Politik Aufbruch mit 55 Die beiden Nachbarn wollen zusammenrücken.

55 Jahre sind ein gutes Alter. Viel Lebenserfahrung, noch ein Jahrzehnt bis zur Rente. Zeit also, noch etwas anzupacken. Etwas zu verändern. Genau das ist nun die Aufgabe von Deutschland und Frankreich.

Politik: Aufbruch mit 55 Die beiden Nachbarn wollen zusammenrücken.
Foto: TV/Schramm, Johannes

55 Jahre nach dem Élysée-Vertrag, jenem historischen Freundschaftsvertrag, müssen beide Länder nach vorne schauen. Nur die Rentnergeneration kennt noch die Rhetorik der „Erzfeinde“.
Die Jugend bewegt sich ohne Scheu vor den Gespenstern der Vergangenheit von einem Land ins andere. Dass sie die Sprache des Nachbarn spricht, ist ein Verdienst des Abkommens zwischen Konrad Adenauer und Charles de Gaulle. Dieser Text, der am 22. Januar 1963 unterzeichnet wurde, ist nach wie vor aktuell. Er muss weiterleben. Doch er muss auch weitergeschrieben werden. Emmanuel Macron hat das erkannt. Deshalb schlug er in seiner Rede an der Sorbonne einen neuen Élysée-Vertrag vor, und zwar genau zum 55. Jahrestag.
Die langwierige Regierungsbildung in Berlin hat das Projekt ebenso ausgebremst wie die anderen ehrgeizigen Pläne des französischen Staatschefs.
Der Präsident will das Haus Europa ohne Tabus entrümpeln und mit einer Generalüberholung zukunftsfest machen. Gut so. Doch ein einsamer Handwerker genügt nicht für dieses Mammutprojekt. Frankreich braucht den Partner Deutschland. Charles de Gaulle hätte ohne Konrad Adenauer keinen Élysée-Vertrag schließen können. Valéry Giscard d’Estaing hätte ohne Helmut Schmidt nicht die Grundlagen für die europäische Währungsunion legen können. Und Helmut Kohl hätte ohne François Mitterrand nicht die deutsche Einheit vollenden können.
Gemeinsam haben beide Länder viele europäische Herausforderungen gemeistert. Nun steht Europa mit dem Brexit und dem Nationalismus der USA vor einer neuen Bewährungsprobe. Und es ist Zeit für ein neues deutsch-französisches Paar, das die Leistungen seiner legendären Vorgänger fortsetzt. Macron braucht Merkel und Merkel braucht Macron. Der Präsident hat das, was der Bundeskanzlerin an Enthusiasmus und Ideenreichtum fehlt. Und die Bundeskanzlerin hat die Erfahrung und das diplomatische Geschick, das der Präsident noch lernen muss. Nur zusammen können sie die Zukunft Europas gestalten.
Allez-y!

nachrichten.red@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort