Wein-Lexikon Grauburgunder: Sein Geschmack ist noch vielfältiger als seine Namen

Graburgunder, auch als Pinot Grigio bekannt, ist ein Weißwein mit langer Geschichte. Was den Alltagswein auszeichnet und was es mit seinen unterschiedlichen Namen auf sich hat.

 Der Grauburgunder ist ein beliebter Weißwein.

Der Grauburgunder ist ein beliebter Weißwein.

Foto: Getty Images/iStockphoto/Leonsbox

Der Grauburgunder, auch Pinot Grigio oder Pinot Gris, ist einer der beliebtesten Weine, der sich als Alltagswein ebenso eignet wie als eleganter Essensbegleiter. Früher wurde er als Ruländer vermarktet, heute gibt es diese Bezeichnung noch in wenigen Anbaugebieten.

Wie muss ein Grauburgunder schmecken?

Grauburgunder ist der Shooting-Star unter den Rebsorten, weil er eine besonders harmonische Fruchtsäure mitbringt und gewisse stattliche Fülle am Gaumen hat, die ihn als Menü-Begleiter auszeichnet. Aber es gibt unterschiedliche Grauburgunder-Typen, erklärt Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut. Da ist einmal der leichte Sommerwein-Typ, der bei früher Ernte Aromen von grünen Nüssen und Mandeln hat, aber auch nach gelber, nicht überreifer Birne schmecken kann. Diese leichten Weine haben einen Alkoholgehalt von bis zu zwölf Volumenprozent und passen zu leichten Sommergerichten wie Salat oder Pasta. Dann gibt es einen kräftigeren Grauburgundertyp, der länger gereift ist, vielleicht sogar ins kleine Holzfass gelegt wurde. Dann treten Aromen von reifer Birne und anderen gelben Früchten hervor, vermittelt der Wein Opulenz und Cremigkeit am Gaumen und bietet sich als Partner für ein Gericht an, zu dem man normalerweise Rotwein trinken würde – wie beim Wild zum Beispiel. Tipp des Experten: Wenn man nicht weiß, welchen Wein man zum Essen trinken sollte, liegt man mit einem gehaltvollen Grauburgunder eigentlich immer richtig.

Welche Aromen hat ein Grauburgunder?

Grauburgunder riecht und schmeckt immer ein wenig nach Melone, Butter, Quitte, Haselnuss, Honig, Banane oder Karamell – je nachdem, wie er ausgebaut wurde und wie früh oder spät er geerntet wurde.

Ist Grauburgunder trocken oder lieblich?

Überwiegend ist der Grauburgunder schon trocken, aber eben als Ruländer in alter Tradition dann wiederum lieblich.

Was ist der Unterschied zwischen
Grauburgunder und Weißburgunder?

Bei den Weinen handelt es sich um zwei verschiedene Rebsorten aus der Burgunderfamilie. Grauburgunder ist der korpulentere Typ. Der Grauburgunder heißt so, weil die Trauben gräulich gefärbt sind, der Weißburgunder hat grüne Trauben, wie auch der weiße Riesling. Geschmacklich ist der Grauburgunder eher wie ein etwas kräftigerer Typ von der Stilistik her, der Weißburgunder ist der schlankere, elegante Typ mit mehr Zitrusaromen und nicht der Opulenz eines Grauburgunders.

Ist Pinot Grigio das gleiche wie Grauburgunder?

Ja, aber: Pinot Grigio kommt aus Italien, vor allem aus dem Norden und dem Friaul. Deutschland ist der drittgrößte Grauburgunder-Erzeuger der Welt, hier wird er auf mehr als 7700 Hektar angebaut. Pinot Grigio und Grauburgunder sind gleiche Rebsorten. In Frankreich beziehungsweise im Elsass heißt er übrigens Pinot Gris. Die französische Bezeichnung Pinot geht auf das französische „pin“ (Kiefer) zurück und beschreibt die an Kieferzapfen erinnernde Traubenform. Apropos Bezeichnung: Dann gibt es noch die Menschen, die ein bisschen mit ihrer Weinkenntnis angeben wollen und auf die Frage des Kellners, ob es ein Grauburgunder sein darf, entsetzt den Kopf schütteln und sagen: „Nein, auf keinen Fall, wir trinken nur Pinot Grigio.“ Den bekommen sie dann auch.

Ist Grauburgunder ein guter Wein?

Ja, Grauburgunder ist auf jeden Fall ein guter Wein. Es gibt ihn in allen Qualitätsstufen, als leichten und unkomplizierten Sommerwein bis zum komplexen Menübegleiter. Man sollte nur darauf achten, auch wirklich einen „guten“ Grauburgunder zu finden, der vielleicht ein paar Euro mehr kostet und der nicht aus der großen Massenproduktion stammt. Der örtliche Fachhandel berät sehr kompetent und lässt auch gerne immer wieder verkosten.

Was isst man zu Grauburgunder?

Trockene Kabinettweine und Spätlesen harmonieren gut mit Meeresfrüchten, Pasta oder Geflügelgerichten, kräftige Weine wie Grauburgunder aus dem Barrique passen dann wiederum zu Wild- oder anderen Fleischgerichten, aber auch Camembert oder andere Weichkäse sind tolle geschmackliche Partner für den Grauburgunder. Fruchtig-süße Spätlesen oder edelsüße Auslesen passen besonders gut zu fettreichem Edelpilzkäse und zu Desserts mit Honig, Mandeln oder Marzipan. Sommelière Christina Fischer ist ganz mutig und empfiehlt zur Sülze vom Sauerbraten, abgeschmeckt mit Trüffelöl und Trüffel, einen badischen Grauburgunder, der zu diesem Essen Eleganz und eine feine Fruchtigkeit entwickelt. Und eine mächtige Spätlese vom Ruländer empfiehlt sie zur gebratenen Gänsestopfleber mit Birnenspalten.

Wo wird Grauburgunder angebaut?

Grauburgunder wird heute nicht nur in Mitteleuropa, sondern vor allem auch in Australien und Neuseeland angebaut. In Deutschland hat der Grauburgunder wieder zunehmend an Bedeutung gewonnen. Zurzeit sind fast 7100 Hektar – das sind etwa sieben Prozent der deutschen Rebfläche – mit dieser Sorte bestockt. Insbesondere die badischen Winzer widmen dem Grauburgunder mit circa 2200 Hektar fast 14 Prozent ihrer Anbauflächen. Die Pfälzer steuern rund 1800 Hektar bei, die Rheinhessen annähernd 2000 Hektar, die Nahewinzer rund 350 Hektar.

Wieso heißt der Grauburgunder auch Ruländer?

Eigentlich war Grauburgunder in Deutschland als Ruländer bekannt, weil der Wein-Kaufmann Johann Seger Ruland die Rebsorte im 18. Jahrhundert vor allem in der Pfalz verbreitete. Was damals in den Weinbergen angepflanzt wurde, waren die Rebstöcke des Herrn Ruländer, eben die Ruländer. Mitte der 80er-Jahre, so erzählt es die Sommelière Christina Fischer aus Köln, fingen einige Winzer damit an, ihre trockenen Grauburgunder-Weine auch als Grauburgunder zu bezeichnen, um sich von den eher breiten und süßlichen Ruländern zu unterscheiden. Denn Anfang der 80er-Jahre sollten die Weine immer trockener werden, sodass die trockene Grauburgunder-Stilistik mehr an Bedeutung gewann.

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