 Fans von der Porta Nigra auf die grüne Insel. Den Abend könnte man in wenige Worte zusammenfassen: „Das Leben ist gut“.

Trierer Festival: Mehr als 2000 Fans bei Flogging Molly an der Porta
Foto: Julia Nemesheimer

Hachja, die Iren. Ein Volk, dessen Art zu feiern man einfach gerne haben muss. Generell ist jeder, der gerne trinkt, lacht, singt und tanzt ein willkommener Gast beim Inselvolk. Zwar ist die Flogging Molly am Donnerstagabend der Gast in Trier, und eigentlich besteht die Band auch nicht komplett aus Iren, doch die Mitglieder aus den Vereinigten Staaten sind wohl die irischsten Amerikaner, die man sich vorstellen kann. Und deswegen feiern, singen, trinken und lachen 2300 ausgelassene Fans vor der der Porta Nigra. Zusammen mit der Band.

Die Kombination mutet auf den ersten Blick etwas außergewöhnlich an. Eine irisch-amerikanische Folk-Punk-Band, die an einem römischen Stadttor vor deutschen Fans spielt. Dass die Mischung allerdings passt wie die Faust aufs Auge, wird gleich zu Beginn klar. Wie als hätte man bei tausenden Robotern einen Start-Knopf gedrückt, tanzt die Menge beim ersten Song „The Hand of John L. Sullivan“, der davon handelt, die Hand des ersten offiziellen Box-Weltmeister im Schwergewicht zu schütteln, auf einen Schlag drauf los.

Flogging Molly und 13Crowes bei Porta hoch drei in Trier
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Die irische Tanzstunde ist eröffnet

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Foto: Julia Nemesheimer

Zuvor hat die schottische Band „13 Crowes“ die Menge aufgewärmt und mit Punkrock wohl die letzten Regenwolken vertrieben.

Porta hoch drei – Flogging Molly
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Porta hoch drei – Flogging Molly

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Als Sänger Dave King (der übrigens wirklich Ire ist) einige Fans auf einem Balkon sieht, zeigt er ihnen spaßeshalber den Mittelfinger: „Solche Menschen nenne wir die ‚Privilegierten‘“. Kurz darauf hüpft er wieder wie Rumpelstilzchen von einer Seite der Bühne zur anderen, ohne dabei auch nur für den kürzesten Moment sein Lächeln zu verlieren. Den Song „Drunken Lullabies“, einen der bekanntesten Titel der Band, kennt dann den Reaktionen nach zu urteilen endgültig jeder im Publikum. King und seine Band schaffen es, dass man nicht das Gefühl hat, vor der Porta Nigra zu stehen. Nein, schließt man die Augen, ist es der 17. März und man tanzt auf einer St.-Patricks-Day-Party in einem Vorort von Dublin. Und man trinkt. Und King trinkt mit: „Es geht nichts über ein warmes Guinness“, sagt er und stößt mit dem Fans an: „Prost, meine Schatzis!“

Egal ob Liebeskummer, Arbeitsstress oder andere Probleme: Wer mit Flogging Molly vor der Porta steht, der lächelt. Immer wieder streut die Band auch ruhigere Songs in die Setlist ein. Dann wechselt der gefühlte Standort des Konzertes von der ausgelassenen Parade in den Pub „Mollys Malone“ in Los Angeles und das Jahr 1997, als die Band dort ihr erstes Album aufnahm. Getanzt wird trotzdem. Irland halt. King kann auch gefühlvoll, grüßt seine vor drei Jahren verstorbene Mutter und seine Frau und Bandmitglied Bridget Regan.

Es folgen weitere, gefühlt unzählige „Prost!“ und ein ausgelassenes und perfekt abgestimmtes Gitarren-Solo von Dennis Casey. Dann stimmt die Band den Song „Life is Good“ vom aktuellsten Album an. Kein Titel könnte diesen Abend besser beschreiben, als diese einfachen Worte. Bei vielen Songs hat man das Gefühl, dass die Menge nicht wirklich textsicher ist. Nicht weiter schlimm, denn Tanzen macht wohl ebenso glücklich wie Singen. „Ich fange langsam an, meinen Kater herauszuschwitzen“, scherzt King, bevor er mit „Devils Dance Floor“ den wohl schnellsten und stimmungsvollsten Song anstimmt.

„Swingt ein bisschen mehr auf der Tanzfläche des Teufels“, heißt es im Text. Spätestens jetzt wandelt sich der Vorplatz des römischen Stadttors zu jenem teuflischen Dancefloor, kein Bein in der Menge steht still. Und: Auch der Text ist plötzlich da. Singen und Tanzen gleichzeitig – die Vollkommenheit der guten Laune ist erreicht. Passend dazu entlässt die Band die Fans mit dem Outro „Always look on the bright side of life“ von Monty Python.

Hachja, die Iren. Ein Volk, das man gerne haben muss.

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