Wein-Lexikon Riesling: Die beste Rebsorte der Welt hat ihre Heimat in Deutschland

Riesling gilt als die beste Rebsorte der Welt, sagt der Wein-Brockhaus. Er belegt weltweit mehr als 60.000 Hektar Rebfläche. Davon steht knapp die Hälfte in Deutschland.

 Riesling ist der Wein, der meist ganz automatisch mit dem deutschen Weinanbau in Verbindung gebracht wird.

Riesling ist der Wein, der meist ganz automatisch mit dem deutschen Weinanbau in Verbindung gebracht wird.

Foto: Getty Images/iStockphoto/Silberkorn

Allein im Rheingau wird zu 80 Prozent ausschließlich Riesling angebaut. Er wächst aber auch in Australien, Kalifornien oder Südafrika. Es gibt filigrane-halbtrockene Mosel-Rieslinge mit wenig Alkoholgehalt, aber auch opulente Varianten, die in der österreichischen Wachau wachsen und 14 Prozent Alkohol haben können. Beeren- und Trockenbeerenauslesen dagegen zeigen sich üppig-süß.

Was genau macht einen Riesling in seinem typischen Geschmack aus?

Es ist dieser unvergleichliche Geschmack aus der Kombination von fruchtiger Säure und Frische. Riesling wird oft als rassig bezeichnet, präsentiert sich meist sehr filigran im Glas. Der „typische“ Riesling zeigt eine blassgelbe, ins grünlich-gelbe tendierende Farbe, im Duft dominieren Pfirsich oder Apfel, im Mund spürt man eine „rassige Säure“, erklärt Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut. Bei den Rieslingen, die auf Schieferböden wachsen, spricht man von einer mineralischen Note. Manche Weine riechen nach Feuerstein, altersgereifte Gewächse weisen häufig einen interessanten Petrolton auf.

Was ist das Besondere an Riesling?

Die unterschiedlichen Ausprägungen von Boden und Terroir sind es, die den Riesling prägen. Kein anderer Wein bildet die Beschaffenheit des Bodens so intensiv ab wie der Riesling. Der Buntsandstein an der Mittelhardt in der Pfalz bringt beispielsweise die Pfirsicharomen stärker heraus, eine Note vom grünen Apfel findet man eher in Rieslingen, die auf den Schieferböden am Mittelrhein und an der Mosel wachsen. Der Riesling fühlt sich im vergleichsweise kühlen Klima (cool climate) bei uns an der nördlichen Grenze des Weinbaus ziemlich wohl. Durch seine lange und späte Reife, die in manchen Jahren bis in den November hineinreicht, kann er in unseren Anbaugebieten besonders viel Aroma ausbilden.

Ist Riesling trocken oder lieblich?

Riesling gibt es in allen Geschmacksrichtungen – von trocken bis edelsüß. Ernst Büscher: „Es gibt keine andere Rebsorte, die die komplette Klaviatur des Geschmacks so brillant beherrscht wie der Riesling.“ Somit ist ein Riesling nicht immer trocken, wie viele denken, denn es gibt ihn eben auch fein-herb, lieblich oder auch als edelsüße Trockenbeerenauslese. Zu den meisten Speisen würde man vielleicht eher einen trockenen Riesling empfehlen, aber zur asiatischen Küche passt auch ein halbtrockener Riesling perfekt.

Wie schmeckt Riesling?

Mit seiner animierenden Frische eigentlich unverwechselbar. Aber Riesling ist nicht gleich Riesling. Es gibt ihn als unkomplizierten Sommerwein, der sich auch perfekt für eine Weinschorle eignet, oder als leichten „Kabi“ beziehungsweise Kabinett-Wein mit wenig Alkohol, der trotz seiner Leichtigkeit eine große geschmackliche Fülle mitbringt. Höherwertigere Rieslinge aus Einzellagen hingegen zeigen eine enorme Konzentration am Gaumen. Die Krönung eines jeden Jahrgangs sind Riesling Beeren- oder Trockenbeerenauslesen und im Idealfall auch Eisweine, die – dank der sortentypischen Fruchtsäure – trotz ihrer betörenden Süße nie pappig süß schmecken.

Wo wächst Riesling?

In Deutschland wächst Riesling in allen 13 Anbaugebieten. Traditionell wird diese Rebsorte in den Flusstälern von Mosel, Rhein und Nahe angebaut. Aber auch in den USA findet man Riesling-Weinberge. Deutschland gilt aber als das „Mutterland“ des Rieslings. Hierzulande wachsen etwa 45 Prozent des weltweiten Rieslings. Seit 2008 ist das größte Anbaugebiet für Riesling die Pfalz mit rund 6000 Hektar.

Muss man Riesling „jung“ trinken oder kann man ihn auch einige Jahre im Weinkeller aufbewahren?

Auch hier gilt beides: Riesling schmeckt natürlich jung, aber er hat meistens auch großes Alterungspotential. Denn insbesondere der Riesling – es gibt tolle Beispiele von der Saar oder aus dem Rheingau – eignet sich hervorragend zum „agen“, wie der Experte sagt. Also einfach mal eine Flasche aus dem aktuellen Jahrgang weglegen und in zehn Jahren wieder hervorholen. Dazu Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut: „Viele Riesling-Weine können direkt nach der Ernte getrunken werden, sie haben dann eine jugendliche Frische. Die höheren Qualitätsstufen erreichen ihre optimale Trinkreife aber oft erst nach einigen Jahren. Spitzenweine – hier besonders die edelsüßen – bleiben jahrzehntelang frisch. Riesling Trockenbeerenauslesen oder Eisweine eignen sich von daher sehr gut, wenn man mal einen Wein aus dem Geburtsjahrgang eines Gratulanten verschenken möchte.“

Seit wann kennt man Riesling eigentlich schon im Weinbau?

Dazu Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut: „Die längste Riesling-Tradition haben wohl die Winzer im Rheingau; von dort gibt es ein historisches Dokument, das auf das Jahr 1435 zurückgeht: In einer Weinkellerrechnung der Grafen von Katzenellenbogen vom 13. März 1435 wurde das Wort Riesling zum allerersten Mal erwähnt. Hinweise auf die Verbreitung im heutigen Rheinhessen und der Pfalz stammen aus dem ausgehenden 15. und der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.“

Wie findet man nun seinen „Lieblings-Riesling“?

Man muss immer wieder probieren – natürlich in Maßen. Ein Treffen mit Freunden zu einer Weinprobe kann da helfen, auch eine Beratung von einem Weinhändler aus der Nachbarschaft bietet sich an. So können Rieslinge aus verschiedenen Anbaugebieten gegeneinander verkostet werden, denn die Unterschiede von Wein schmeckt man am besten im direkten Vergleich. Nach und nach entwickelt sich dann der eigene Weingeschmack und man weiß, welcher Riesling – vielleicht der mit viel oder weniger Säure oder der leichte statt des schweren Typs – der Lieblingswein wird. Ansonsten: immer weiter probieren und dabei die allzu günstigen Weine einfach im Regal stehen lassen, weil man auch an die Wertschätzung für den Winzer denken sollte. Denn der arbeitet das ganze Jahr hart in Handarbeit und oft in Steillagen, um seinen Kunden einen tollen Wein zu präsentieren.

Foodpairing - Welcher Riesling passt zu welchem Essen?

Riesling ist der ideale Begleiter einer modernen Küche. Er eignet sich schon als Aperitif ganz hervorragend, denn er regt sowohl den Appetit als auch die Unterhaltung an. Trockene Riesling-Weine passen gut zu sahnigen Kräuter- und Gemüsesuppen, zu vielen vegetarischen Speisen oder leichten Fisch- und Fleischgerichten mit hellen Soßen und auch zu einem gereiften Bergkäse. Feinherbe oder halbtrockene Rieslinge harmonieren wunderbar mit den würzig-scharfen sowie den süßsauren Speisen der asiatischen oder mexikanischen Küche. Komplexere Lagenweine vom Riesling werden besonders nach ein paar Jahren Flaschenreife erstklassige Speisebegleiter für eine breite Palette von Gerichten. Fruchtig-süße Spätlesen und Auslesen sind tolle Partner zu fruchtigen Desserts oder auch Patés. Und überraschen kann man seine Gäste mit der spannenden Kombination einer edelsüßen Riesling Beerenauslese und einem cremigen Roquefort Käse.

Also: Es gibt nicht nur den einen Riesling, gerade diese Rebsorte präsentiert sich enorm vielseitig. Und das jedes Jahr aufs Neue. Wer sich tiefergehend mit dem Thema beschäftigen will, sollte sich beraten lassen – im Weinfachhandel oder direkt im Weingut. Warum nicht einfach mal die deutschen Anbaugebiete bereisen und sich durchprobieren?

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